Oberösterreich, 12. Jahrgang, Heft 1/2, 1962

Bad Hall OBERÖSTERRE ICH MITTELEUROPAS STÄRKSTES JOD-BROM-SOLE-BAD Im Zentrum des von den drei größten Städten Oberösterreichs — Linz, Wels, Steyr — gebildeten Dreiecks liegt am Alpenrand ein reizvoll behaglicher Badeort mit außerordentlich vielsei= tigem Kurbetrieb, ein Heilbad, das den allerorts üblichen Trend zum Mondänen nicht mitgemacht hat, das heute noch so gemütlich österreichisch ist, wie vor mehr als 60 Jahren, als die Mitglieder des Kaiserhauses alljährlich dorthin zur Kur kamen: Bad Hall. Ein weiter, von Kastanien beschatteter ovaler Marktplatz mit Häusern im Stil des österreichischen Biedermeiers, ein großer Kirchenplatz mit neugotischer Pfarrkirche und davon aus= strahlende freundliche Villengassen atmen den Charakter einer behaglichen kleinen Stadt. Ein wenig abseits davon hat sich seit mehr als 100 Jahren das eigentliche Kurviertel ent= wickelt. — Das einem Habsburgerschlößchen gleichende Kur= haus, die neuklassizistische Trinkhalle mit einem von Clemens Holzmeister gestalteten modernen Erweiterungsbau, die nach Plänen von Theophil Hansen erbaute Villa Rabl, Balzareks Landes=Villa usw. bieten ein Stück österreichischer Bau= geschiehte des letzten Jahrhunderts. Der in seinem ältesten Teile im Jahre 1856 angelegte Kur= park ist mit 15 ha Grundfläche und 20 km Parkwegen der größte und schönste Kurpark unseres Landes. Drei im Kur= park gelegene Tennisplätze, eine weitläufige, schattige Klein= golfanlage, Sportplätze und ein mit 2 großen Becken und Umlaufreinigung ausgestattetes Waldbad locken die Jugend. Augensprühbehandlung '4. ^ '■ 'f> i«f uua iLj Kurhaus — Während der Monate des Sommers spielt die beliebte Kur= kapeile täglich morgens, nachmittags, teilweise auch abends beschwingte Weisen. Theater, Tonkino, Konzerte und Tanz= Veranstaltungen, aber auch die zahlreichen Cafes, Kondito= reien, Büchereien und die behaglich=intimen Lesesäle im Kur= haus schaffen die typische freundliche Atmosphäre eines österreichischen Heilbades, das in den letzten Jahren dank der Erschließung neuer hochwertiger Jodquellen und dem großzügigen Ausbau seiner Therapieanlagen von sich reden machte. Die Entwicklung zum Badeort begann schon 1828. Das Land Oberösterreich baute ihn ab 1853 weiter aus. Nach dem zwei= ten Weltkrieg wurden weitgehende Modernisierungen und Ausbauten in Angriff genommen. 1950 rief das Land Ober= Österreich das Paracelsus=lnstitut als modernst ausgestattetes Bäderforschungsinstitut Österreichs mit dem Auftrag ins Le= ben, die Heilwerte des Kurortes und seine therapeutischen Möglichkeiten zu untersuchen. Bekannte Professoren der Universitäten Wien und Graz leiten die vier Abteilungen dieses oberösterreichischen Zentrums wissenschaftlicher For= schungsarbeit, das in nunmehr zwölfjähriger Tätigkeit die theoretischen und praktischen Grundlagen einer neuzeitlichen Jodbädertherapie schuf. Die umfangreichen, in mehr als 150 Originalveröffentlichungen niedergelegten Forschungs= arbeiten ließen die Jodsolebehandlung als eines der wert vollsten Mittel im Kampf gegen chronische Alters= und Auf= brauchskrankheiten erscheinen. Der Spezialbehandlung Bad Halls kommt so ein außerordentlich komplexer Wirkungs= mechanismus zu, der — unterstützt durch Ruhe, Erholung, Milieu= und Klimawechsel — bei chronischen Leiden seine vor= beugende, lindernde und heilende Wirkung entfaltet. Die medizinischen Hauptaufgaben des Heilbades bilden die Kreislauf= und Gefäßerkrankungen, insbesondere Arterio= sklerose, hoher Blutdruck und periphere Durchblutungs= Störungen, die Folgezustände nach Schlaganfällen, Folgen von Venenerkrankungen, chronische Krankheiten der mittleren und tieferen Luftwege, das Rheuma sowie chronisch=entzünd= liehe Leiden. Mit am augenfälligsten sind die Heilerfolge bei chronischen Augenerkrankungen der verschiedensten Ursachen und Formen, die dem Kurort den Ruf eines europäischen Augenheilbades verliehen haben. Immer stärker wird Bad Hall damit zu einem aufstrebenden Heilzentrum, das gleichzeitig aber auch ein beliebtes, schönes Ausflugsziel für Menschen ist, die Ruhe brauchen und ge= nießen. I ..

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