Oberösterreich, 12. Jahrgang, Heft 1/2, 1962

Wtf- -Iff "mt - ■ c"*, ^^PliBgBpQ msss^ Z/- p Würting, Stuckdetail im Stiegenhaus. geradezu klassischer Wirkung. In den beiden unteren Geschossen spannen sich auffallend weite Segmentbögen von Säule zu Säule, während die Arkaden des niedriger gehaltenen zweiten Ober geschosses doppelte Bogenstellungen in halbkreisförmiger Gestalt aufweisen. In der Nord- und Südecke des Hofes befinden sich offene Stiegenhäuser, deren aufsteigende Bögen eine besonders reiz volle Abwechslung in die durchgehende Arkadierung bringen. Die gemauerten und ungegliederten Brüstungen sowie die weiten Bogenstellungen nehmen dem Hofraum jene Strenge und erhabene Würde, die den südeuropäischen Renais sancehöfen dieser Art eigen ist. Eine Foto Bundesdenkmalamt Wien typisch österreichische Architektur in ihrer wohltuenden Freundlichkeit und Gelöstheit. Wenn auch die starken Außenmauern auf einen Vorgängerbau hinweisen könnten, so muß die Ge samtanlage trotzdem als Neubau der Renaissance gewertet werden. Als Vor bild könnte das 1583 im Gebiete des Zusammenflusses von Inn und Alz er baute bayrische Schloß Tüßling gedient haben: Eine vierflügelige Anlage mit polygonalen Ecktürmen und drei Arka dengeschossen im rechteckigen Hof. Nach dem Brand von 1771 wurden einige Partien des Schlosses barockisiert. So vor allem der Uhr- und Glockenturm, die Flachtonne über der Südeinfahrt sowie Veränderungen im Inneren des Schlosses, denen auch die ursprüng lich sicher vorhanden gewesenen Holz balkendecken zum Opfer gefallen sein dürften. Die Außenfassaden stammen aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhun derts. Ein Vergleich mit dem Stiche Vischers von 1674 zeigt, daß der damalige Eindruck im wesentlichen unverändert geblieben ist, daß jedoch die Proportio nen und die Anzahl der Fensterachsen bei den Vischer-Stichen nur mit Vorbe halt zu werten sind, beweist die Gegen überstellung mit einer Flugaufnahme. Der stichkappentonnengewölbte Ritter saal — ursprünglich eine ganze Schmal seite des Schlosses einnehmend — und die Schloßkapelle im Ostturm zählen zum Bedeutendsten des Inneren. Beide Räume gehen über zwei Geschosse und besitzen Renaissance-Stuckdekorationen in den Gewölben. In den stuckgerahm ten Feldern des Rittersaales befinden sich italienisch beeinflußte Fresken mit Darstellungen aus der antiken Mytho logie. Im Rittersaal sind heute Waffen, Bilder und Gerätschaften der einstigen Einrichtung aufbewahrt. Zwei renais sancezeitliche Türstöcke um 1645 sind besonders hervorzuheben. Die bedeu tendste Renaissancetür mit Einlege arbeiten und Schnitzwerken befindet sich im sogenannten Kaplanzimmer. Die Schloßkapelle besitzt eine ausgezeichnete einheitliche Ausstattung. Ein mächtiger Altar mit vier bemerkenswerten lebens großen Figuren aus dem Jahre 1658, etwa gleichzeitige Stühle und Wand schränke, sowie eine Tragorgel aus dem 17. Jahrhundert. AUROLZMÜNSTER: Nach einem Ent wurf Joh. Kaspar Zuccalis von dem passauischen Baumeister Antonio Riva 1691 bis 1711 erbaut. Der mit den Schloßanlagen von Nymphenburg und Schleißheim sehr verwandte Barockbau zeigt eine Ehrenhofanlage mit dreige schossigem Mitteltrakt — der in der Mitte befindliche Festsaal reicht als vier tes Geschoß bis in den Dachraum — und seitlichen Pavillonbauten, die einst durch Eisengitter verbunden waren. Der gesamte Komplex ist von Wassergräben umgeben. Ein sehr bedeutender Bau aus dem unmittelbaren Bereich der Münch ner Hofbaukunst. Hervorzuheben die reichen Stuckdecken und Fresken von Münchner Künstlern zum Teil italieni scher Herkunft im Stiegenhaus, der Schloßkapelle, dem Festsaal und einigen Zimmern. Der heutige Zustand zeigt ein Bild trostloser Verwahrlosung. 68

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