Oberösterreich, 17. Jahrgang, Heft 3/4, 1967

Norbert Wibiral Die Wandmalereien des XI.Jahrhunderts im ehemaligen Westchor der Klosterkirche von Lambach Der Stifter Die Entstehung des Benediktinerklosters Lambach ist durch Urkunden und literarische Quellen hinreichend belegt, des gleichen sind wir über die Person des Gründers und sein SchicksaP relativ gut unterrichtet. Der Würzburger Bischof Adalbero (1045—1090), welcher aus dem Hause der Grafen von Lambach-Wels stammt, wandelt, vermutlich 1056, das von seinem Vater Arnold II. in der Burg Lambach errichtete Kollegiatstift St. Marien in eine Benediktinerabtei um und stattet sie reich mit Familiengut aus. Am 18. Februar 1061 erwirkt er dem Kloster die Bestätigung der überwiesenen Regalien durch König Heinrich IV. Am 14./15. September 1089 weihen Bischof Altmann von Passau als Ordinarius und er in der Kirche des monasterium instauratum den Hochaltar St. Maria und Kilian mit Gefährten sowie einen zweiten, St. Johannes d. Ev. gewidmeten Altar. Die ersten Mönche kommen aus dem damals dem Bistum Würzburg als Eigen kloster zugehörenden Münsterschwarzach am Main. Adalbero hatte es durch die Berufung des Ekkebert von Gorze zum Zentrum der Junggorzer Reform im süddeutschen Raum ge macht, und von hier aus geht Ekkebert als erster Abt nach Lambach, dem Eigenkloster der Grafen von Lambach-Wels-. Der Bischof von Würzburg ist somit zuerst Anhänger der Gorzer Gewohnheiten, hat jedoch später auch enge Beziehun gen zu Abt Wilhelm von Hirsau und zur Hirsauer Reform. Sein Verhältnis zu Heinrich IV. (1056—1106, ab 1084 Kaiser) erhält durch den Ausbruch des Investiturstreites eine tragische Wendung. Möglicherweise mit Abt Hugo von Cluny Tauf pate des 1050 geborenen Herrschers^, hat sich Adalbero, wel cher vorerst ein gemäßigter Parteigänger des Königs gewesen ist, spätestens seit der Bannung Heinrichs durch Papst Gre gor VII. (1076) von ihm abgewandt und verbleibt fortan in Kampfgemeinschaft mit seinen Freunden Erzbischof Gebhard von Salzburg (1060—1088) und Bischof Altmann von Passau (1065—1091)'' sowie anderen geistlichen Fürsten des Reiches eine der Hauptstützen der gregorianischen Observanz in Deutschland. Er wird von Heinrich IV. zweimal (1086 end gültig) aus seiner Bischofsstadt Würzburg vertrieben und stirbt am 6. Oktober 1090 in seiner Heimat Lambach, wo er, dem eigenen Wunsche entsprechend, bei dem von ihm ein Jahr zuvor geweihten Johannesaltar begraben wird". In der zeitgenössischen Streitliteratur bezeugen ihm beide Parteien unbeugsame Haltung. Die kultische Verehrung beginnt bald nach seinem Tode,zu Beginn des 13. Jahrhunderts werden die an seinem Grabe geschehenen Miracula aufgezeichnet. Die Heiligsprechung erfolgt aber erst 1883 durch Papst Leo XIII. als canonizatio aequipollens. Am 14.,15. und 16. September 1884 werden seine Gebeine am wahrscheinlich ursprünglichen Bestattungsort, welcher noch jetzt im östlichen Langhausteil zwischen beiden Bankreihen durch eine Grabplatte markiert ist, in Gegenwart des Erzbischofs von Salzburg, der Bischöfe von Würzburg und Linz, der Äbte von Kremsmünster, Admont und Göttweig, sowie des Konvents und der Bevölkerung von Lambach gehoben und von da in einen Marmorsarkophag auf den Hl.-Geist-Altar (erster Altar auf der Epistelseite) übertragen®. Die erste Klosterkirche der Benediktiner Sie ist nach den Umbauten des 15. und 17. Jahrhunderts im heutigen Bau nur fragmentarisch überliefert' (Abb. 1). Die beiden Westtürme enthalten alten Bestand bis etwa 20 m Höhe, darüber liegt barockes Mauerwerk der Erhöhung von 1639. In den gewölbten Obergeschossen dieser Türme sowie in dem dazwischen liegenden Joch befinden sich die Male reien des 11. Jahrhunderts. Weiters existiert noch die Süd mauer der einst zwischen den Türmen nach Westen vor springenden rechteckigen Apsis zu einem guten Teil im Auf gehenden. In dem westlich des Südturmes liegenden, jetzt zu einem Kesselraum umgebauten Raum „R" der archäologischen Grabung von 1959'' sind ihre Außenwand sowie die West front des Südturmes mit drei eingemauerten skulptierten Römersteinen im Erdgeschoßbereich teilweise sichtbar. Die Innenwand dieser Apsissüdmauer zeigt im Obergeschoß vor dem Eingang in den Freskenraum ihre freigelegten Kalk tuffquader. Weiterer Mauerbestand der Apsis ist durch die erwähnte Grabung, welche Fundamentuntersuchungen aus gelöst hatten, unterirdisch festgestellt worden. Ihre Nord westecke kann konserviert unter trittfesten Glasplatten, über denen eine Metalltüre liegt, in der vom Stiftshof zum Kirchenhauptportal führenden Vorhalle besichtigt werden. Fer ner ist ihr Verlauf im Fußbodenpflaster des Obergeschosses vor dem jetzigen Eingang in den Freskenraum durch anders artig verlegte Konglomeratplatten markiert. Diese rechteckige Westapsis war in ihrem unteren Bereich der ältere Arm einer von L. Eckhart ergrabenen kreuzförmigen Krypta des benediktinischen Erstbaues; ihr Vorhandensein ist durch mittelalterliche Quellen belegt. Es handelte sich um eine Anlage mit den lichten Maßen von ca. 11,55 m für beide Arme in der Art eines sich dem griechischen annähernden lateini schen Kreuzes. Ihre Nord-Süderstreckung war markiert durch die Ausdehnung der bestehenden Westturmanlage, die WestOst-Achse hat einerseits den Unterbau der zwischen den Türmen vorspringenden Westapsis gebildet, zum anderen Teil ragte sie ostwärts podiumartig in das alte Langhaus. Die lichte Höhe des in der Nordsüd-Achse sicher kreuz(grat)- gewölbten Raumes betrug ca. 3,5 m, ob der West-Ost-Arm ebenso oder bloß tonnengewölbt war, ist ungesichert. Als zum Teil ober- und unterirdischer Bau (Krypta-Estrich ± 2 m unter der Oberkante des jetzigen Kirchenpflasters) bedingte sie die Hochlage der darüber befindlichen Raumteile des alten Westchores. Nach den Quellen müssen sich drei Altäre in der Lambacher Westkrypta befunden haben. Allerdings war dies nicht der ursprüngliche Zustand: zwei von ihnen wurden erst 1299 (hl. Katharina und Margaretha) und 1330 (Allerheiligen) geweiht, scheiden für die Gründungszeit also aus. Der erste Altar im Raum war dem Protomartyrer Stephanus geweiht und stand in medio Capelle, also im Mittelkompartiment der kreuzförmigen Anlage. Es kann angenommen werden, daß seine Weihe zeitlich noch vor der des darüberliegenden Marienaltares (1089) des West- und Hauptchores erfolgt ist. Ein analoger Fall früherer Kryptaweihe läßt sich in Münster schwarzach, dem Mutterkloster Lambachs, nachweisen. Von

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2