Oberösterreich, 16. Jahrgang, Heft 3/4, 1966

Das neue Forschuiigsgebäude der Chemiefaser Lenzing Aktiengesellschaft Friidn stin kiUer Im Forschung entscheidet im internationalen Wettbewerb der Chemiefaserindustrie iiiililH t:. - '■ ' i > ■■■ 'Uli;« ".!■;« ijSä C ' \(5' ■fei'"' • 5 ulr". ■ ■ ■•'V.. .Nir ...a. v ; i'ifi" , V y.,- . -■* r < l - ■ ■ ■ Anläßlich der Eröffnung des neuen Forschungsgebäudes der Che miefaser Lenzing AG verwies Gen.-Dir. Komm.-Rat Seidl vor Vertretern der österreichischen und internationalen Presse auf die Verschärfung des Wettbewerbs der Chemiefaserindustrie auf den Weltmärkten. Der Zuwachs in der Weltproduktion bei den wichtigsten Textllfasern ist im Jahre 1965 um 400.000 t auf 18,2 Mill. t angestiegen. Den Hauptanteil an dieser Steigerung hatte die Zuwachsrate in der Chemiefaserproduktion, die bei 330.000 t lag. Die Weltproduktion an Chemiefasern erreichte im abgelaufenen Jahr nahezu 5,5 Mill. t. Wenn auch die Fasern auf Zellulosebasis nicht so stark expandier ten wie die Synthetics, so erreichten sie doch im abgelaufenen Jahr mit einer Zuwachsrate von 2 Prozent über 3,3 Mill. t und stehen mit ihrem 19prozentigen Anteil nach wie vor weit an der Spitze aller Chemiefasern, während die Synthetics 1965 mit über 2 Mill. t einen Anteil von 11 Prozent am Gesamtfaserverbrauch halten. Die Baumwollproduktion erfuhr 1965 eine leichte Steigerung von 0,6 Prozent und deckt rund 62 Prozent des Weltverbrauches an Textilfasern, dagegen war die Wolle leicht rückläufig und hatte einen Anteil von 8 Prozent. Die Chemiefaser Lenzing AG konnte mit einer Produktion von 62.700 Jahrestonnen eine Zuwachsrate von mehr als 4 Prozent er reichen. Damit liegt dieses Unternehmen mit 2 Prozent höher als die Zunahme der Zellulosefasern im Weltdurchschnitt. Auch der Versand konnte im Vorjahr gegenüber 1964 um 3,5 Prozent auf 63.450 t erhöht werden. Angesichts des verhältnismäßig kleinen Inlandmarktes ist die Chemiefaser Lenzing AG nach wie vor ge zwungen, den größten Teil ihrer Produktion zu exportieren. Das sind rund 45.000 t Viskosefasern mit einem Gesamterlös von etwa 615 Mill. S. Hinzu kommt noch der indirekte Export in Form von Garnen und Geweben aus Lenzinger Fasern in der Höhe von fast 13.000 t, was zusammen einen Gesamtexport von 58.000 t und einen Erlös von rund 800 Mill. S ergibt. Zählt man zu der Faser produktion noch die Erzeugung von Zellglas (Austrophan) und Nebenprodukten hinzu, so hat der Umsatz im Jahre 1965 die Ein-Milliarden-Grenze überschritten. Wenn man bedenkt, daß im gleichen Zeitraum nur etwa 200 Mill. S an Devisen zur Beschaf fung von Rohstoffen, Maschinen usw. aufgewendet wurden, so verbleiben dem österreichischen Staat rund 600 Mill. S an Devisen erlös. Sieht man von dem Inlandsversand von 28 Prozent ab, so gingen nach den EWG-Ländern rund 12 Prozent Faserlieferun gen, nach den EFTA-Staaten etwa 4 Prozent, nach Ostblockländern ca. 20 Prozent, nach Afrika über 19 Prozent, nach den USA und sonstigen Ländern jeweils 8 Prozent. Der Anteil der düsengefärb ten Viskosespinnfasern betrug etwa ein Viertel vom Gesamt absatz und soll bis auf ein Drittel erhöht werden. Ein so export orientiertes Unternehmen steht begreiflicherweise in einem stän digen harten Konkurrenzkampf auf den Weltmärkten und es be darf keiner besonderen Erklärung, daß Lenzing alle Anstrengungen unternehmen muß, um die Qualität seiner Fasererzeugung ständig zu verbessern. Wie wichtig die Forschungsarbeit für ein modernes Chemiefaser werk ist und welch hohe wirtschaftliche Bedeutung ihre praktischen Ergebnisse haben, machte eine Modeschau deutlich, die aus Anlaß der Pressekonferenz gezeigt wurde. Hatte man im Vorjahr erst die in Lenzing neu entwickelte, hochwertige Spezialfaser „Hochmodul 3 3 3" im Probeeinsatz der Öffentlichkeit vor gestellt, so ist mittlerweile deren fabrikmäßige Erzeugung auf genommen worden. Eine Reihe namhafter Vorarbeiter im In- und Ausland haben Erzeugnisse aus dieser Modalfaser in ihre Kollek tionen aufgenommen. Dem baumwollähnlichen Charakter des Mate rials entsprechend sind es vor allem sommerliche Modelle, für die „Hochmodul 333" verwendet wird, wobei es sich sowohl in Rein verarbeitung als auch in Mischungen mit Polyester und Baumwolle bestens bewährt. Natürlich sind die Gewebe pflegeleicht ausge rüstet. Die attraktive Schau ergänzen weitere Modelle, die aus der anderen in Lenzing erzeugten Faser „V i s c o 1 e n" hergestellt waren und deren vielseitige Verwendbarkeit demonstierten. Gegenwärtig ist man in Lenzing gerade dabei, auch eine spe zialgekräuselte Viskosefaser herauszubringen, die in jahrelanger Arbeit entwickelt wurde und die besonders von der Teppich industrie gut aufgenommen wird. Für alle wirtschaftlich auswertbaren Neuentwicklungen schafft jedoch erst die Grundlagenforschung die richtigen Vor aussetzungen. So wurde nach der Inbetriebnahme der Super-Sorbon-Anlage vor einigen Jahren und der 1965 in Rekordzeit reali sierten Errichtung einer ganz modernen Schwefelsäurefabrik nun auch das lang geplante Forschungsgebäude fertiggestellt, in wel chem alle Sparten der Anwendung und Entwicklung zusammen gefaßt sind. Man ist in Lenzing davon überzeugt, daß die Zukunft und der Fortbestand dieses Unternehmens von den Forschungs und Entwicklungsarbeiten maßgeblich abhängen, und hofft, mit neuen Leistungen ihren Absatz auf den Weltmärkten auch in Zukunft zu sichern.

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