(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 5. Jahrgang, Heft 1/2, 1955

Q) ~ :--. Q) $= 1 ' 'II t:s J.-1 bmd Q) ..= c.:, cn ...... :--. Q) > t:s ~ 1 ..= c.:, cn ..... ..= c.:, ..... Q) :--. Ji-1 Q) 1 r cn :o Q) ..... ~ Gefälle Maximale Aus- Mittlere Jahres- Stufe Baujahr Lage in Stauziel in m Ausbaugröße in m 3 / s mm bauleiscung an arbeit an Gene- Fluß-km über N. N. bei Mittel- Generator- racorklemme an Tagen / pro Jahr wasser klemme in kW in Mio kWh i j Passau Projekt 4,2 302,50 1020 / 88 10,04 76 000 470 Schärding-Neuhaus Proj ekt 18,8 314,90 1016 / 88 11.25 90 ooo· 504 Simbach-Braunau 1952/ 54 61,1 348,50 1016 / 80 11,50 90 000 513 ~ C: J Oberaudorf Proj ekt 211,0 472,50 440 / 97 6,58 20 500 111 ~ ~ l 0 Neuhofen Projekt 7,1 355,0 330 / 93 6,~o 15 000 92 ...c Burghausen Projekt 13;7 369,0 330 / 93 13,40 35 200 205 u Tittmoning Projekt 28,0 380,0 330 / 92 "' 10,50 27 700 160 N "' Eching Projekt 40,2 391 ,0 330 / 91 11 ,20 26 200 148 V) Laufen Projekt 49 ,3 399,0 330 / 90 7,00 17 500 104 Surheim Projekt 55,3 407,0 330 / 90 7,70 18 800 108 Maximale Ausbauleistung sämclid1er Werke an der Generacorklemme in k\X/ 416 900 Mittl ere Jahresarbeit sämclicher Werke an der Generacorklemme in Mio kWh 2 415 Die Landesgrenze gegen das benachbarte Bayern verläuft in Oberösterreich nahezu zur Gänze inmitten des Inn- flusses, diesen der Länge nach teilend, um knapp vor seiner Vereinigung mit der aus Nordwesten kommenden Donau nach Osten auszubiegen . Von seinem Ursprung bis zur Mündung in dlie Donau wird dieser Fluß mehr- fach von Landesgrenzen durchschnitten und bildet ein anschauliches Beispiel für die Längs- und Querteilung eines Gewässers. Der mit einer beängstigenden Monotonie steigende Be- darf an elektrischer Energie, welcher den Konsum inner- halb einer Dekade verdoppelt, hat nun dazu geführt, daß man sich nach neuen billigen Möglichkeiten für die Gewinnung elektrisch erzeugter Energie umtat, um der ständig steigenden Nachfrage gerecht zu werden. Der untere • Inn, so wird die Streckle zwischen Salzach- mündung und Passau bezeichnet, bietet die drenkbar gün- stigsten Voraussetzungen für die Errichtung wirtschaf t- licher Kraftstufen, so daß man trotz der Längsteilung und der daraus zu erwartenden öffentlich-rechtlichen Schwierigkeiten in anerkennenswerter Weise bereits im Jahre 1950 daranging, dem Ausbau dieser lukrativen Gefällsstrecke durch einen Vertrag zwischen der Bundes- republik Osterreich und dem Freistaat Bayern die Wege zu ebnen. Wenn auch der unmittelbare Anlaß dieses Übereinkom- mens über die österreichisch-bayerischen Grenzflüsse und die Gründung der „Osterreichisch-Bayerische Kraft- werke AG" die Wasserkraftnutzung des längsgetei lten unteren Inn war, so sind doch dlie ferneren Ziele viel weiter ges teckt. Die obenstehende Tabelle mag ein im- posantes Bild über die noch vorhandenen Möglichkei'ten der Energieaufschließung an den zum Konzessionsgebiet der zwischenstaatlichen Gesellschaft gehörenden Fluß- strecken am oberen und unteren Inn wie der Salzach geben. Für alle der oben angeführten Projekte gilt durch die Längsteilung des Energieträgers der Grundsatz der paritätischen Behandlung, da die Interessenverbindung der vertragschließenden Tei le vemunftgemäß keine an- dere Lösung der Wasserkraftnutzung zuließ . Es kann keiner der beiden Partner ohne den Wi llen des anderen den Fluß stauen, ableiten oder was dergleichen Maß- nahmen mehr sind, um die Rohenergie f ür die Aus- nutzung durch ein Werk zu konzentrieren. Damit ist die Praxis, wie sie in den seit der Kriegszeit her be- stehenden Werken Ering und Obernberg s-eit der neuer- liehen Grenzziehung des J ahres 1945 geübt wird, durch na türliche Regelung vorgegeben, und es stehen damit Osterreich und Bayern je die Hälfte der aus den Grenz- kraftwerken zu gewinnenden Energien zur Verfügung. Diese Regelung scheint einfach und selbstverständlich , wie es alle guten Regulierungen se in sollen, doch darf nicht übersehen werden, daß es auf diesem Gebiet ein internationales Recht noch nicht gibt, da die ungeheure lebensnotwendige Bedeutung von Flußläufen dieser Größe bi sher international gültige Vereinbarungen ver- hindert hat . In di esem Zusammenhang betrachtet, ge- winnt daher das Vertragswerk um Inn und Salzach besondere Bedeutung und wird a ls solches als wichtiger Beitrag zur europäischen Ve rständ igung gewertet. Als ers tes Bauvorhaben a us der Fülle der vorhandenen Möglichkei•ten hat man selbstvers tändlich zunächst jenes verwirklicht, welches ein gün sti ges wirtschaftliches Er- gebnis mit Sicherheit erwarten ließ, und dies war dtie aus den Veröffentlichungen des vergangenen Jahres be- kannte Kraftstufe bei Braunau, welche in außergewöhn- lich kurzer Zeit fertiggestellt und dem Betrieb über- geben werden konnte. Das nebenstehende Bild, aus dem Flugzeug aufgenommen, zeigt das Bauwerk in se iner technischen Schönheit, geboren a us einfacher und strenger Formgebung, welche bewußt darauf verzichtet, durch ä ußerliches Beiwerk die Zweckbestimmung der Anlage zu verwischen. Diese n Zusammenklang zwischen tech- nisch Notwendigem und klarer , einfacher Linienführung verdanken wir dem leider zu früh verstorbenen Linzer Architekten Dr. Roman Schellenberger, der die Fertig- stellung dieses Werkes nicht mehr erlebte und dessen hier nochmals gedacht werden soll. Um die Bedeutung eines Werkes dieser Größe auch dem Laien vor Augen zu führen, wi rd gern eine Jahres- produktion elektrischer Energie in Tonnen Koh le um- gerechnet, da trotz der fortschreitenden Elektrifizierung auch unserer Haushalte d'ie elektrischen Leistungszahlen immer noch etwas fremd sind , während der Wert des fos silen Brennstoffes jeder Hausfrau a us den herbst- lichen Rechnungen wohl geläufi g ist. Das Werk Braunau erzielte im Jahre 1954, obwohl der letzte Maschinensatz erst im Mai in Betrieb genommen werden konnte, eine J ahresproduktion von rund 530 Millionen kWh, für we lche in einem kalorischen Werk etwa 350.000 Tonnen Kohle hätten verfeuert werden müssen. Wie die Entwicklung auf dem Gebiet der fossi len Brennstoffe zeigt, ist die noch vor dem letzten Welt- krieg allgemein v•erbreitete Ansicht, daß wir uns für die

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