Oberösterreich, 17. Jahrgang, Heft 3/4, 1967

fen. Antißner übernahm ein Drittel der auf seine Güter ent fallenden Landsteuer um 2138 rheinische Gulden. Dem baye rischen Kurfürsten Max Emanuel gab er 1693 ein Darlehen von 10.000 Gulden, ein Jahr darauf mußte er von der Regierung auf Wiedererkauf Scharwerkgelder um 40.500 Gulden über nehmen. Da seit Jahren das Stift von Hallein kein Salz mehr erhalten hatte, bewarb sich der Propst beim Erzbischof von Salzburg um Erneuerung der Abgabe. Dieser bewilligte jährlich 90 Fuder, und Reichersberg trat dafür die Patronatspfarre Kirch schlag in der Waldmark an die Erzdiözese ab, die dort ein Dekanat errichtete. Die durchgeführten Geldtransaktionen zeigen, daß Theobald trotz der großen Bauausgaben gut ge wirtschaftet hatte. Da wurde der friedliche Aufbau jäh durch den Spanischen Erbfolgekrieg (1701 bis 1714) unterbrochen. Bayern trat an die Seite Frankreichs gegen Österreich. Dieses zog die Güter Reichersbergs in der Waldmark ein, deren südlicher Teil seit 1700 unter den Einfällen der ungarischen „Kuruzzen" schwer litt. Am 19. Dezember 1702 inspizierte der bayerische Kurfürst Max Emanuel die Festungswerke in Schärding, wobei ihm Propst Theobald und die Äbte von Suben und Formbach als ihren Landesherrn die Aufwartung machten. Seit Anfang März lagen das Stift und seine Innviertier Pfarren im Kriegs gebiet, die Fronten wechselten, bald sah es österreichische, bald bayerische Truppen. Antißner tat alles, um von beiden feindlichen Seiten den Schutz des Klosters zu erreichen. Im Jänner 1704 zog der Kurfürst über Reichersberg nach Schär ding, nahm Passau und wandte sich dann gegen Oberöster reich, kam aber nur vor Eferding. Der Propst, der seit Anfang Februar in München weilte, erkrankte schwer an Asthma und starb daran am 29. Februar dieses Jahres. Die Leiche wurde nach Reichersberg übergeführt und im Kreuzgang beigesetzt. Eine Marmorgrabplatte mit seinem Porträt, gemeißelt von Thomas Schwanthaler, hält sein Andenken wach. Ambros Kreuzmayr(1770—1810) Der Spanische und österreichische Erbfolgekrieg (1741 bis 1748) sowie der Siebenjährige Krieg (1756 bis 1763) waren mit ihren schweren wirtschaftlichen Schäden kaum über wunden, als die Aufklärung und die Sorgen wegen der baye rischen Erbfolge neue Schatten über das Stift warfen. In diese Notzeit fällt die Herrschaft von Ambros Kreuzmayr. Er wurde am 2. September 1726 zu Schärding geboren und erbte von seinem Vater, dem Chorregenten an der Schärdin ger Pfarrkirche, die musikalische Begabung sowie die schöne, zierliche Handschrift. Die Humaniora studierte er zu Passau, die Philosophie in Salzburg und die Theologie an der Aka demie zu Dillingen. Am 1. November 1747 legte er in Rei chersberg die Gelübde ab und empfing 1753 die Priesterweihe. Nach Seelsorgediensten in Ort und Münsteuer und nachdem er Stiftsdechant gewesen war, wurde er 1770 zum Propst gewählt. Vierzig Jahre stand Ambros dem Kloster vor. Das erste Jahrzehnt, das ihn noch im Frieden gegeben war, nützte er mit Energie zu baulichen Erneuerungen im Stift und in den Stiftspfarren. 1771 baute er die Spitalszimmer und die Lieb frauenkapelle im Erdgeschoß des südlichen Konventtraktes zur Bibliothek um, die der Tiroler Joh. Nep. Schöpf mit Ausschnitten aus der Stiftsgeschichte farbenfroh freskierte und für die der Salzburger Jakob Mösl ein frühklassizisti sches Marmorportal lieferte. Im nördlichen Stiftsflügel hin gegen ließ er den bayrischen Saal einrichten mit zarter Wand gliederung in Stuck und Fresken von J. N. Schöpf mit mytho logischen Themen, und gab weiter Auftrag, die Fürstenund Fremdenzimmer im Geschmack der Zeit zu restaurieren und zu möblieren. Dann schritt er zur Reparatur des Kirch turms, der aber noch während der Arbeiten 1774 einstürzte. Propst Theobald Antißner (1685—1704), Ausschnitt aus dem Marmorepitaph von Thomas Schwanthaler. wodurch ein Schaden von 40.000 Gulden entstand. Sofort ließ Propst Ambros vom Schärdinger Baumeister Blasius Aichin ger einen stattlichen Turm mit schlankem Zwiebelhelm ent werfen, der auf Befehl des bayrischen Kurfürsten in der Höhe stark gekürzt werden mußte. Um die Kirche verlängern zu können, wurde der neue Turm nach Osten verrückt. Die Freskierung der Kirchengewölbe, der Vorhalle sowie des Prälatenoratoriums übertrug der Propst 1778 dem bedeuten den Münchner Hofmaler Christian Wink, während das neue Kirchenportal wieder J. Mösl schuf. Hierauf ließ er den Turm der Frauenkirche vor dem Stift, die Schule, das HofrichterHaus und die Pfarrkirchen von ört und Pitten erneuern. Noch während diese Arbeiten vor sich gingen, wurde der Teschener Friede geschlossen (Mai 1779) und das Innviertel an Österreich abgetreten. Ambros Kreuzmayr trat in sein zweites Regierungsjahrzehnt. Es brachte die josephinischen Reformen, die bald zeigten, daß sie auf die Auflösung des Stiftes hinzielten. Der Propst, eben noch freudiger Bauherr, wehrte sich verbissen und tat alles, um die Lebenskraft des Klosters zu beweisen, trotz der wirtschaftlichen Einschränkun gen, die nacheinander erfolgten, wie des Wegfalls der Kapi talien, die in Bayern lagen; 1781 mußten die Stiftsdruckerei aufgelöst und die Leibrechte der grunduntertänigen Güter in Erbrechte umgewandelt werden, 1787 hatten die Roboten ab-

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