Oberösterreich, 13. Jahrgang, Heft 3/4, 1963

GLASHÜTTERKAPELLE. Mühlviertel, erbaut 1839. Dieses einzigartige Kleinod steht mit seinem gesamten Inven tar unter Denkmalschutz. Ein besonderes Wahrzeichen des östlichen Mühlviertels ist diese Wegkapelle, welche sich mit den Bauernhöfen gleicher Bauweise schön in die Landschaft schmiegt. Unter dem Mantel des gewalmten Strohdaches ist die Mauer aus Granitsteinen gefügt. Über die Entstehungsgeschichte weiß das Volk zu erzählen, daß eine dämonische Erschei nung den Peter Holzinger, Bauer am Glashütter im Wald, veranlaßt habe, dort eine Kapelle zu errichten. Im Pfarrarchiv Unterweißenbach liegt ein Schriftstück, datiert mit „27. ]uny 1839", welches sich auf den Bau dieser Kapelle bezieht. Im Inneren hängen Kreuzweg-Hinterglasbilder aus Sandl. Text und nebenstehendes Bild entstammen dem kürzlich im Oö.Landesverlag Linz erschienenen Werk von MAX KISLINGER. „ALTE BÄUERLICHE KUNST// 128 Seiten Text, 112 ganzseitige Bildtafeln, davon 40 Farbtafeln, Leinen, mehrfarbiger Schutzumschlag, S 328 — / DM 52.— Durch jede Buchhandlung zu beziehen. HERBERT EISENREICH Nicht bloß Gast auf dieser Erde Alle Wege führen dort hin, wo man jeweils hingehört: mit nun bald vierzig Jahren, nachdem man zwischen Nord see und Mittelmeer, zwischen Galizien und der Normandie ist umgetrieben worden, und nachdem man, von den Sta tionen des Soldaten einmal abgesehen, in bald einem Dutzend von Orten für kurz oder weniger kurz ist ansässig gewesen: da darf man das wohl schon behaupten; insbesondere dann, wenn man - Finder, ohne gesucht zu haben - jenen Platz entdeckt hat, der einem bei jedem Blick aus dem Fenster, bei jedem Schritt aus dem Flause die Identität von innerem und äußerem Dasein vor Augen und Ins Gemüte führt: Du bist nicht bloß Gast auf dieser Erde, du bist eins mit ihr! Für mich ist dieser Platz- nie gesucht und doch gefunden - Sandl. Nur wenige kennen diesen Flecken hart an der alten Drei länderecke Oberösterreich-Niederösterreich-Böhmen, fast tausend Meter über dem Meeresspiegel; es hat ja der Reise führer kaum anderes zu melden, als daß hier einst die Flinterglasmaler am Werk gewesen, deren gleichsam industriel l gefertigte und doch in jedem Exemplar ganz persönlich sprechende Erzeugnisse jetzt freilich nur mehr im Freistädter Heimathaus bewundert werden können. Dafür hält sich zäh das Gerücht von langen und kalten Wintern, vom böhmischen Wind, von klimatischer Unwirt lichkeit; und in der Tat; wer, von Linz über Freistadt, hier herauf kommt und zuletzt die Ortschaft Rauhenödt passiert, der mag sich wohl fragen, wie rauh und wie öd es erst dahinter sein muß. Selbst ich hab' mich damals schrecken lassen - aber ich will der Reihe nach erzählen! Meine ersten Schritte habe ich im Mühlviertel getan, und mein erstes Buch habe ich im Mühlviertel geschrieben. Aber nicht im erinnernden Bedenken solcher Kindheits- und Jugenderlebnisse bin ich ins Mühlviertel zurückgekehrt, sondern, von außen gesehen, aus purem Zufall: Nach zwei Jahren in Hamburg,zweien in Stuttgart und zweien in Wien war ich der Großstadt müde, und in anderen Gegenden, abseits von Lärm und Trubel, hat sich damals, vor nunmehr fünf Jahren, keine geeignete Wohnung gefunden. Und auf einmal standen wir halt, wie von unsichtbarer Hand geführt, in Freistadt, auf beinahe schon eigenem Baugrund, nur blieb noch die Frage: wo zu wohnen bis zum Einzug ins nun zu bauende Haus? Zu den Schrecken des modernen Lebens gehört,ohne Zweifel, das Telephon; doch ist's vonnöten, grad auch in meinem Beruf. In die Wohnung jedoch, die uns angeboten war, konnte die Post kein Kabel legen; und in einer anderen, wo der Anschluß eines Telephons sich hätte bewerkstelligen lassen, sind wir vielleicht nur deshalb nicht Mieter geworden, weil ich dem Hausherrn verdächtig erschienen bin. Kein 11

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