Oberösterreich, 13. Jahrgang, Heft 3/4, 1963

Wahrheit schuf er nur Gestalten von edelster Gesinnung und wurde zu einem Zeichner in Schvvarzweiß. Ein Heer von sogenannten Schi-iftstellern pflegte im da maligen Österreich mit erschreckender Einfallslosigkeit den „Volksroman". Es gab für diese Literatur im Grunde genommen nur zwei Stoffgebiete: die romantische Verklärung des Lebens Kaiser Josephs und die 40igerRevolution. Proschko glaubte dem Volksroman lehrhaften und moralischen Charakter verleihen zu müsser. Gerne gelesen wurden seine historischen Romane „Die Höllenmaschine",„DerJesuit",„Die Nadel",„Fugatschcw", „Der Letzte der Rosenberge",„Erasmus Tattenbach",„Der Murat von Mexiko" und seine historischen Abhandlungen „Uber ein merkwürdiges Tournier in Linz", „Eine hi storische Notiz über das Stift Hohenfurth", „Darstellung des oberösterreichisehen Bauernkrieges unter Stephan Fa dinger" u. a. m. In Linz erhielten die Lustspiele „Unbe greifliches" und das historische Drama „Recht und Gewalt" am Landestheater reichen Beifall. Ersprießliche Arbeit im Sinne der Volksaufklärung leistete Proschko im Kalender „Der Oberösterreicher", den er zusammien mit Karl Adam Kaltenbrunner als Fortsetzung des „Oberösterreichischen Jahrbuches für Literatur und Landeskunde" herausgab. Auch Gilm und Stifter zählten zu den Mitarbeitern Proschkos und Kaltenbrunners. Der von Bischof Rudigier approbierte „Österreichische katholische Volkskalender" ist mit Franz Isidor Proschko untrennbar verbunden. Daneben versuchte sich der schriftstellernde Polizeibeamte auch erfolgreich auf dem Gebiete der Ballade. Er war als Sekretär des OO. Landesmuseum.s im damaligen Kulturleben der Stadt Linz eine bedeutende Persönlichkeit. Stifters Erzählung „Zwei Witwen" erschien erstmalig in dem von Proschko heraus gegebenen „Katholischen Volkskalender". Proschko war ein Landsmann Stifters. Er wurde 1816 in Hohenfurth geboren, war ein vorbildlicher österreichischer Beamter der alten Schule und ein Schriftsteller, dessen hohes Berufsethos Stifters Achtung und Zuneigung fand. Die Freundschaft der beiden ist also nicht von ungefähr. Proschko verfügte über ein umfassendes Wissen. Ein Jahr lang unterrichtete er am Gymnasium Naturgeschichte und deutsche Literatur. Für seine historischen Schriften verlieh ihm die Universität Gießen das Ehrendoktorat. Ein Jahr vor dem Erscheinen von Stifters und Aprents „Lesebuch" gab Proschko die „Feierstunden. Eine Sammlung von Ge dichten, Fabeln 5 und Erzählungen zur '' Lesung und zum Vortrage an den deutschen Lehranstalten" heraus, das sogar eine 2. Auflage erlebte. Während Stifterund Stelzhamer das obrigkeitliche Wohlwollen versagt blieb, trug ihm dieser pädagogische Exkurs die goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft ein. Proschko war aber auch ein hervorragender Kenner von Keplers Leben und Werk. 1864 finden wir ihn im Komitee für das Kepler-Denkmal in Weil, dem auch Stifter angehörte. Die Versetzung Proschkos nach Graz war ein arger Verlust für das geistige Leben von Linz. In Wien beendete er seine Beamtenlaufbahn, aber der rastlose Forscher und Schriftsteller arbeitete als Pen sionist in der Fideikommißbibliothek des Kaisers weiter. Er war auch in Wien bald eine bekannte Persönlichkeit des Geisteslebens, und die Kaiserstadt widmete ihm, als er 1891 starb, ein Ehrengrab. Kein Geringerer als der % f Linzer Schutzengel Apotheke damalige Bürgermeister von Wien, Lueger, hielt dem Landsmann Stifters die Grabrede. Der ewig mißtrauische Stelzhamer hat sich am 9. Jänner 1860 in Proschkos Stammbuch in seiner Weise verewigt: A Löhn is a herligs. Wer a Herz hat an erligs. An erligs, a ganz's. Wers nöt hat, das is trauri, Wers nöt kriagt, den bedaur i. So wahr i heiß Franz. 33

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