Oberösterreich, 20. Jahrgang, Heft 1, 1970

Links: Handschriftliches Blatt der Übertragung der Operette „Das Land des Lächelns" ins Englische. — Rechts: Programmzettel aus dem Theater an der Wien Aus den Gärten der Villen an der Traun duften die Rosen und der Phlox. Von den Fenstern der Hotels und Pensionen leuchten an diesem Sommertag die Pelargonien und der Himmel über der „Operettenstadt" Bad Ischl ist so blau wie der Enzian oben auf den Bergwiesen. Geschichte und auch Ge schichtchen um Musik aus dem Salzkam mergut weiß hier jeder Blick in die Runde zu erzählen. Und auf Spaziergängen zwi schen der Traun und dem Aussichtshügel, der nach der Mutter des berühmtesten Sommergastes in Bad Ischl, Kaiser Franz Josephs, den geradezu kitschig-romanti schen Namen „Sophiens Doppelblick" trägt, machen wir erstaunliche Entdeckungen. Dazu zählt die kleine Familienpension ein wenig bergan über der Traun gelegen, die heute noch „Zur Schmalnau" heißt und genau den gleichen Garten hat wie damals, als vor 65 Jahren der junge Kapellmeister Franz Lehär hier täglicher Frühstücksgast gewesen ist. Nicht nur wegen des guten Kaffees und der „reschen" Kipferln mit der frischen Landbutter, sondern weil da jeden Morgen eine junge Dame — sie war mit ihren Eltern zur Kur in Bad Ischl — nach ihrem Spaziergang aus dem Jaintzenwald kommend, an Lehärs Frühstückstisch vorbeipromenierte. Ahnungslos, daß sie durch diese Spaziergänge das „Modell" für eines der berühmtesten Lieder des Meisters werden sollte, der fasziniert von der an mutsvollen Begegnung damals geschrieben hat: „Vilja, o Vilja, du Waldmägdelein". Die Melodie war eine der großen „Num mern", die das in jenem Sommer des Jahres 1905 geschriebene Meisterwerk „Die lustige Witwe" zum Welterfolg geführt hat. Schon diese Erinnerung in der Schmalnau ver anlaßt uns, dem Schaffen Franz Lehärs, dessen 100. Geburtstag im heurigen Jahr Österreich das Jahr 1970 als „Lehär-Jahr" feiern läßt, in der Operettenstadt Ischl nachzuspüren... * „Komm in den kleinen Pavillon" werben zärtlich die Geigen, wenn die kleine Ver wechslungskomödie über die schöne Valencienne in der berühmten Operette um die „lustige Witwe" Hanna Glavari beginnt. Dieser Pavillon findet sich heute noch in dem verträumten Garten hinter dem so genannten „Lidl-Haus" an der Ischler Esplanade, unmittelbar neben dem durch die Verlobung Kaiser Franz Josephs mit seiner „Sissy" historisch gewordenen Seeauer-Haus. In diesem romantischen Garten idyll steht auch noch das sogenannte „Rosenschlößl", bezaubernd in seiner Anmut als spätes Biedermeieridyll. Auch der zeit wird dieses hübsche Gartenhäuschen teilweise an Sommergäste vermietet, so wie damals, als Giacomo Meyerbeer als SomrK fi.pm'.C^hcakr an - afitKTION W KARGAüSKW.AüNER FreitHg: cten ILtenner 1907. ti i ^ .-U/e/as//ge jt/Iwe Operella tn 3ARtan (teil:.vcise naol einer ftemdeii Oruiiclidee') von VICTOR l40N UNO LEO STEIN . p jT Musik von - ^ranz^ehdr UNTER PERSÖNIICHER LEITUNG OES KOMPONISTEN. ;üf;Tn Wrkn Jela. \<if' THhcf in Pnnr fÜ.nvaHrh. \ äU-. «virc Hati Mitfl WiriSi. 'W l'tfi.h. Ü.,:•>!.•« isch, t»v-s n.fh,Mfisv^iretSr. kei.j, ,l K-n. I. R. I.iann Tfvvni.inn. Hvipt vflaw.iTt Vii/i Üilaihrf. R Kill Sftvihuna, . . . .|uUu» HrsmfT LSm f »ft Sft'ni Rt -.chi. iVviii Sctiwa.ij.f p. MO- > tSrmK>« KtRvB. Ftfli illhin. fnu . . Renn 7.te?J«. h 1 T« ntne>Jnn kicher Heinrich Pitt Oftfs, Fm . . M«« ScXötj. Ohcnt i. P- , . , . RtHlaaslj-, l'rmnA-toi. ««sw F{«ä . Wfil-a. Riefln ■•-Frit OMa? ÄJrk«. ' "i" iwUe r'.n«-Fmq Thüii.» T ptnx CH-'-Llo . 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Hier gaben ihm der leise Wind in den Rosenbüschen und die hohen Sterne über dem alten Ischler Garten die verhalten-leidenschaftliche Walzermelo die: „Lippen schweigen, 's flüstern Gei gen" ein. Der große Wurf, der Sprung auf die weltweite Bühne der klingenden Musik aus Osterreich, sie sind dem jungen Lehär damals in diesem „Rosenschlössl" ge lungen . . . „D a s ist a Musik?" hat im Herbst 1905 der damals allgewaltige Herr Direktor Wil helm Karezag vom Theater an der Wien entrüstet gefragt, als Lehär ihm die ersten Proben aus seiner „Lustigen Witwe" vor spielte. Als dann nach der denkwürdi gen Welturaufführung am 28. Dezember 1905 dieses Meisterwerk klingenden Froh sinns aus dem Salzkammergut seinen triumphalen Weg und damit auch dem Theater an der Wien durch Serienauffüh rungen volle Kassen gemacht hat, bestritt Karezag energisch, jemals diese Musik an gezweifelt zu haben. In seinem breiten, ungarisch akzentuierten Wienerisch stellte er immer wieder fest: „Bittaschön, hab ich nicht gesagt: d a s is a Musik? Hab ich ge sagt: Das isa Musik!!" Das aber ist all die Musik, die Lehär im Salzkammergut komponiert hat! Sind wir heute in seiner zum berühmten „LehärMuseum" gewordenen Villa zu Gast, wis-

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