Oberösterreich, 15. Jahrgang, Heft 1/2, 1965

p» M % i 1 m 7 Waldburg, Oherösterreich, Pfarrkirche, Hochaltar, Schrein mit den Statuen Muttergottes mit Jesuskind, hl. Maria Magdalena, hl. Katharina foto: Eiersebner und die der Gesprengefiguren nach einem anderen Schema konstruiert wurden: Das Oval des Antlitzes kann in ein Rechteck eingeschrieben werden. Genauso sind die Gesichter der heiligen Frauen aufgebaut. Mit dieser Feststellung ist schon die Herkunft dieses Typus erklärt: Der Werkstatt von Blaubeuren und darnach der des Gregor Erhart in Augsburg gehört dieser Gesichtsschnitt als Leitform an. Außer der Frauensteiner Schutzmantelmadonna entspricht der Waldbur ger Ausbildung besonders die nackte Maria Magdalena in Paris, die „Schöne Deutsche". Gleichzeitig aber treten die typischen Halsfalten wieder auf: Die Tradition von Kefermarkt hat den Formenschatz der Werkstatt über zwanzig Jahre konserviert, wenn nicht eine direkte Neubeeinflussung anzunehmen ist. Diese Formen vermitteln einen ganz be stimmten seelischen Ausdruck, den Ausdruck des Magdlichen, des von einem höheren Willen geprägten und ihm sich er gebenden Durchschnittsmenschen. Im äußeren Habitus ist davon nichts ausgedrückt. Nach der historischen Vorlage soll in der Maria Magdalena die vornehme Hetäre, in der Katharina die jugendfrische Königstochter und in der Mutter gottes die eben von Engeln gekrönte Himmelskönigin gesehen werden. In diesen Überlegungen findet sich der Zugang zum Wesen der Donaukunst. Die Aussage der Tafelbilder unterstreicht die Hinweise auf das Wesen der Donaukunst noch offenkundiger: Entgegen mittelalterlichem Brauch erscheint Christus auf den Passions darstellungen der Wochentagsseiten in einem blaßvioletten bis rostroten Gewand von schmutziger, unansehnlicher Farbe. Seine Feinde dagegen tragen farbenfrohe und prächtige Kostüme. Durch die Unansehnlichkeit und Erbärmlichkeit inmitten der prunkenden Umgebung wird Christus seinem Wesen nach stärker hervorgehoben, als es die scharlachrote 11

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