Oberösterreich, 15. Jahrgang, Heft 1/2, 1965

Tode erschrockenen Wächtern. Der Maler gibt den Auferstan denen nicht als Sieger, als aufblitzende Gotteskraft, die sich gewissermaßen nur noch notgedrungen der menschlichen Hülle bedient, wieder, sondern für Gordian Guckh bleibt der Heiland auch im Augenblick des Wunders aller Wunder der milde und freundliche Gott unter den Menschen, für den es als Herrn des Himmels und der Erde ja doch nichts Außer gewöhnliches ist, selbst dieses größte Wunder zu vollbrin gen. Im Bereich der plastischen Darstellungen lassen sich ähnliche Grundzüge feststellen wie in Guckhs Malerei. Nur das von den Gesichtern abzulesende seelische Leben der Figuren spie gelt weniger den Ausdruck freundlicher Ausgeglichenheit als den einer schläfrigen Teilnahmslosigkeit. Das Merkmal des Malerischen ist gegeben durch das Hineinstellen der Figuren in einen flachen, vom Rankenwerk in Licht und Schatten auf gelösten Schrein, durch die weiche, fast teigige Faltengebung der wallenden Gewänder und durch das Zusammenwachsen mehrerer Figuren zu einer untrennbaren Gruppe. Das gilt vor allem für die Reliefs der Flügel, kommt aber im Nonnberger Altar sogar bei den Schreinfiguren vor, was als besonders hervorstechende Eigenart der Werkstatt Gordian Guckhs gewertet werden darf. Mit dem Begriff des Malerischen läßt sich auch noch das zwar reich bewegte, aber träge dahin fließende Ornament der Ranken und des Faltenwurfes in Ein klang bringen. Auch die Züge der Geschlossenheit sind für die Gesamtkomposition wie für die Teile gegeben. Es wurde schon eingangs erwähnt, daß Gordian Guckhs Werke zum weiteren Kreis der „Donauschule" gerechnet wer den. Wer ohne Rücksicht auf die verschiedenen Qualitäts grade die zum Kernbereich dieser Schule gehörenden Werke eines Albrecht Altdorfer, Wolf Huber oder eines Pulkauer Meisters usw. vor Augen hat, wird den Vorbehalt, der hin sichtlich der Zugehörigkeit Guckhs zur Donauschule anzu melden ist, ohne weiteres einsehen'^. Von jener inneren Dy namik, die im erregten Duktus des Liniengefüges und in der aufglühenden Leuchtkraft der Farben ihren Ausdruck findet, ist bei Guckh nichts zu spüren. Der Meister steht hier viel mehr als Vertreter der Salzburger Kunstlandschaft, die zwar für die Entstehung und Ausbildung des Donaustils von großer Bedeutung war, ihres grundverschiedenen Gesamtcharakters wegen aber nur in einer sehr abgeschwächten Weise an der aufgewühlten Welt der „Donauschule" Anteil haben konnte. Anmerkungen 'Otto Fischer; Die altdeutsche Malerei in Salzburg, Leipzig 1908, S. 142—151. — österreichische Kunsttopographie, Bd. 7 (1911), S. 115, Bd. 9 (1916), S. 221, Bd. 28 (1940), S. 80. — Erich Strohmer; Der Kreuzaltar in Gebertsham, Oberösterr., in: Monats schrift für die ostbayrischen Grenzmarken, Jg. 10 (1921), S. 123 bis 127. — Thieme-Becker: Allgemeines Lexikon der bild. Künst ler, Bd. 15 (1922), S. 188 f. — Julius Leisching; Mittelalterliche Plastik und Malerei. Führer durch die Sammlung des Museums Gar. Aug. in Salzburg, Salzburg 1932, Nr. 77. — Albrecht Altdorfer und sein Kreis. Ausstellungskatalog München 1938, 2. Aufl., S. 85 f. (Kreuzigung Christi in Eichstätt). — Heinrich Decker: Der Surheimer-Altar in Burghausen, in: Inn-SalzachLand, Blätter für Geschichtsforschung und Heimatpflege. Bei lage zum Südost-Kurier und seinen Heimatausgaben, Jg. 4 (1952), Nr. 2. — Gertrude Tripp: Zur Restaurierung gotischer Schnitzaltäre in Oö., in: österr. Zeitschr. f. Kunst und Denk malpflege, Jg. 7 (1953), S. 100—102. — Anton Legner: Zur Salz burger Bildnerei im frühen 16. Jahrhundert, in: Salzburger Mu seum Gar. Aug. Jahresschrift 1956 (1957), 52 f. — Georg Stad ler: Kunst um Salzburg, Salzburg 1962, S. 60—64 (Gebertshamer Altar mit Farbtafel). — Ausstellungskatalog „Kunst der Donauschule", Linz 1965. ^ O. Fischer, a. a. O., S. 221 f. — Thieme-Becker, a. a. O. 'O. Fischer, a. a. O., S. 222. Außerdem befindet sich in der Kirche eine Christophorus-Tafel von der Hand G. Guckhs. ^ Lt. Decker, a. a. O., ist auf dem Surheimer-Altar nicht der hl. Dionysius, sondern der hl. Alban dargestellt. Die Heiligen sind nach ihren Attributen nicht zu unterscheiden. Vgl. Josef Braun: Tracht und Attribute der Heiligen in der deutschen Kunst, Stuttgart 1943, Sp. 49 ff., 184 ff. " Karl Oettinger: Laube, Garten und Wald, in: Festschrift für Hans Sedlmayr, München 1962, S. 201—228. ' Auch der hl. Dionysius (oder Alban) im Surheimer-Altar zu Burghausen steht leicht erhöht zwischen den Figuren der hl. Anna Selbdritt und der hl. Barbara (?). Diese Auszeichnung ist berechtigt, weil der Heilige im Mittelpunkt eines auf ihn ab gestimmten Programmes erscheint (vgl. Flügelaußenseiten mit Martyriumszenen des Heiligen). 8 Abb. in ÖKT 7 (1911), S. 120 f. " Abb. in Kunstdenkmäler Bayerns, I. Obbay., 3. Bd., BA. Laufen, S. 2791. Vgl. A. Legner, a. a. O., S. 52 f. — Ekkart Sauser: Der Hallstätter Marienaltar von Meister Astl, Hallstatt 1956, S. 52 f. — H. Decker, a. a. O. — Auf die Frage der Scheidung von Händen kann hier nicht eingegangen werden. " Alfred Stange: Malerei der Donauschule, München 1964, S. 129. Sämtliche Aufnahmen: Max Eiersehner 100 Jahre führend in Wien • Bürgschaft für Tradition BUCHBINDERLEINEN, KUNSTLEDER BALACRON, DAS NEUE EINBANDMATERIAL BUCHSCHRAUBEN - MECHANIKEN Wilh. Raunegger Gegründet 1859 WIEN I, BÖRSEGASSE 1 2 Telefon 63 24 90 54

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