Oberösterreich, 12. Jahrgang, Heft 1/2, 1962

Die österreichische Eisenstadt Steyr •* ■ ,f y^ |l_i !.. r.-^'fevtc r w## ■"II Etwas abseits der großen Verkehrswege liegt am Zusammenfluß der beiden Gebirgsflüsse Enns und Steyr die alte Eisenstadt. Im Schütze der um das Jahr 980 erstmalig urkundlich genannten „Styrapurch" entstand eine Ansiedlung, aus der im Laufe der Jahrhunderte die Stadt Steyr zu ihrer heutigen Form und Gestalt heranwuchs. Ihr Bestand und ihre Entwicklung sind seit frühester Zeit mit der Verarbeitung des Eisens, das der steirische Erzberg liefert, verbunden. Brachten früher Lastkähne das Eisen ennsabwärts, rollen heute schwerbeladene Erzzüge das Ennstal entlang, um den wertvollen Rohstoff zu den Verarbeitungsstätten zu bringen. Waren es früher vorwiegend die Erzeugnisse der Messerschmiede, so sind es heute die Erzeugnisse der Steyr-Daimler-Puch-AG., welche die Stadt weit über die Grenzen des Landes hinaus be kanntmachen. Das Wirken früherer Geschlechter prägte das Antlitz der Stadt, und ein Spaziergang läßt den Besucher in wenigen Stunden Jahrhunderte durchwandern. Eine Fülle prachtvoller Bauwerke lockt zu stiller, besinnlicher Betrachtung. Am Stadtplatz geben sich in wundersamer Harmonie die verschiedensten Baustile ein Stelldichein, vom berühmten spätgotischen Bummerlhaus bis zu den prachtvollen Bauten der Renaissance, des Barocks und Ro kokos. Beschauliche alte Höfe laden zum Verweilen ein, und ein Spaziergang auf die Anhöhen der Stadt wird durch einen herr lichen Rundblick belohnt. Die Eisenverarbeitung, die immer ein bestimmender Faktor im Geschick der Stadt war, wurde zur Kunst erhoben. Aus Ge brauchsgegenständen wurden allmählich Kunstgegenstände, wie schmiedeeiserne Wirtshausschilder, Gitter und Grabkreuze. Sie alle legen Zeugnis vom Kunstsinn früherer Geschlechter ab. Eine immer größere Verfeinerung der Eisen- und Stahlbearbeitung fand schließlich in den kunstvollen Stahlschnittarbeiten Meister Michael Blümelhubers ihren Gipfelpunkt. Ein Denkmal gegenüber der gotischen Stadtpfarrkirche erinnert an Anton Bruckner, den „Musikanten Gottes", der gerne in Steyr Aufenthalt nahm und an seinen unvergänglichen Werken schuf. Auch Franz Schubert weilte des öfteren als Gast in Steyr im Hause seines Freundes, des Hofopernsängers Johann Michael Vogl, und die Überlieferung erzählt, daß er an den grünen Ufern des Steyrflusses zu seinem berühmten Forellenquintett ange regt wurde. Hat der Besucher bei seiner Wanderung durch die alten Gäßchen manchmal den Eindruck, die Zeit sei stehengeblieben, so täuscht dieser Eindruck. Rund um den in seiner alten Form erhalten gebliebenen Stadtkern wuchs das neue Steyr heran. Durch die Er weiterung der bestehenden und die Errichtung neuer Betriebe setzte ein starker Zuzug von Arbeitskräften nach Steyr ein, der die Stadtverwaltung vor große Aufgaben stellte. Neue Wohn gebiete waren zu erschließen, Wohnungen und Schulen zu er bauen. Die Lage der Stadt an den beiden Flüssen brachte mannig fache Verkehrsprobleme. y J -i I. #5» • Bild oben: Steyr im Jahre 1693 (Kupferstich nach einer Zeichnung, von K. V. Reslfeldt.) Steyr Blick auf Stadtpfarrkirche und Neutor

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2