Oberösterreich, 13. Jahrgang, Heft 1/2, 1963

A nton Ritt er von Spnun , Portrii t von Leo pold Kup elw ieser 1858. Ons Kli schee s tell te f re1111rlli cherwe ise rln s Ob. Lnnrlesnrchiv z ur V erf iig 1111 g . a ls Sohn d es la nd stä ndi schen Syndikus F ranz Xave r Rillcr vo n Spaun geboren. In der Atmosphäre, wi e sie das höher e Beamten lum de r a lten Landstä nde pfl egte, wuchs er a uf; bes uch te das Gymnasium in Linz und erhi elt a uch seine Ausbildung a ls Jurist am Linze r Lyze um. Sein e berufli che La ufbahn i ·L fas l eine K opie des \!Veges, d en sein Va ter zurü ckge legt ha lle. So wie di eser früh er im staa lli chcn Ge richtsdienst a ls Landra t wirkte, so begann auch Anton von Spaun nach kurzer Praxis beim Müh lkreisarnt sein e Laurbahn bei den Landrech ten. Im J ahre 18 10 trat er dor l a ls Auskulla n t ein , machte norma le Karri ere und wurd e l823 Wirkli cher Landrat, ein e Ste llung, di e er bis 1839 inneha tle. Dama ls erhielt er auf sein Ansuchen di e S tell e ein es ständi schen Syndikus und stand sei t dieser Zeit bis zu sein em T od im J ahre 1849 an der Spitze der landständischen Verwa ltung. Er wa r damit so wie seinerzeit sein Va le r der höchste Beam te der La ndstände, denen er a ls Ange höriger de Ri t tersta nd es a uch a ls Mitg lied - seit 183 1 a ls Verordn eter - angehörte. Spa un heiratete im J ahre 18 18 H enriet te von Vog<"l sang . Aus di eser Ehe entsprossen drei T öchter und ein Sohn namens Ludwig . Das ist g leichsam das Gerü st des r eichen Lebens Spaun s. Der Roma ntiker Spa un wurzelt a lso im letz ten J a hrzehnt des 18. J a hrhund erts, und a n seiner ,!\li ege sta nd en noch Barock und Aufk lä rung. Noc h wa ren die barocken Stad tp lä tze 1md K loslcrburgen c.l cs Land es vom Leben und Geist di eser Zeil erfüll t und das illurnina le J ahrhundert de r Freimaurerei und der Fra nzösischen R evolution wa r Gegenwa rt. Spauns Vate r ge hö rte der Linzer St.-Joha nnisLoge d er Freimaurer a n, und dessen genia lischer Bruder, der a uch eine Zeitlang a ls Erzieher An tons rungierte, wa r ein aurgeklärter Geist und Freund der Französischen R evoluti on , der Jahre seines Lebens wegen seiner j a kobinischen Neig ungen in österreichi schen K erkern zubrachte . Aber von di ese n frühen Einwirkungen des schwindenden aufgeklä rten Zeitalters ist in Anton von Spaun W esen ni chts zu merken. Es sei denn , daß sich in seiner geistigen Entwicklung di e Aufk lärung als Ferment zu ein er inneren Abwehr auswirkte ; wi e ja di e ganze R omantik weitge hend a uf eine R eaktion gegen die Aufk lä rung und ihre kühl e Vernunftherrschaft zurückgeführt werd en kann . W ese ntlich stärker wurde er in seiner Jugend von den neuhumanistischen Strömungen er fa ßt, und während in spä teren J ahren dem Barockzeita lter nur seine Abneigung und Ve rachtung gehör te , ·war er der Antike ste ts zuti efst verbunden. Die L iebe zum kl assischen Altertum ha t sich stets mit seiner Vorliebe für das Mi ttel a lter harmonisch verknüpft, und wie für die Humanisten des 16. J a hrhunderts das Mittelalter sich als eine media aetas zwischen der Antike und d er hochgeschä tzten eigenen Zeit ungeliebt und ungeschä tz t einschob, so wa r für Spaun d as 11ittela lter die große, hohe Zeit, dem der Verfall des 16. und 17 . .Jahrhund erts fo lg te. Diese Hinncig ung zum Niillc la ll er wurd e gcfo rd crl· durch eifri ge Leklüre geschichtl icher V\l erke. Seine roman tische Liebe zur 9

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