Oberösterreich, 17. Jahrgang, Heft 3/4, 1967

V^r, I '$mm% i»fef«i - .• V.'? Propst Ambros Kreuzmayr (1770—1810). ergeben hätte, das Kloster wegen Nichterfüllung semer Pflich ten zu schließen, tat er aber auch alles, die geistlichen Auf gaben zu erfüllen. Trotzdem sich durch Todesfälle und Verbot von Neuaufnahmen die Zahl der Chorherren auf die Hälfte verringerte, hielt er das Chorgebet in den schwersten und unruhigsten Zeiten und nahm Laien auf, damit die Andachten gesungen werden konnten. 1790 starb Kaiser Josef II., sein Nachfolger, Leopold II., hob manche Reform auf, auch die Administration. So überstand der Propst dieses zweite Jahrzehnt und ging ins dritte, das mit der Französischen Revolution die großen Gefahren von außen brachte. Kamen in den neunziger Jahren auch noch keine fremden Soldaten ins Stift, so erforderten die Durch märsche der kaiserlichen Heere an den Rhein riesige Natural abgaben, Vorspanndienste, Schanzarbeiten, Quartiere und immer wieder Geldabgaben. Mit unendlicher Geduld, uner müdlicher Fürsorge, geschicktem Verhandeln und großer Orga nisationskunst meisterte der nun über 70 Jahre alte Propst die laufend sich steigernden Anforderungen. 1796 wurde das ganze Kloster bis in die Schüttböden vom Freiburger Feldspital belegt, während 1797 wiederum zahl lose kaiserliche und russische Truppeneinquartierungen und die damit verbundenen Lasten auszustehen waren. Und schließlich kam das vierte Jahrzehnt seiner Regierung mit dreimaliger französischer Besetzung: 1800, 1805 bis 1806 und 1809 bis 1810. Besonders die Jahre 1809 und 1810 überstie gen alles Bisherige an Bedrängnis. Es darf ohne Übertrei bung behauptet werden, daß in diesen Zeiten kein heute noch in Österreich bestehendes Kloster so viel erdulden mußte. Auch die Franzosen machten das Stift zum Lazarett; vom Oktober 1809 bis April 1810 starben 1000 Soldaten. An der ausgebrochenen Spitalsseuche erkrankten alle Stifts geistlichen, außer einem Novizen. Ihr erlag am 17. Jänner 1810 Propst Ambros Kreuzmayr. Am 1. Mai 1803 hatte er in Anwesenheit aller Stiftsmitglieder sein SOjähriges Priesterjubiläum gefeiert. Die niederösterrei chischen Pfarrgeistlichen schenkten ihm einen Kelch mit der Aufschrift „unserem Vater". Und ein Vater war er allen, in diesen Jahrzehnten der Not, auch den Soldaten, besonders den Kranken und Sterbenden. Keinen Tag war dieser Mann, den sittliche Größe, Sparsamkeit und Opfersinn in hohem Maße auszeichneten, aus seinem Kloster gewichen, um sich selbst vor Ansteckung oder Bedrohung zu schützen. gelöst zu werden, und die Einführung der österreichischen Steuerordnungen zwang zu hohen Abgaben. Schwer, weil in uralte religiöse Sitte eingreifend, traf Ambros und die Konventualen die scharfe kaiserliche Anordnung, sie müßten ab sofort die weiße Chorherrenkleidung durch die schwarze ersetzen. 1784 wurde das Kloster Suben aufgelöst und Propst Ambros die Administration und das Amt des Dechants im Bezirk Schärding übertragen. Am 27. Dezember 1787 erschien beim Propst der kaiserliche Kommissar Eybel, um Reichersberg zugunsten des Religions fonds unter Administration zu stellen. Zum Glück wurde Ambros selbst als Administrator eingesetzt. Im Zuge der josephinischen Pfarregelung mußten in der Waldmark die vier neuen Pfarren Walpersbach, Thernberg, Scheiblingkirchen, Hollenthon und im Innviertel Lambrechten eingerichtet wer den, selbstverständlich waren dafür auch die Pfarrhöfe und Schule zu erbauen und mit Geistlichen und Lehrern zu be setzen. Neben der finanziellen Belastung bei den stetig gerin ger werdenden Einkünften war es für Kreuzmayr kaum noch möglich, die Priester aufzutreiben, durften doch keine Novi zen mehr aufgenommen werden. So genau der Propst die strengen staatlichen Vorschreibun gen einhielt, um jede Handhabe zu vermeiden, die das Recht Konrad Meindl(1900—1915) Fast schien der Kampf Ambros Kreuzmayrs, das Stift vor der Auflösung zu retten, vergeblich gewesen zu sein. Die französische Herrschaft stellte das Kloster erneut unter Administration, genauso die bayrische Regierung, als sie 1810 das Innviertel von den Franzosen erhielt. Beide be gannen, Vieh, Grundstücke und Inventar abzuverkaufen. Erst die Rückgabe des Innviertels an Osterreich brachte die Wende. Langsam blühte die Klostergemeinschaft wieder auf, über wand die neuerlichen wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die das Jahr 1848 mit der Aufhebung des Zehents und der Robotleistungen brachte, widmete sich wieder eifrig der Seel sorge und pflegte das wissenschaftliche Leben. Es war Konrad Meindl, dem diese Aufgaben ein inneres Anliegen bedeuteten. Im Markt Raab, Bezirk Schärding, kam er am 15. 9. 1844 zur Welt. Seinem frommen und zarten Wesen war das väterliche Fleischergewerbe nicht entsprechend. So besuchte er in Linz das k. k. Gymnasium, trat 1863 in Reichersberg ins Stift ein und studierte Theologie an der Hauslehranstalt in St. Florian. Im Jahre 1867 legte er die feierliche Profeß ab, und ein Jahr später weihte ihn Bischof F. J. Rudigier zum Priester. Nach der Primiz in Raab kehrte Konrad Meindl ins Stift zurück.

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