Oberösterreich, 20. Jahrgang, Heft 1, 1970

tur: der Gesamtanlage wie ihrer Höhe punkte Kircheninneres, Treppenhaus, Mar morsaal und Bibliothek; in der Besonder heit der kunstgeschichtlichen Stellung, in dem vor unseren Augen der Wandel vom austro-italienischen Hoch- zum österreichi schen Spätbarock erfolgt, wobei festzuhal ten ist, daß noch der Italiener Carlone, soweit es seine Veranlagung zuließ, diesen Wandel einleitete, den Prandtauer dann zu blühender Entfaltung brachte. Kommt noch hinzu, daß St. Florian über eine wertvolle Bibliothek und Kunstsammlung verfügt, in der Kirche die herrliche Krismann-Orgel steht und der zeitlebens mit St. Florian engstens verbundene große österreichische Symphoniker Anton Bruckner unter ihr in der Krypta seine letzte Ruhestätte gefun den hat. Das Lokalkolorit würde es gestatten, auch noch einige andere barocke Bauten zu er wähnen wie das Kircheninnere von Garsten und Schlierbach oder den berühmten Fisch behälter im Stift Kremsmünster. 8. Die Wilheringer Stiftskirche (1733 bis 1751). Es fragt sich, ob bei einer strengen Auswahl diese Stiftskirche in die „Welt kunst" eingestuft werden kann. Immerhin, ihr Innenraum ist ein Kleinod des Spät barocks. Von diesem Raum geht ein hoher Grad von Verzauberung aus, die in dem feinst abgestimmten Zusammenwirken aller Schmuckkünste die eine und in dem von hoch oben einfließenden Licht die andere Ursache hat. Dabei entsteht ein Fluidum, in dem das Räumlich-Sichtbare gleichsam ins Musikalisch-Klanghafte hin übergleitet. In der herrlichen Westwand mit der zartschwingenden Musikempore und dem ein lichtdurchflutetes Fenster rahmenden Orgelprospekt erhält dieses Verwobensein anschauliche Gestalt. Mit der Innenausstattung der Wilheringer Kirche, an der auch bayerisch-schwäbische Künstler mitgewirkt haben, klingt der österreichische Spätbarock aus und fühlt als eines der wenigen Beispiele in Österreich in das Rokoko vor. Darauf beruht der kunstgeschichtliche Stellenwert Wilherings. 9. Das Werk Alfred Kuhins (1877 bis 1959). Keiner von den Künstlern, die im Zusammenhang mit den ausgewählten Werken zu nennen waren, entstammt dem eigenen Land. Dieses Schicksal teilt Ober österreich mit vielen anderen Ländern. Auch der große Zeichner und Illustrator Alfred Kubin kam von auswärts. Aber er lebte über 50 Jahre lang bis zu seinem Tode auf seinem Landsitz in Zwickledt bei Schärding. Im äußersten, ehemals bayeri schen Westen des Landes also, unweit von Passau und Regensburg, wo Wolf Huber und Albrecht Altdorfer zu Hause waren. Und über die Jahrhundertwende hinweg besteht bei Kubin, wie übrigens auch bei Kokoschka, eine innere Verwandtschaft mit den Meistern der „Donauschule". Das Ein dringen in die unerschöpflichen Geheim nisse der Natur, die Lust am Hintergrün digen, Phantastischen und Dämonischen, das Interesse am ursprünglich Kreatürlichen in seinen Metamorphosen des Tierischen und Pflanzlichen schaffen Verbindungen. Da wie dort finden die „Gesichte" ihren Niederschlag in krausen, oft wilden Zeich nungen oder mit phosphoriszierenden Farben gemalten Bildern. Nach Kokoschka gehört Kubin zu den wenigen heimischen Künstlern, die der österreichischen Kunst des 20. Jahrhunderts Weltgeltung ver schafft haben. Den künstlerischen Nachlaß Kubins teilen sich die Albertina in Wien und das „Kubin-Archiv" des Oberöster reichischen Landesmuseums in Linz. mim Wilhering, Stiftskirche, Raumeindruck gegen Westen

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2