Oberösterreich, 17. Jahrgang, Heft 3/4, 1967

Mit der Einkleidung beginnt das Probejahr des Mönches fehlen. Denn die Erhaltung des Bestehenden ist trotz gelegent licher staatlicher Hilfe eine solche Last, die Modernisierung der Wohnräume dringend. Wie notwendig war z. B. der Bau einer neuen Wasserleitung, da die alte infolge der modernen Anforderungen am Zusammenbrechen war, oder die Neu eindeckung von etwa sieben Joch Dächer, oder die Zusammen legung und Modernisierung der Maierhöfe und ihrer Be triebe. Von den Riesensummen, die größere Sanierungen in den Kunstsammlungen und an der Sternwarte verschlingen, gar nicht zu reden. Vieles an Restaurierung ist seit 1945 ganz aus eigenen Mitteln geschaffen worden — unser Beitrag zur Kunst. „Stiftsherren" oder Mönche? Peter Gradauer wird im folgenden Artikel dieses Heftes sagen, was ein „Stift" ist. Er wird auch darauf hinweisen, daß es so etwas wie einen „Österreich-Orden" gibt, dem alle österreichischen Chorherren, Prämonstratenser, Zister zienser und Benediktiner, so verschieden sie sein mögen, „angehören". Seit Joseph II. und früher schon. Ja in den An fängen bereits seit Albrecht II. (V.) Trotz aller Differenzie rungen, trotz verschiedener Ordensregeln und Ordensbräuche, trotz notwendiger jetziger Besinnung auf das Eigentliche jedes Ordens und juridischer Zugehörigkeit zu ihm. Mag auch der heute verpönte Ausdruck „Stiftsherren" nicht mehr zutreffen — ein Stück Wirklichkeit bezeichnet er auch heute noch. Gleiche „Sprache", gleiches Land, einst gleiche Herrschaft, gleiche Aufgaben (Schule und Pfarreien), gleiche \, V; Profeß: Verpflichtung in rechtlich-urkundlicher Form („Vollziehungsstrich") Kultur, zum Teil auch gleiche Tradition, gleiche Schicksale, gleiche Lebensbedingungen und ähnliche Wirtschaftsquellen haben u. a. etwas geprägt, was in der Welt wohl einzig dasteht, ein zum Teil irrationales Phänomen, fern aller Uni formierungstendenzen. (Böse Zungen könnten sagen: Den österreichischen Individualisten gerade angemessen.) Wo gibt es andererseits (außer in der Schweiz) solche Chor herren wie in Osterreich? Wo solche Zisterzienser, deren Klöster zu den ältesten ununterbrochen bestehenden der Welt gehören und noch in St. Bernhards Zeit zurückreichen? Zweifellos sind auch die österreichischen Benediktiner ein eigener Typ. Aber müssen sie sich deshalb schämen? Obwohl vielleicht die Liturgie nicht so feierlich gehalten wird. Ob gleich Schule und Seelsorgsarbeit manche monastische Bräuche zurücktreten lassen. Obwohl alles nicht so am Schnür chen läuft und vielleicht mönchische Strenge durch öster reichische Milde, die nicht unbedingt Schlamperei sein muß, gedämpft wird. Ist das nicht ebenso menschlich, wahr, frei von falschen Übertreibungen und monastischen Repristinierungen, nüchtern, wirklich und vielleicht anziehend? Das alles soll keine Apologie der Form des österreichischen Benediktinertums sein. Auch kein Grund zur Verdammung. Eher — ohne hier schon neue Wege aufzeigen zu können — Begriffsklärung aus der Wirklichkeit und Ansatzpunkt einer fruchtbaren Diskussion. Bei aller Freude, Benediktiner zu sein und allem Bemühen, es noch mehr zu werden, bekennen wir uns zur österreichi schen Tradition und zu unserer — in manchen Punkten gewiß verbesserungsfähigen und verbesserungsbedürftigen — Le-

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