Oberösterreich, 20. Jahrgang, Heft 1, 1970

Links: Frauenstein, Pfarrkirche, SchutzmantelMuttergottes,Kopf Mariens Rechts; St. Florian, Stiftssammlungen, Altdorfer-Altar: Marter des hl. Sebastian gottes, Christus). Doch hinter aller forma len Erscheinung steht als die große Anrege rin Byzanz, vermittelt durch Aquileia-Vene dig. Als ikonographische Besonderheit der Lambacher Fresken hat die breitangelegte Darstellung der Herodeslegende zu gelten. Und schließlich verdienen sie noch deshalb erhöhtes Augenmerk,weil sie, nie übermalt, den ursprünglichen Zustand aufs beste überliefern. Wie lange sie sich diese unmit telbare Frische, nunmehr ungeschützt den atmosphärischen Einwirkungen ausgesetzt, bewahren werden können, ist eine andere Frage. Im Zusammenhang mit den Lambacher Fresken darf der Hinweis nicht fehlen, daß Oberösterreich auch einen bemerkenswer ten Vertreter der hochromanischen Buch malerei besessen hat. Luithold von Mond- ■m 3. Hl. Florian {A. 14. Jahrhundert). Für die frühe Gotik möge die großartige Schnitzfigur des ersten Schutzheiligen Österreichs stellvertretend stehen. In ihrem schlanken Steilwuchs, dem Ernst des Ge sichtsausdruckes und der Schärfe der Form sprache verkörpert sie das ritterliche Ideal bild ihrer Zeit. Ihm an die Seite kann man das blockhafte Gunthergrab in Kremsmün ster setzen, während als Beispiele der Buch malerei und der Baukunst — im Sinne des Lokalkolorits — auf das ausdrucksstarke Kanonblatt eines Wilheringer Missales und die zartgegliederte Wallseer Kapelle in der Ennser Pfarrkiche zu verweisen wäre. Als nennenswerte Vertreterin aus dem Kreise der sogenannten „Schönen Madonnen" bietet sich die Inzersdorfer Madonna vom Anfang des 15. Jahrhunderts an. 4. Der Pacher-Altar in St. Wolfgang im Salzkammergut (1471 bis 1481). Wenn man so verschiedenartige Werke wie den Tas silokelch, den Pacher-Altar und das Stift St. Florian wertend überhaupt miteinander vergleichen darf, so wird man unter Ab wägung aller Umstände doch der grandio sen Schöpfung Pachers den höchsten Rang zuerkennen müssen. Pachers Altar erfüllt sozusagen alle Bedingungen in unüberbiet barer Weise, die seine Einreihung in die höchste Ebene der „Weltkunst" rechtferti gen. Die künstlerische Ausdruckskraft ist in den Einzelfiguren, in den Einzelkompo sitionen und in deren Zusammenwirken zur Gesamtkomposition zu einer äußersten Vollkommenheit und Dichte gesteigert. Das von spannungsreichen Gegensätzen erfüllte Crescendo im Vorgang der Entfaltung des Altares entspricht auf wunderbarste Weise der Vertiefung des heilsgeschichtlichen Ge haltes und findet seine doppelte, aber in eins zusammenfallende Vollendung in der unausschöpflichen Offenbarung des Schreins. Rein thematisch ist eine solche Fülle von heiligen Gestalten und Szenen in den Altar hineingenommen, daß ein Großteil des heilgeschichtlichen Geschehens, wie es sich bislang im Kirchenjahr gespie gelt hat, zur Veranschaulichung kommt. Dabei wird das Hier und Jetzt nicht über sehen, sondern in mehrfacher Hinsicht auf die örtlichen Gegebenheiten und den klösterlichen Auftraggeber Mondsee Rück sicht genommen. Außerdem kommt dem Altar das Prädikat der Einzigartigkeit (das er allerdings nicht als Monopol beanspru chen kann) in mehrfacher Hinsicht zu: er ist das einzige Altarwerk Pachers, das voll ständig erhalten ist, er steht unverändert an jenem Platz, für den er einst geschaffen wurde, und er befindet sich, trotz der An fälligkeit des Materials, in einem ganz vorzüglichen Erhaltungszustand. Das spricht für die handwerkliche Güte der Arbeit, aber auch für die denkmalpflegerische Sorgfalt, die diesem Wunderwerk ge widmet wird. Nicht unerwähnt soll sein, daß auch das ganze Ambiente: die zauber hafte Seenlandschaft, der gotische Kirchen bau und die hochwertige Barockausstat tung dazu beiträgt, Pachers St.-WolfgangAltar immer wieder zu einem ungetrübten und in seiner Art unübertrefflichen Kunst erlebnis werden zu lassen. 5. Der Kefermarkter Altar (um 1490). Dieses Werk eines bisher leider noch immer unbekannten, wohl donauländischen Mei sters steht seinem großen Vorbild, dem Altar von St. Wolfgang, nur wenig nach.

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