(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 6. Jahrgang, Heft 1/2, 1956

Übwohl sich im Gemeindegebiet von Bad Goisern weder Salzbergwerke noc h Salinen befinde n, lebte der Großteil der Bewohner durch viel e .Ja hrhunderte hin- durch vom Sa lz, denn di e Go iserer g inge n ihrem Tagwerk im ärari sc hen Sa lzwese n von H a llsta tt und I sc hl nac h oder sie waren be i d er Gewinnung und Lieferung d es Sudholzes oder bei der gefä hrli chen V erfrachtung des Salzes a uf der Traun beschäftigt. De n Goiserern wä re es a ll erdings sehr recht gewesen, we nn sie so wie di e Ha llstä tter , Ausseer und Isc hl er auch einen eigen en Salzberg gehabt hä tten, und sie waren da her sehr erfreut , a ls in d er zweiten H ä lft e des vorigen J a hrhunderts im Perz lwa ld I bei Goisern Tiefbohrungen durchgeführt wurden, um ein Salzlager zu suchen. Anstell e des er- wü nschten i\1inerals entströmte dem Bohr- loch warmes, stinkendes \Nasser ; da sich kein weiterer Erfolg ze ig te, stellte man bei Errr ichung einer Tiefe von 656 M e tern die Bohrung ein. Dir:: n eu e Q,uellc roch stark nach fau len Eiern, also nac h Schwefelwas erstoff. Die Bewohner vo n Goisern mußten sic h damit abfind en , da ß ihr Tra um vom Sa lzberg endgü ltig ze r ronnen war, - und zwar in Schwefelwasse r! Trotz d es a nfänglichen i\i[ißverg nügens über di ese Tatsache wurde die neueroberte Quel le gefaßt und vo n d en zufließenden Tag- wässern befr eit. - Stiind li ch liefert e sie s:::c hsta usen d Liter \Nasser, das ungenützt mehrere .J a hre lang in d en Krößenbach fl oß. - D er Volksmund nann te die Qu elle „Perzlwasser" , und viel e Kranke benütz ten sie als Haus- und H eilmi tte l. - In F la - schen , Krügen und Fässer n hol ten sich die Einheimisc hen das Perz lwasser , und sie benütz ten es bei ma nc her le i Kra nk- heiten zu Bade- und Trinkkuren . - Vielen ha lf das heilkräftige J odschwefel- wasser , und di e Erfolge di ese r H auskuren Bode-Historie von Goisern sprachen sic h ba ld weil und breit herum. - Auc h bed eutende medi zini sc he Fac h- leute d er dama ligen Ze it ä ußerten sic h sehr zuversic htlich über di e Verwer t- ba rke it d es Goi ser er H eilwassers. Trotzdem war es ein sc hwieriger , sic h a uf ein J a hrzehnt erstreckender, mühevo l- ler \Neg vom Tage des Erbohrens der J oclsc hwefelquelle bis zur Eröffnung d es ersten Badegebäudes im J ahre 1884-. Nun begann in Goisern ein neues Leben . - Aus den Städten kamen die heilung- suchenden Menschen, H otels und vVo h n- häuser wurden gebaut, das Dorf wurde immer größer, es wurde e in H eilbad , das a llj ä hrli c h vielen hundert M enschen zu neuer Ges undheit verha lf. - So geni eßt Bad Goisern d ank se.iner Joclschwefel - quelle se i t mehr a ls siebz ig J a hren einen guten Ruf a ls H eilbad. Doch d ie Zei t bli e b nicht s te hen, und die Badeanlage, di e ma n vo r siebzig J a hren gebaut hatte, pa ßte ni cht in di e Gegen- wart. - Ihr Ba uzustand und ihre A11 s- stattung ve r trugen sich ni cht me h1- mit den Forderunge n, di e das Kurpub likum heutzutage a n ein H eilbad stell t. I m J a hre 1952 war ma n staa tli cherse its endlich in der Lage, dem vo n einer R eih e vo n H eil quell enforsc her n, ä rztli chen K a - pazitäten und Fremdenverkehrsi nstilu - tionen geford erten R uf n ac h neuzei tli cher Quell ensicherung und Quelle nfass ung so- wi e nac h Erste ll ung einer modernen Kur- a nsta lt R echnung zu tragen , wodurc h eines der wi c htigs ten n a türli chen Kur- mittel und Natursc hätze Ö ster reichs vo r dem Ver fa ll e bewahrt und d er leidenden l\!Ienschhei t in bes ter Verfassung nu tzbar gemacht wi1-d . Am U rspru ng der Goiserer H e il que ll e wu rde ein ideal in di e Berg landschaft einge be ttetes Kurzentrum mit einem kom- fort a blen Kurhote l mit schönen Parkan - lagen und einem hübsc henThermalfr eibad gescha ffen . - Durch Erbauung von zwei Sesse ll iften und kühnen H öhenprome- naden wurden auc h die Berge bis über di e 1000-Mete r-Grenze in diese Kuranlage einbezogen - fürwahr, eine geniale und verblüffende Lösung, die so eindrucksvoll , zweckmä ßig und at trakti v ist, daß sie geradez u a ls i\1usterbeispiel für den idealen A lpenkurort gelten ka nn! Im n eu erba uten Kurh o tel Bad Goisern werden n icht nu r di e berühmten J od - schwefelbäder , sondern da neben auch Kohlensäure- und Solebäder sowie Schl ammpackungen verabre icht, und wer E lektrotherapie oder Unte rwassermassage brauch t, d em steh en auc h diese Beha nd- 1ungs me thod en zur Verfügung. - Bes t- gesc hultes Persona l sorgt hier für di e Gäste, d enen im herrliche n Kurho tel j eder K omfort, die sorgfältigs te Be treuung und di e kultiviertes te Bewirtung geboten vverden . - Die g ünstigen Preise der Früh- j a hrs-, H erbst- und \ ,Vintersaison ermög- 1 ichen es a uch dem Mittelstande, a n d iesem gepfl egten und ganz a uf Indivi- dua li tä t a bges tellten Kurbe tri eb tei lzu- ha ben. Durch sinn vo ll e und zweckmäßige In- ves tition e n wurde in Bad Goisern in der jüngs ten Zeit ein Schmuck- und Gla nz- stück i n der großen Za hl der österre i- c hisc hen Fremdenverkehrsbe triebe ge- scha ffen, ,,e in e 'v\!und e rblume im bun- t e n, r e i c h e n Kr a n z d e r ö s terre i c hi- sc hen H e il b ä d e r ", wie sich ein d a nk- ba rer und begeisterter Gast kürzli ch a usdrückte 1

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