Oberösterreich, 17. Jahrgang, Heft 3/4, 1967

a«K!. I ^jBfc"s'fi/i Das Barockstift im Voralpenland des Kremstales hat eine Stiftsneubau seines Vorgängers mit der neuen Stiftskirche reiche Vergangenheit, aber auch eine lebendige Gegenwart. Mitte und Höhepunkt schenkte, war dieses 17. Jahrhundert Diese Vergangenheit währt mehr als 600 Jahre, denn der für das Zisterzienserstift Schlierbach eine glückhafte Zeit des älteste Stiftsbrief ist mit dem 22. Februar 1355 datiert, mit Aufbaus in wirtschaftlich-materieller wie auch in geistiger dem Eberhard von Wallsee, der Landeshauptmann vom Lande Hinsicht, die sich noch über die Mitte des folgenden Jahrob der Enns, sein Haus zu „Slierbach Unserer Frauen vom hunderts fortsetzte. Bibliothek und Bernhardisaal entstanden Himmelreich" zu einem Frauenkloster des Grauen Ordens noch als wesentliche künstlerische Zeugnisse dieser Glanzzeit, machte. Unter dem Ehrennamen „Mariensaal" wurde die Der josephinischen Ära folgte freilich ein tiefes Wellental der neue Klostergemeinschaft in den Verband der Zisterzienserin- Stiftsgeschichte, die für das 19. Jahrhundert von wirtschaftnen aufgenommen. Die ersten zwölf Nonnen kamen aus der lichem und monastischem Tiefgang, verbunden mit kraftlosen württembergischen Heimat des Wallseers und hatten in der Administrationen, berichtet. Abt Gerhard Haselroither, der Marienstatue, die heute noch sehr verehrt wird, ein kost- von 1892 bis 1917 regierte, gelang allerdings die Sanierung bares Kleinod mitgebracht. Genau 200 Jahre währte das Leben in jeder Hinsicht, so daß 1917 vierundzwanzig Mönche an die dieser Klostergemeinschaft, dann stand das Stift Jahrzehnte- Wahlurne schritten und als 14. Abt Alois Wiesinger wählten, lang leer unter der Verwaltung von Administratoren. Ein ganz neues Konzept hat dieser Abt verwirklicht, der mit 1616 beauftragte anläßlich einer Visitation der Generalabt 32 Jahren die Regierung antrat, für die ihm 38 Jahre fruchtder Zisterzienser, Nikolaus II. Boucheret, Abt Matthias Gül- barster Tätigkeit beschieden waren: Er stellte das Kloster ger von Rein in der Steiermark, Schlierbach wieder dem auf eine gesunde wirtschaftliche Grundlage, errichtete neue Orden zu gewinnen. Ferdinand II. übergab es dem Männer- Werkstätten und Betriebe, die Gärtnerei und die Käserei, Orden, um hier ein Seelsorgezentrum zu begründen, das es nahm die landwirtschaftliche Winterschule in das Kloster auf bis heute geblieben ist. Von dem ersten Abt Wolfgang Som- und regte im Orden schon 1925 Klostergründungen in den mer, der 1620 mit zwei Mönchen aus Rein in Schlierbach Missionsländern an. Die alte, harte Tradition sollte wieder einzog, bis zu Abt Benedikt Rieger 1679 bis 1695, der dem neu sprossen! Das neu errichtete Stiftsgymnasium wurde zum Instrument der Nachwuchsförderung — 1939 konnte dieser Abt an die Gründung des Klosters Jequitibä in Brasilien schreiten, das 1950 zur selbständigen Abtei erhoben wurde. Die Glasmalereiwerkstätte, die uns im folgenden besonders beschäftigen wird, hat schon 1945 in kleinerem Umfang und dann im großen Stil 1953 die Arbeit in den Räumen des Klosters aufgenommen. Ihrer besonderen Obsorge gilt neben den vielen anderen Aufgaben eines aktiven Klosters auch das Wirken des 15. Schlierbacher Abtes Berthold Niedermoser, der seit 1955 dem Kloster vorsteht. Die Glasmalerei des Stiftes Schlierbach ist aus dem Lebens werk der aus dem Rheinland gebürtigen Brüder Raukamp er wachsen. Neunzehnjährig, kam der Glasmalergeselle Josef Raukamp nach seinen Lehr- und Wanderjahren im Jahre 1900 nach Linz und trat hier in die Glasmalerei Schürer ein. Damals hielt sich die oberösterreichische Glasmalerei streng an die schablonenhafte Art durchschnittlicher neugotischer Vorbilder. Im Jahre 1908 übernahm Josef Raukamp nach dem Tode Schürers die Leitung des Betriebes, um schließlich 1915 diese Werkstätte zu erwerben. Nun waren für seine künstlerischen Ideen die Wege frei — er mußte freilich manchen Strauß mit den Anhängern der herkömmlichen Art der neugotischen Glasmalerei ausfechten — und konnte bald seinen Glasfen stern immer mehr Geltung verschaffen. In seinem Bruder Wilhelm, der in Berlin Inhaber einer großen Glasmalerei gewesen ist, bekam Josef Raukamp 1919 eine große Hilfe, als dieser nach dem Tode seiner Frau ebenfalls nach Linz kam, um hier nun mit dem Bruder gemeinsam zu arbeiten. Die neue Linie der Glasmalerei konnte so nach dem ersten Weltkrieg in Linz zum Durchbruch kommen und er zielte damals bereits internationale Wirkungen. Die Arbeiten der Brüder Raukamp erregten immer mehr Aufsehen, oft auch Empörung, jedoch die Anwendung der alten Glasmalerei technik für zeitgenössische Entwürfe führte dazu, daß immer mehr Künstler ihre Werkstätte aufsuchten und ihnen die Entwürfe zur Ausführung anvertrauten, die andere Glas malereien nicht ausführen wollten. So dienten sie mit gleiStift Schlierbach und seine Glaswerkstätte Aufnahmen vom Verfasser

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