Oberösterreich, 12. Jahrgang, Heft 1/2, 1962

„Ringmantelanlage" gehen der unregel mäßig fünfeckige Grundriß sowie der Süd- und Südostflügel zurück. In der Mitte des letzteren Traktes befindet sich die mit ihrem Drei-Achtel-Chor nach außen vorspringende gotische Schloß kapelle. Die daran anschließenden und im rechten Winkel zueinanderstehenden Nordost- und Nordwesttrakte stam men aus dem letzten Viertel des 16. Jahrhunderts und dürften von Chri stiana errichtet worden sein. Das aus der gleichen Zeit stammende und später mit Stuckverzierungen ausgestattete Ein fahrtstor befindet sich in der Mitte des Nordosttraktes und ist über eine ge mauerte Brücke zugänglich. Der ge streckte, fünfeckige Hof ist an vier Sei ten verbaut, während die Westseite le diglich durch eine Mauer abgeschlossen wird. An sämtlichen fünf Außenecken waren ursprünglich Rundtürme angeord net, von welchen der an der Nordwest ecke bei der Durchführung von Siche rungsarbeiten im Jahre 1877 eingestürzt ist. Um das Jahr 1610 wurde das Schloß durch Christoph Weiß im Inneren um gestaltet und aufs reichste ausgestattet. Auf ihn gehen auch die über fünf Achsen sich erstreckenden dreigeschossi gen Laubengänge der Nordwestseite des Hofes zurück. Im Gegensatz zu den in Oberösterreich gebräuchlichen gemauer ten Brüstungen stehen hier die römischtoskanischen Säulen der Obergeschosse auf Steinsockeln, zwischen denen Re naissancebaluster die Brüstung bilden. Durch die Schlankheit der Säulen und die Leichtigkeit der Balusterbrüstungen wird eine überaus noble und elegante Wirkung erzielt, die den italienischen Vorbildern nahekommt. Diese Wirkung wird durch die prächtig stuckierten Kreuzgratgewölbe der Lauben noch be sonders unterstrichen. Ganz ausgezeichnete figurale Stuckarbei ten befinden sich in der korbbogengewölbten Durchfahrt und in den ein armigen geraden Stiegenläufen. Rö mische Gottheiten sowie Blattvoluten, Vasen mit Tüchern, Masken, Putten, Fruchtgehänge und Cherubköpfe werden in höchster künstlerischer Qualität dar gestellt. Es handelt sich um oberitalie nische Arbeiten um 1610. Besonders her vorzuheben sind die reich intarsierten und geschnitzten Renais.sancetüren des zweiten Obergeschosses sowie die be malten Kassettendecken im gleichen Ge schoß. Der Festsaal vor dem Nordturm besitzt eine Kassettendecke von 1890 — 1892, in welche sieben auf dem Dach boden aufgefundene allegorische Monu mentalgemälde eingelassen sind. Aller Wahrscheinlichkeit gehen die Entwürfe auf den holländischen Maler Bieter Fransz Isaacsz um 1610 zurück. Ebenso die Gemälde griechischer Gottheiten im Rundzimmer des Nordturmes. Die Dekkengemälde des Ostturmes (Apoll mit Musen) und des dem Turm vorgelager ten Raumes (Jahreszeiten durch antike Gottheiten versinnbildlicht) stammen von Claude Aubertin ebenfalls um 1610. Die Marmorbüste des Bauherrn Chri stoph Weiss ist in einer Nische des Nordturmrundzimmers aufgestellt. Das Schloß ist im Band 34 der österreichi schen Kunsttopographie eingehend be schrieben. 5EESCLIL05S ORT. Urkundlich 1138 Fischlham, Schloß Bernau m erwähnt. Wohl das bekannteste und am schönsten gelegene Wasserschloß Ober österreichs. Eine „Ringmantelanlage" um einen etwa dreieckigen Hof, der an zwei Seiten im 16. Jahrhundert mit zweige schossigen Arkadengängen ausgestattet wurde. Ebenfalls römisch-toskanische Säulen mit gemauerten Brüstungen, aus denen jedoch unter den Säulen Stein postamente vorkragen. Der massige Tor turm sowie die grundrißliche Gesamt anlage stammen aus gotischer Zeit. Viel fach sind spätgotische Fenster- und Tür gewände erhalten. Besonders reizvoll die in den oberen Laubengang führende einarmige, gerade Außentreppe in spät gotischen Formen. Rund um das Schloß sind die Piloten des einstigen Wehr gürtels noch deutlich im Wasser zu er kennen. Vom Inneren ist vor allem die Foto Bundesdenkmalamt Wien 1 m In 65

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