Oberösterreich, 19. Jahrgang, Heft 1, 1969

»■ Prospect der k. k. landesfürstlichen Stadt Freystadt, wie selbe von Aufgang gegen Untergang angesehen wird, 1798. Notmühle im Weiermühlturm zuführte, wurde auf einem Damm geleitet. Durch Stauung in kriegerischen Zeiten floß der Bach über und füllte den Graben zwischen den beiden Grabenmauern aus. In Friedenszeiten wurde er für das Ein setzen von Fischen benützt, die aus Südböhmen eingeführt wurden. Sein Auslauf lag in der Nähe des Dechanthofturmes. Als riesiges Wasserreservoir wurde der Frauenteich künstlich angelegt, der früher um zwei Drittel größer war als heute. Auch in der Bockau gab es ein Staubecken. Durch den Teich wurde die Nordwestecke der Stadt zusätzlich geschützt. Der Einlauf in den Stadtgraben befand sich beim Scheiblingturm. Bis zu dessen Erbauung schützte ihn eine kleine Bastei. An dieser Stelle drangen 1626 die Bauern in die Stadt. Zwischen der Zwingermauer und der inneren Stadtmauer lag als freier, unbebauter Raum der Zwinger, der nur durch wenige Türen in der Stadtmauer betreten werden konnte. Die innere Stadtmauer stellte den ältesten Mauerring dar. Sie stand bis in das Ende des 16. Jahrhunderts frei, zwischen ihr und den Häusern lag ein weiterer unbebauter Ring, die Reihe. Erst seit dem 17. Jahrhundert lehnen sich an ihre Innenseite Häuser an. Bis 1553/54 war sie wie die Zwinger mauer von Zinnen bekrönt. Die Mauerkronen sprangen zu rück und dienten als Auflage für den hölzernen Wehrgang. Während die Zwingermauer durchwegs abgetragen worden ist, kann die Auflage für den Wehrgang an der Stadtmauer stellenweise noch erkannt werden. An diese beiden Wehr mauern wurden schon im Mittelalter vorkragende Wehrerker zum Auswerfen von Kampfmitteln und zum flankierenden Beschüß angebaut. In der Mitte des 16. Jahrhunderts erhielt die Stadtmauer alternierend eine Pechnase und fünf Schieß luken. Die Zinnen waren gerade abgemauert worden. Nach dem staufischen Turm des Böhmertores wurde erst in der Mitte des 14. Jahrhunderts der Weiermühlturm errich tet. Er schützte die Stadtmühle und flankierte das Kiessling oder Posttürl, das an Stelle der Weiermühlstiege lag und erst nach dem Brande von 1887 abgetragen wurde. In dem nied rigen Verbindungstrakt zur Zwingermauer war eine Not mühle untergebracht und um 1520 hatte ein Bürger dort auch eine Tuchwalke errichtet. Der Turm besitzt die stärksten Mauern der ganzen Befestigung (3,40 m) und war in drei Wehrböden unterteilt. Im Dachgeschoß kragte ein umlau fender Wehrgang aus Holz vor. Gegen Ende des 14. Jahrhun derts entstanden die beiden anderen halbrunden Türme beim Linzertor (Heimatbundturm) und der vor 1827 abgebrochene Turm gegen St. Peter, dessen halbrunder Stumpf an der Brücke noch erhalten ist. Diese Türme hatten vier Wehr böden und im Dachgeschoß einen vorkragenden, hölzernen Wehrgang. Ihre Rückseiten waren offen oder nur mit Bret tern verschlagen. Im Frühling des Jahres 1390 wurde der Turm hinter dem Altenhof, dem heutigen Salzhof, aufge führt. Dieser rechteckige, ursprünglich viergeschossige Turm wurde einmal für romanisch oder gar vorromanisch gehalten. Weder Mauerwerk noch die Baurechnungen lassen jedoch Zweifel über sein echtes Entstehungsdatum aufkommen. Er ist als erster Turm neben dem späteren Scheiblingturm in den Untergeschossen gewölbt. Nach den Hussitenkriegen bestückten die Freistädter die Nord west- und Südostecke der Stadt mit dem Scheiblingturm (1444—1447) und dem Dechanthofturm (Pfefferbüchsturm). Von diesen beiden Rundbauten ist besonders der letztere mit seinen Dacherkern und den schönen Proportionen künstlerisch durchgestaltet. Während er zum Schütze des Auslaufes des Wührgrabens und zur Flankierung der Schwellmauer diente, schützte der Scheiblingturm den Einlauf aus dem Frauenteich und übernahm damit die Aufgabe der kleinen Bastion aus dem 14. Jahrhundert.

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