Oberösterreich, 13. Jahrgang, Heft 1/2, 1963

Gesc hi chte regle a uch der alle Meister der obcrösterreichischen Landesgeschi chte Franz Kurz in St. Florian an , d er in dem jungen Spa un , d er mit seinen E ltern hä ufi g im nahen Stift weil te, d ie Liebe zur Heimat weckte. Die Franzosenkriege mögen diese Empfindungen gestärkt haben, d as eigene E rl eben der fremden Besa tzung, die vorübergehend e F lucht nach V\li en steigerten di e Wertschätzung der H eimat. U nd ein überall sich regendes Nationa lempfinden trug d azu bei, die Sehnsucht nach der Größe deutscher Vergangenheit, wie sie sich in der sagenhaften Zeit des a ltdeutschen K a isertums da rstellte, zu erwecken. A ls Jüng ling grü ndete Anton von Spaun einen dem nord - deutschen „Tugendbund " nachgebildeten „Freun dschaftsbund ", welchem Linzer und Kremsmünste rer Studenten a nge hörten und in idea listischer V\le i e das Ed le und Gute pfl ege n wo ll ten und sich zum Ziel gesetzt hatten, ,,deutsche Vaterland sliebe, gese tzli che Freiheit und gründli ches Forschen" zu fördern. Es ist bemerkenswert, daß in der Lektüre dieses Freundschaftsbundes O ss ian, H erd er, Schill er und Fichtes R eden a n die deutsche Nation eine Rolle sp ielen. Die „Beit räge für Jüng linge" , welche Spaun 1817 und 1818 herausgab , zeigen , wie stark hier das neuhuma ni stische Bildungsid eal im Geiste \ l\lilh elm von Humbold ts noch mi t romantischem Ideengu t rang, wie hier neben Cicero, Sallust und den Phönizierinnen des Euripides a l td eutsches Sagengut lebendig wird und neben einem humanistischen Preis der F reundschaft "fv1aximen und Sprüche H erd ers, Arndts , J ean Pau ls und Fichtes, Schillers und des iVlatth ias Claudius treten. Sym_bolhaft aber schein t es, d a ß di e „Beiträge" mit dem im romantischen Sinn von Spaun geschri ebenen Aufsatze „Der Fel ixtag" schli eßen, der vo ll Liebe zu a tur und La nd schaft eine \IVanderung im Sa lzkammergu t schildert. Symbolhaft ist dies d eswegen, we il d ie ganze späte re Entwicklung Spauns sich im Sinn e der romantischen Id eale voll zog und weil gerade diese r Spaunsch e „Freundschaftsbund " zur K eimzelle jenes großen „musischen Freundschaftsk reises" (Jungmair) wurde, dem neben den Brüdern Anton, J osef und iVIax Spaun unler a nderen J osef K enner, d er Dichter M aye rhofer und später iVIoritz von Schwind und Franz Schubert zugehörlen . Das Übergewicht der R omantik b lieb in Spauns Denken und \ i\l irken zei t seines Lebens bestimmend. VVas er schrieb un d was er ta t in den fo lgend en dreißig J ahren, spiegelt den Geist der Roma ntik. A llerdings war er in sein em ganzen außerberu fli chen \!Virken - in dem abe r schli eßlich sein e Bedeutung liegt - Dilettant. Aber er war Dilet ta nt im besten Sinne d es V\lortes, echter Liebhaber, der voll innerer Bindung und Leidenschaft sich den Dingen ·widmet; und viell eich t li egt gerade in diesem Dil et tantismus seine wirkliche Größe, da der R eich turn se iner Id een und die Vielfal t sein es Wirkens nich t a n die Enge rein fachli chen Wi ssens sti eß. Es waren nicht nur die Schwierigkeiten mit der Zensu r, die der junge Spa un mit sein en „Beitr·ägen für Jüng linge" ha tte, was ihn bewog, 15 J ahre hindurch ni chts zu ve röffent lichen. E r hatte a ls Krimin a lri chter des Stadt- und La ndrechtes sehr viel Arbeit und ächz te of"l über di e Last, di e ihm seine berufli che Tätigkeit verursach te. E r verbrachte auch - von seinen Freund en Schwind und iVIax Chezy a ngeregt - viel Zeit mit Ze ichn en und Ma len und sammelte, wie er in den „Erinn er ungs blä ttern " für seinen Sohn Ludwig erzähl t, viele „altdeutsche" Malereien und 10 Sch nitzwerke und sle ll le sie in ein em R a um seiner \!Voh - n ung auf. Im J a hre 1824· schrieb er leid er ni cht eri1a ltene „Be trachtungen über di e Kirchen des M i ttelr1lte rs und ihre inn ere Einrich tung mi t vorzügli cher Rü c h:sicht a uf d ie in Österrei ch ob der Enns befind li chen JJ .:: nkmäler christ l. Kunst". Wenn er für das gleiche J a hr nct ie1·t: „auch ge lang es mir, den Prä laten von St. F lo rian so sehr für die wen igen Überres te a ltd eutsche r KunsL zu interessieren, d a ß er den Anfang dazu mach te, sie sorgfältig zu sammeln und in ein igen eigens hiezu einge ri chteten Z immern zweckmäßig au fzustellen", so ze igt sich, daß dieses J a hr 182'1·, fast könnte man es sagen, ein Epochejahr für die \ ,Viederentd eckung d er Gotik un d für den Kunstd enkma lschutz in Oberösterreich war. Von dieser Zeit a n pries Spaun in manchen Essays d ie Kun st des Mittela lters. Er weckte im Land e das ri ch tige Verständn is für die go ti sche Kun st und war auch bestrebt, in kun st topographischer Art die vorhandenen D en kmale der rni ttela lte rli chen Kunst festzuha lten. Er childerte da her di e wenigen erhaltenen gotischen Al tä re im Lande und ze ichnete sie, wie etwa d en Pacher-A ltar von St. \l\1olfgang, den Alta r der Kirche zu Pesenbach und di e Scha unberger Grabmäler in der Stiftskirche von \ ,Vi lhering . Er ließ auch durch seinen Mita rbeite r Georg \ t\fe ißhäupel zahl reiche Kun stwe rke des Landes zeichnen. \1\Ter seinen A ufsatz über „Die Glasgemäld e des H errn Franz Pa usinge r" liest und di e Ergriffenheit nachempfindet, die Spaun beim Anbli ck des Inneren einer go tischen K irche erfüll te, der ve rsteh t sein aktives H andeln für die R ettung der gotischen Denkma le im La nde Oberöste rreich . U nd wenn da nn spä ter Ada lbert Stifter d en K eferma rkter A ltar rette te, so stand er g leichsam auf Spauns Schul tern, aus dessen \!\' erben für die a ltdeutsch e Kunst j ene Bewegung erwachse n war. Spaun gehö r t üb rige ns zu d en ersten Bewu1~derern des K efermarkter Altares, den e1· im J ahre l 83 7 in Farben zeichn en ließ. Di e mittela l ter li che Ku nst ga lt fü r Spaun a uch a ls Vo rbild für die Künst ler des 19. J ahrhunderts, und er wurde so auch zum Schöp fer d er Neugot ik in un serem La nd e. Gewiß , er propagierte kein e „Ne u-Got ik" , ja er verwa hr te sich dagegen und meinte: ,,Got t bewahre uns vor o berfl ächlicher Geislund gemütl oser Nachä ffun g, zu de r wir durcha us keine Anregung geben möchten. " Aber wenn er bei Betrachtung der Glasma lereien Pa usingers meinte, sie seien „ im a lten Styl" und „verehrungswü rdig ", so bege ister t ihn wo hl das \ 1\/i edererstehen der a i te n Kunst, di e er aber a ls beispielgebend für di e zeitge nössische betrachtete. Auch ind irekt durch di e starke Verurteilung der barocken Kunst - etwa in seinem g roß en Aufsatz über den österreichi schen Genealogen des 18. .J a hrhunderts J ohann Geo rg Adam von Hoheneck - befö rd erte er das Entstehen d er neugotischen Kunst in Oberösterrei ch. Spaun suchte a uch d ie zeitgenössische Kunst -· ich nenn e nur et,,va di e lV[a ler J osef Sutler, F ranz Xave r Bobleter, Leopold Kupe lwieser - zu un terstützen. A ls landständ ischer Syndikus hatte er ein g roßes künstlerisches Proj ek t fast bis zur R eife br ingen kön nen. \!Vä re es nach se inem Planen und sein em \,Vill en gega ngen , so hä l te iVIo ri tz vo n Schwind di e VVände des Ste in ern en Saa les im Linzcr La ndhaus mit Fresken aus der Gesc hi chte des La nd es bema lt, und a uf eiern Geo rgenberg bei E nns sti ·1ndc eine romanti sc he K a pell e mit Schwindsehen Fres koma lereien a ls D enkma l zur E ri nnerung an den Geo rgenberger Vertrag von 11 86. Aber zum großen

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