Oberösterreich, 17. Jahrgang, Heft 3/4, 1967

Die Buben werden von ihren Eltern den Patres anvertraut, vor allem, weil man sich eine gediegene Ausbildung erwartet. Die Anstalt hat den Ruf einer guten Schule. Dies empfinden wir weniger als Ehre, sondern hie und da als Belastung, die meiste Zeit jedoch als Ansporn. Nach der neuen staatlichen Studienordnung für allgemeinbildende höhere Schulen wird Kremsmünster als humanistisches Gymnasium geführt. Wir glauben, daß der Unterricht von Latein und Griechisch immer noch die größte Möglichkeit bietet, das Denken des Abend landes und unserer modernen Welt zu begreifen. So gesehen, glauben wir, daß die Altphilologie keine Einschränkung für moderne Fremdsprachen, für technische und naturwissen schaftliche Fächer sein muß. Im Gegenteil. Es kann ein An sporn für die Weiterbildung sein. Aus diesem Grund sind wir bemüht, die Möglichkeiten des Physik- und Natur geschichtsunterrichtes immer mehr auszubauen. Aus dem glei chen Grund werden so verschiedene Fächer wie Darstellende Geometrie, Philosophiegeschichte und Filmerziehung als Frei gegenstände unterrichtet. So wird auch versucht, die Einrich tungen zur körperlichen Ertüchtigung noch weiter auszubauen. T interessanter gestalten könnte, so ist dieser Dialog ein Zei chen für die Mühe,die eigene Didaktik zu verbessern. Konvikt Wesentlich für den Erfolg oder Mißerfolg des Kremsmünsterer Gymnasiums ist nicht nur die Qualität seiner Lehrer, son dern ebenso die Atmosphäre des Konviktes. 247 Buben von insgesamt 309 Studenten leben in sieben „Abteilungen", die altersmäßig gestuft sind, mit ihren geistlichen „Präfekten" zusammen. Das Konvikt, in der jetzigen Form seit 1804 be stehend, ist in den Räumen des „Prälatenhofes" unterge bracht. Die barocken Räume sind groß und licht; haben breite Gänge. Die Einführung des neunten Schuljahres stellt uns vor die Aufgabe einer teilweisen Umgestaltung der Räumlichkeiten. Wenn die Psychologie feststellt, „daß Stu dier-, Schlaf- und Wohnraum die Entwicklung der jungen Menschen wesentlich mitprägen", so ist dies ein weiterer Grund, die Wohnfrage unserer Studenten neu zu überlegen. Natürlich wird im Konvikt vor allem studiert. Aber vielleicht sorgen sich die Erzieher heutzutage mehr als früher für die Freizeitbeschäftigung. In einer Zeit, die dem einzelnen in der Gestaltung seines Lebens größere Freiheiten einräumt, wird das unbedingt notwendig. So können sich die Studenten geEs ist für ein Kloster, auch wenn sein Personalstand viel leicht größer als anderswo ist, nicht leicht, genügend gute Professoren zu stellen. Schließlich eignet sich nicht jeder dazu. Wenn deshalb im Lehrkörper des Gymnasiums neben 21 Geistlichen auch vier Laien — unter ihnen seit 1967 eine weibliche Lehrkraft — unterrichten, so ist das für das Kloster keine geringe Entlastung. Vielleicht kann man auch sagen, daß gerade durch solche, die in der „Welt" leben, eine noch vielseitigere Ausbildung der jungen Leute gewährleistet sein könnte. Schließlich ist unser Gymnasium keine Schule für zukünftige Mönche und Geistliche, wenn sich auch das Klo ster hauptsächlich aus Abiturienten der eigenen Lehranstalt ergänzt. Es soll ja nicht eine Allgemeinbildung im Sinn des Vielwissens erreicht werden. Sondern wir suchen die Studen ten zu lehren, wie sie sich im komplizierten modernen Leben zurechtfinden können. Das Lernen kann für einen Mittel schüler zur Freude oder zum Alptraum werden. Wenn nun im Kremsmünsterer Lehrkörper unter den Kollegen oft und viel besprochen wird, wie man den Unterricht immer noch

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