Oberösterreich, 16. Jahrgang, Heft 3/4, 1966

Schematischer Schnitt durch ein Mittertenn-Einhaus, Rauch haus Spiegled in Zeil am Moos. f= E-p^r Wirtschaftsgebäuden nichts anderes als eine im Sinne geome trischer Ordnung geplante Großform darstellt. Der Hausruckhof ist nur eine weitere Annäherung an den Vierkanter. Immerhin beläßt er wenigstens dem Wohnhaus die Freiheit der baulichen Herauslösung aus dem übrigen Wirtschaftsverband. Eine Sonderstellung nimmt der Mühlviertlet Dreilcanthof insofern ein, als er als Glied einer länder weiten Verbreitung quer durch ganz Mitteleuropa zu verste hen ist. Er ist das Kolonistengehöft schlechthin, das ungefähr im Herzen Deutschlands, in Thüringen, seine Wiege hat und sich von da in alle Gebiete der deutschen Ostkolonisation bis tief nach dem Osten und Südosten hinein verbreitet hat. Die oberösterreichische Spielart ist allerdings schon in ihrer äuße ren Erscheinungsform so stark ausgeprägt, daß die Heraus hebung als „Mühlviertler Dreikanthof" voll berechtigt ist. Auch der Dreiseithof ist ursprünglich ein Wohnstallhaus, d. h. die eintraktigen Urformen dieses Gehöftes bargen Wohnung und Stall unter einem Dach. Seit etwa 150 Jahren wird im Ausbauverfahren dieser Hoftype allerdings der ehemalige Stall als Speicher, im besonderen Fall als Erdäpfelkeller oder dgl. genützt und der Stall um einen halben Trakt bis zur Scheunenecke verschoben. Nur ein Gehöftetypus Oberösterreichs hat keine unmittel bare Berührung mit dem Vierkanthof. Es ist dies der Paar hof des inneren Salzkammergutes, der in den Gemeinden Obertraun, Hallstatt, Gösau und Goisern vorherrscht und auch noch im Gebiet von Bad Ischl, wo er sich bereits mit dem Mittertenn-Einhaus berührt, vorkommt. Der Paarhof mit seinen typisch paarweis nebeneinandergelegenen, aber doch klar getrennten „Feuer"- und „Futterhäusern" (Wohn haus und Stall-Stadel) und dem giebelseitigen Hauseingang, ist an sich ein inneralpines Gehöft, das in das oberösterrei chische Salzkammergut über den Paß Gschütt, d. h. vom Salzburgischen hereinstreicht. Das oberösterreichische Vor kommen ist die nordöstlichste Position eines Verbreitungsge bietes, dessen Südwestbegrenzung in Südtirol zu suchen ist. Die vom Standpunkt des zentralen Oberösterreich hypothe tisch angenommene Ausgangsposition einer anscheinenden Priorität des Vierkanthofes, im Vergleich zu dem alle anderen Gehöfte, wie wir es ausgedrückt haben, nur „Randerschei nungen" wären, muß allerdings gleich richtiggestellt wer den. Denn genau das Gegenteil ist der Fall: eher ist der Vierkanthof als eine Integration seiner umliegenden Gehöfte formen aufzufassen, wobei ohne Zweifel der unmittelbar aus dem ursprünglichsten „Wildling", dem Haufenhof, hervor gegangene „eingefangene" Regelhof am vollkommensten ge lungen ist und die geschlossenste Verbreitung gefunden hat. Dieser Haufenhof-Abkömmling bildet den Zentralraum des Vierkantgehöftes, der sich von der Traun bis zur Ybbs, also bis tief in niederösterreichisches Gebiet hinein erstreckt. Die geschilderte Verschiedenartigkeit der oberösterreichischen Gehöfte bezieht sich zunächst nur auf den Grundriß; vom Einzeller, dem Einhaus, über den Zweizeiler, den Paarhof, zu den mehr oder minder regelmäßigen Vielzellern. Eine andere wichtige Unterscheidung hat den Aufriß des Wohnhauses und hier wieder in erster Linie die Dachneigung im Auge. Es zeigt sich, daß im Westen, ungefähr westlich der Linie Große Mühl—Hausruck—Attersee—Wolfgangsee ur sprünglich das Flachdach vorherrschte, während östlich davon das Steildach überwiegt. Diese, wie schon angedeutet, im Rückzug befindliche Flach dachlandschaft ist identisch mit der ursprünglichen Verbreia £) la E3 es gs Der Paarhof des Salzkammer gutes (Gehöft in der Ge meinde Gösau).

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