Oberösterreich, 17. Jahrgang, Heft 3/4, 1967

wm Oben: Die Tassiloleuchter stehen heute noch in kultischem Gebrauch. (Dazwischen „Rotula" aus dem 12. Jahrhundert) Unten: In Wissenschaft und Forschung muß manches ungetan bleiben. 1 m I II sinnungsmäßig in der Katholischen Studierenden Jugend und der Marianischen Kongregation weiterbilden. Sie engagieren sich in Klubs für Politik und moderne Literatur. Für ihre Zeitschrift „Sternwarte" erhielten sie im Sommer 1967 den ersten Preis des Landes Oberösterreich. Unter der Leitung von Professoren betreiben sie geistliche und weltliche Musik, haben eine Blaskapelle, ein Orchester, das sich sogar schon an Beethovens erste Symphonie und Haydns Trompeten konzert heranwagt. Der Studentenchor gestaltet das schon zur Tradition gewordene „Kremsmünsterer Weihnachtssin gen". Vor allem — sie spielen mit Leidenschaft gutes Thea ter. Seit einem Jahr haben sie auch die Möglichkeit, einen Tanzkurs in Linz zu besuchen. Die Erziehung in einem Konvikt wird nie eines gewissen Risikos entbehren. Es will selbstverständlich die Familie nicht ersetzen. Aber vielleicht kann ein Internat in der heutigen Zeit seine Dienste anbieten. Ein Scheiden aus der Enge des Familienverbandes, das ja letztlich niemand erspart bleibt, könnte mithelfen, einerseits sich zu einer größeren Selb ständigkeit zu entfalten und andererseits mit den Eltern zu einer neuen Partnerschaft zu kommen. So würde eine totale Entfremdung, wie sie anderswo häufig auftritt, verhindert. „Alt-Kremsmünsterer", das sind ehemalige Studenten unse rer Anstalt, sagen, daß dies nicht selten gelingt. Vielleicht ist gerade ihre Anhänglichkeit an das Haus ein Beweis dafür. Wissenschaft Nun wird der Leser schon längst fragen, wie es denn mit der Wissenschaft in Kremsmünster steht. Man spricht ge rade hier doch gerne vom Benediktinerfleiß und von der Benediktinergelehrsamkeit. Vorweg sei gesagt, daß wir der Wissenschaft nicht die Zeit widmen können, die sie an sich verdient. Einerseits wären die Voraussetzungen für Wissenschaft und Forschung günstig: Alle haben ein Theologiestudium absol viert, manche dazu noch ein oder mehrere Fächer an einer anderen Hochschule studiert, die Lehramtsprüfung gemacht, meist das Doktorat (20 -F 2 des Abtes) oder das Diplom des Ingenieurs (3) erworben; die Bibliotheken, die zwar längst nicht mehr imstande sind — wie in der Barockzeit —, durch Neuerwerbungen allen Wissenschaften zu dienen, bieten gute Hilfe; Archiv, Handschriftenabteilung, Sternwarte und Samm lungen enthalten wertvolles Material; im gegenseitigen Ge dankenaustausch können wissenschaftliche Fragen bespro chen, wertvolle Anregungen gewonnen und Zweifel auf Rand gebieten von fachkundiger Seite schnell geklärt werden — selbst das Haustelephon spielt bei der Weitläufigkeit des Hauses eine Rolle; die Tagesordnung ist geregelt und die Stille unserer Arbeitszimmer scheint — dem Außenstehen den — gesichert; die Leitung des Klosters fördert an sich die wissenschaftliche Arbeit; es gibt eine Art Publikationsorgan in der wissenschaftlichen Beilage des Gymnasial-Jahresberichtes, die allerdings kein wissenschaftliches Jahrbuch ist. Trotz dem ist vielfach die unmittelbare Forderung des Tages in Seelsorge, Schule, Gymnasium, Jugendarbeit so groß, daß derzeit manches in Wissenschaft und Forschung ungetan blei ben muß. Immerhin sind die wissenschaftlichen Leistungen trotz der geschilderten Sachlage doch nicht so bescheiden. In Philosophie, Theologie, Geschichte und Heimatkunde, in Musikwissenschaft, Philologie, Meteorologie, Seismik, Phy sik, in den Naturwissenschaften u. a. wird gearbeitet. Auch Dichtung, Belletristik und religiöse Kleinschrift haben ihre Vertreter. In der Musik wird nicht nur reproduzierend, son dern auch schöpferisch etwas geleistet. Große — trotz der Weitläufigkeit des Klosters notwendige — Bauten aufzuführen, ist nicht möglich, weil einfach die Mittel

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