(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 5. Jahrgang, Heft 1/2, 1955

KRAFT UND LICHT IN OBEROSTERREICH Unte~. den _neu~ Bun_deslän1ern der österreichischen Republik ist Oberosterreich m weitem Smne als K,ernland der österreichischen Stromversorgung anzusehen. Hier, in ,diesem von der Donau durch- flossenen „Land ob. der. Enns" w~rde von .dem Industriellen Josef Werndl aus Steyr 1': .~mer A~ue1lung seiner berühmt gewordlenen ,,Steyrer_ ~affenfabrik s_<;1ion 1m Jahre 1883 die Er:zieugung elektri- sch,er f:mnchtungen, Gluhlampen usw. aufg,enommen. Und am 27. Juru 1883 erstrahlte zum ers,tenmal in Osterr,eich iin ebendieser Sita~t ein Fabriksgebä,ude im Glanze elektrischer Bdeuchtung, das ObJekt VI der vorgenannten Steyrer Waffenfabrik. We~ndl war auch der erste, der Elektrizität mit H ilf.e von Wasser- turbmen erzeugte. AlsbaJ,d gab es aber in Oberösterreich auch andere taitkräf~ige Männe,r, die mit Feuereifer darangingen, dä.e Idee der allgei:neinen Verwendung von Elektrizität vorwärtszutreiben. Einer von ihnen war Ingenieur Josef Stern (später Oberbaurat und Dok- ,no_r tfchn. h. c.), der in dem Sommerfrischenort St. Wolfgang eine wmz1ge Dampfzentrale (25 PS) errichtete, um von dieser aus das Be~ghotel am 1_783 m_ hohen _Schaf?erg mit Strom zu versorgen. Zu- gl~ich a~er kreisten die Studien_, die Ingenieur Stern und sein enger Mooarbeit~r Franz I:affer~ betn_eben, ständig um die Frage, wie die Wasserkrafte Oberosterreichs smngemäß zur Gewinnung elektri- schen Stromes verwendet werden könnten. Das Ergebnis ihrer Überlegungen und Untersuchungen war der Bau des. sogenani:ten „Traunfallwerkes" an dem Flusse Traiun und die Erncht~ng _emer 10.000-Vol~-Leitung von dort in die Sitadt Gmun- den. Mit diesem 2400 PS lemenden Werk erhidt Oberösterreich im Jahr,e 1902 se-ine bis dorthin ·stärkste Wa•sserkraft-Drehstromanlage, und zugleich setzte die systematische Stromversorgung des Landes ein. Sie wurde für die anderen Provinzen der österreichisch-ungarii- 1schen Monarchie beispielhaft, da sie in Oberösterreich zu einer ge- radezu stürmischen Entwicklung der Elektrifizierung fühm-e. In ra- scher Reihenfolge entstanden an verschiedenen Wasserläufen des Landes Stern-&-Ha.fferl-Kraftw,erke, deren Jahreserzeugung von anfänglich wenigen hunderttausend Kilowattstunden (kWh) bald in die hunderte Millionen kWh stieg, indes sich die Verteilnetze immer weiter und immer dichter über das Land breiteten. In dem Bestreben, die Stromversorgung sicherer und rationeller zu gestalten, kam es im sogenan111ten Verbundbetrieb nach und nach auch zu einer &tets enger werdenden Zusammenarbeit mit den in- zwischen entstandenen örtlichen, privanen oder kommunalien Strom- versorgungsunternehmungen. Hand in Hand min: der technischen Aufwäm-sentwicklung ging auch der organisatorische und kaufmän- nische Aufbau des Unternehmens. Neben der EW.-Stern-&-Hafferl-AG., die nicht nur ~n Oberöster- reich, sondern auch in Salzhurg verschiedene Kraftwerke errichnet hatte, entwickelte sich die Oberösterreichische W-asserkraft- und Elektrizitäts-AG. (OWEAG), die im Jahre 1924 an dem Fluß Große Mühl das leistungsstarke Kraftwerk Partenstein erbaute. Sie ko11111te damit einen gewichtigen Beitrag zur Stromversorgung Oberöste,r- reichs und darüber hinaus zur Stromlieferung an die Bundeshaupt- stadt Wien leisten. Durch den Zusammenschluß der Leitungsnetze diese,r beiden tragenden oberösterreichischen Elektrizitätsversorgungs- unternehmungen war ein besonders wirkungsvoller Ausgleich dier ver- schiedenen Flußgebiete und ihrer Wasserdarbietungen herbeigeführt worden; die 2:ieit!ich verschieden gdegenen Wasserführungen der Alpentäle!I', des Alpenvorlandes und des Einzugsgebietes nördlich der Donau ergänzen sich in der Zusammenlegung ausgezejchnet und füh- ren zu einer wesentlichen V:ergleichmäßigung im Aufbringen hydro- elektrischer Energie. Dem nechnischen Zusammenschluß der beiden Firmen folgte im Jahre 1929 auch die kommerzielle Vereinigung, und zwar zur Österreichischen Kraftwerke-AG. (OKA). Die OKA plante auch die großen Wasserkraftwerke an der Enns und sie begann auch mit deren Bau, doch mußte sie diese Werke (Mühlrading, Staning und Großraming) durch das zweite Vers,taat- lichungsgesetz an die staatliche Sondergesellschaft "Ennskraftwerke- AG." übertragen, was aud1 eine .i\nderung des Firmennamens auf ,,Oberöst~rre!chische Kraftwerke-Aktiengesellschaft", kurz OKA ge- nan111t, mit sich brachte, neben der heute in Oberösterreich nur noch einige wenige Stromversorgungsunternehmen bestehen. Auf der OKA liegt nach wie vor die Hauptlast der vierantwortungs- vollen Aufgabe, da,s Land Oberösterreich ausreichend mit Kraft- und Lichtstrom zu versorgen. Sie versucht, mit ihren fünf Laufkrafo:wer- ken, weioer mit sechs Speicherkraftwerken sowie mit Hilfe des 51.000 kW starken Dampfkraftwerkes Timelkam und neun Klein- werken der Aufgabe nachzukommen. Die Gesamtleistung all dieser OKA-Werke reicht aber, obgleich sie 144.882 kW beträgt, immer weniger hin, den schnell wachsenden Bedarf des Landes zu decken. Es müs·sen daher aus dem staatlichen Verbundnetz sehr erhebliche Mengen an Strom zugekauft werden. Dieses Stromzukaufen ist na- türlirn ein zweischneidiges Schwe111:: nach allgemeinen Erkenntnissen der El~_ktr~zit~ts:"'irtschaft kann die Eif$1ensitändigkeit (und damit die l!~~bhang1gke1t m der Gebarung und lffi Tarifwiesen) eines Elektri- z1tat~versorgungsrunternehmens als g-ewahrt angiesehen werden, wenn es mi!1destens 60 Prozent der in seinem Bereich erforderlichen Energie aus eigenen Anlagen zu liefern imstande ist. Di~er Zw,ta~d war hei ?er OKA vorhanden und er wär,e gewahrt geblieben. Wie aber vorhm erwähnt, mußten die der OKA gehörigen Ennskraftwerk,e an dii.e staatliche Sonderg,esellschaft Ennskraftwerke- AG. abgetreten werden. Durch das Ausscheiden dieser Werke aus dem O~A: Verband fiel die Eig,enerzeugung der OKA gegenüber dem s,tand1g zunehmenden Strombedairf so stark ab, daß sie in Ranna - Bogenstaumauer der OKA mit dem künstlich geschaffenen Rann,1-See • Photo: Lang

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