Oberösterreich, 19. Jahrgang, Heft 1, 1969

.'ir.Hi -■■ V ■ M— , A . «• • • . ^ iMiiliffiilll BfffcifiM t- z \rCi Prospect der k. k. landesfürstlichen Stadt Freystadt, wie selbe von Mittag gegen Mitternacht angesehen wird, 1798. Schwung des Städtewesens bemühten, und die Zeit der letzten Babenberger, die ihren Territorialbesitz abzurunden und zu festigen versuchten. Die Grenzen im Osten sind bereits abgesteckt, schlagartig beleuchtet diese Situation der Schlach tentod Friedrich II., des Streitbaren, im Jahre 1246 an der Leitha. Unter den letzten beiden Babenbergern, Leopold VI. und Friedrich II., wurde Freistadt planmäßig gegründet und angelegt, von ihnen erhielt es als Wappen den rot-weiß roten Bindenschild und auf ihre Privilegien bezieht sich Rudolf von Habsburg in seiner Urkunde von 1277, einer Konfirmation mit Erweiterung durch das Stapelrecht. Die Baugeschichte der Befestigung von Freistadt muß in drei aufeinander folgende Abschnitte geteilt werden. Ihr erster, „prähistorischer" Abschnitt reicht von der Planung der ge gründeten Stadt bis in die Mitte des 14. Jahrhunderts. Erst von da an fließen archivalische Quellen und es kann der etap penweise Ausbau auch an erhaltenen Bauteilen verfolgt werden. Für die erste Baustufe geben nur wenige Bauglie der Zeugnis. In der zweiten Epoche wurde die Befestigung ausgebaut, verstärkt und verbessert. Dieser Zeitraum reichte bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts, bis etwa 1553/1554. In diesen Jahren wurden die mittelalterlichen Zinnen der Stadtmauer zugemauert. An ihre Stelle traten Schießscharten und Erker zum Auswerfen von Kampfmitteln. In diesen zwei Jahrhunderten wurden die Wehranlagen als ein Aus druck des Machtbewußtseins des Bürgertums bewußt künst lerisch ausgeführt. Ungeheure Energien vermochte damals eine kleine Bürgergemeinde freizumachen, nicht nur für den Ausbau der Befestigung, sondern auch für die Errichtung und Verschönerung der repräsentativen Bauwerke. So ent standen im 14. Jahrhundert die Wölbung der Stadtpfarrkirche, die Frauenkirche und die gotischen Teile der Johanneskirche, die Allerheiligenkapelle in St. Peter und das neue Schloß für den Landesfürsten. Im 15. Jahrhundert mußten nach den Hussitenwirren die Frauenkirche und St. Peter auf dem Berg neu errichtet werden und die Stadtpfarrkirche erhielt ihren schönen Chor. Gleichzeitig wurden viele Erdgeschoßräume der Bürgerhäuser gewölbt, manche Arkadenhöfe gebaut. Die Ka tastrophen von 1507 und 1516 zerstörten die Stadt bis auf die Grundfesten. Schließlich lähmten Reformation und Bauern kriege ein Jahrhundert lang die Wehrbereitschaft und die Kunstübung. Die letzte, dritte Phase begann mit der Eroberung der Stadt durch die Bauern 1626. Schon vorher war die Stärke der Wehranlagen angezweifelt worden. Man überprüfte sie nur noch in unruhigen Zeiten und die Bürger wollten sie auch nicht mehr verteidigen. Teile der Mauern verfielen und wurden nur widerwillig auf höheren Befehl gesichert. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts fielen aus verkehrstech nischen Gründen verschiedene Anlagen. Verfall und Zerstö rung erweckten allerdings ästhetische Werte in romantischer Sicht, die seit rund hundert Jahren die Denkmalpflege in einem bis heute unentschiedenen Kampf um die Erhaltung des Überkommenen rege hält. Die erste Epoche begann also mit der Gründung der Stadt im zweiten Drittel des 13. und dauerte bis über die Mitte des 14. Jahrhunderts, seit welchem Zeitraum die ersten schriftlichen Nachrichten zusammen mit erhaltenen Architek turteilen überliefert sind. Die gegründete Stadt dokumen tieren das Rasternetz der Straßenzüge, der große Markt mit den klaren Proportionen von 1:2 mit der Marktkirche auf dem höchsten Punkt und der regelmäßige, nur durch Ge ländegegebenheiten verschobene Grundriß der Umwallungen. Diese bestimmenden Kriterien stellen Freistadt als Schwesterstadt zwischen das 1212 mit dem Stadtrecht be gabte Enns und die um 1260 erfolgte Stadterweiterung von

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