Oberösterreich, 17. Jahrgang, Heft 3/4, 1967

1 ät'f i n J I Schlägt Stiftskirche, Blick gegen den Hochaltar, Stuck an den Gewölbegraten, Bogenleibungen und Kapitellen aus 1626 bzw. 1629/30. — Foto; M. Eiersebner. aber immer auf katholischer Seite verbliebenen Martin Purgleitner, als er wegen Mithilfe bei einem Simoniefall vom Bischof zur Verantwortung gezogen wurde, sie intervenierten auch für protestantische Geistliche, die der Säuberung zum Opfer fielen. In einem Plan aber könnte man den Versuch sehen, sich von den protestantischen Ständen deutlicher zu distanzieren, in der Frage der Erwerbung eines eigenen Hauses für den Prälatenstand in Linz. Nur ein oberösterreichisches Stift hatte schon seit dem 15. Jahrhundert Hausbesitz in Linz: 1507 erwarb Kremsmün ster das Haus in der Altstadt (heute Nr. 10), das es gegen wärtig noch innehat. Die anderen Prälaten mußten sich in Bürgerhäusern einmieten. Man hat ihnen den häufigen Auf enthalt in Linz auch stark angekreidet; in einer Instruktion für eine dann nicht erfolgte Klostervisitation anno 1575 wird darauf hingewiesen, daß sich in den Klöstern Verschwendung und schlechte Wirtschaft breitmachten, etliche Prälaten be suchten — wie man erzählte — mit vielen Pferden und mit großem Prachtaufwand die beiden Linzer Jahrmärkte und gaben in ihren Herbergen stattliche Gastereien und Tänze. Im Jahre 1597 versuchten die Prälaten, die Überlassung des Dreifaltigkeitsbenefiziums zu erreichen. Bei der schriftlichen Umfrage hatte zwar der Abt von Lambach Bedenken gegen das Projekt, er befürchtete, daß man bei Hof „die vermuettung grosseren Vermögens bette", d. h. die finanzielle Lage der Klöster falsch einschätzen konnte. Aber unter der Feder führung Kremsmünsters beteiligten sich doch alle an dem Plan. Die Prälaten betonten in ihrer Eingabe, daß die kleine Kapelle in der Hahnengasse in Linz ihnen für die geistlichen Funktionen zustatten käme und daß sie überdies das Benefiziatenhaus für ihre Zusammenkünfte benützen könnten. Aber schon verfolgte man damit andere Ziele und dem Ansuchen des Prälatenstandes war kein Erfolg beschieden. Das Benefizium wurde mitsamt den Einkünften und der Kapelle 1601 den Jesuiten überlassen, mit deren Einzug in Linz im Jahre 1600 die Gegenreformation in der Landes hauptstadt auf eine völlig neue Basis gestellt worden war. (Der Herren- und Ritterstand besaß damals übrigens gegen über der Dreifaltigkeitskapelle durch zehn Jahre das baufällige Starhemberghaus Hofgasse Nr. 9.). Die erste Stufe der Erneuerung eines Stiftes oder Klosters war immer die Ordnung der wirtschaftlichen Verhältnisse. Die Raffgier der weltlichen Beamten und der Vögte, die Unredlichkeit der Untertanen, die den Mangel an Kontrolle spürten, auch Witterungsunbilden, Seuchen und Katastrophen hatten die Grundlagen der klösterlichen Ökonomie verändert. Mit der Erstellung neuer Urbare, so von Stift Schlägl im Jahre 1593, der Anlage von Zehentregistern, Inventaren und Instruktionen mußte zuerst Bestandsaufnahme gemacht wer den. Oft schloß sich daran die Sorge um die Urkunden bestände, ja sogar die Aufzeichnung zeitgenössischer Akten: Beim Tod des Schlägler Propstes Wenzeslaus Zypser ver merkt das Inventar im Jahre 1608 in einem kleinen Stübl in der Propstei verschiedene Schriften, darunter ein Buch, in dem die Ereignisse des Bauernaufstandes aufgezeichnet und eines, in dem verschiedene Privilegien gesammelt waren. Das Archiv als Ganzes stellte ein wichtiges Instrument für Wirt schaft und Verwaltung dar, es barg in den Urkunden die Unterlagen für manche Prozeßführung. Die Prälaten wollten diese Rüstkammern der Ökonomie und zugleich ihrer bevor rechteten Stellung in unmittelbarer Nähe haben; in Krems münster diente ein Raum neben der Hauskapelle des Abtes als Briefgewölbe, die vorbildliche Ordnung des Stiftsarchives durch den HofSchreiber ist 1598/99 abgeschlossen worden. Die Rechnungsführung — heute würde man Buchhaltung sagen — mußte fast allerorten reformiert werden. In der Reihe der 1571 beginnenden Kammereirechnungen besitzt Kremsmünster ein Denkmal und einen Quellenbestand von hoher kulturgeschichtlicher Bedeutung. Es ergibt sich daraus fast von selbst, daß Kremsmünster das erste Stift war, das mit der vom Tridentinum vorgeschriebenen Matrikenführung begann: Die Taufen wurden ab 1570, Sterbefälle und Trau ungen seit 1583 verzeichnet. Eine weitere wichtige Etappe in der Geschichte der Gegen reformation in den oberösterreichischen Stiften war die gei stige Wiederaufrüstung. Hat noch Kardinal Commendone im Februar 1569 die Schätze der Stiftsbibliothek von St. Florian bewundert, darin speziell die an Ketten gebundenen alten Bücher hervorgehoben, so enthält sein Bericht zugleich die Feststellung, daß von dem Propst und den neun Kanonikern keiner lateinisch sprechen konnte. Bald ging das Bestreben danach, die neu aufgenommenen Geistlichen auf guten Schu len ausbilden zu lassen, in den verschiedenen Klöstern sorgte man für Beschaffung der wichtigsten katholischen Literatur, speziell aus Bayern, die als Rüstzeug in den Auseinander setzungen mit Lutheranern, Wiedertäufern, Flaccianern, Trinitariern, Zwinglianern usw. dienen sollte. Kremsmünster hatte auch hier die führende Stelle inne. Unter Abt Erhard Voit entsteht 1587 eine „Librei", über der Marienkapelle wird 1598 eine Bibliothek in der neuen Abtei eingerichtet. Das einfache Exlibris des Abtes ist das älteste erhaltene Buch eignerzeichen der oberösterreichischen Klöster. In Krems münster und auch andernorts war es ferner üblich, daß die

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