Oberösterreich, 4. Jahrgang, Heft 3/4, 1954

striellen Entwicklung weichen. Wertvolle fruchtbare Böden müssen jährlich dem Ausbau von Industrie, Handel und Gewerbe gewidmet werden. Im Süden des Landes, im schönen Salzkammergut, ist vorwiegend kleinbäuerlicher Besitz, wo die Familien zum größten Teil im Fremdenverkehr und in der Forstwirtschaft ihren Neben- oder Haupterwerb, je nach Größe des landwirtschaftlichen Besitzes, finden . Bevölkerung In Oberösterreich gehören von einer Gesamtbevölkerung von 1, l 08. 720 rund 286.100 der Landwirtschaft an, das sind 25,8 Prozent. 1910 waren noch 46,6 Prozent in der Landwirtschaft. Die Durchschnittszahl für ganz Österreich betrug 1951 21,9 Prozent, so daß also der landwirtschaftliche Anteil in Oberösterreich über dem Bundesdurchschnitt liegt. In Oberösterreichs Landwirtschaft sind 197.039 Familienangehörige beschäftigt. Daneben arbeiten noch 48.776 fremde Arbeitskräfte. Somit leben 245.815 ständige Arbeitskräfte und die nicht erwerbsfähigen Familienangehörigen von der Landwirtschaft. Darüber hinaus sind noch 21 .597 Familienangehörige und 26.263 fremde Arbeitskräfte nicht ständig in der Landwirtschaft beschäftigt. Diese Zahlen stammen aus der Erhebung des Österr. Statistischen Zentralamtes 1951. Landwirtschaftliche Betriebe Oberösterreich hat insgesamt 78. 707 landwirtschaftliche Betriebe. Davon sind 18.409 Zwergbetriebe mit einer Fläche von unter zwei Hektar, 18.490 Betriebe sind kleinbäuerlich mit einer Fläche von zwei bis fünf Hektar, 26.885 Betriebe gehören in die Klasse der bäuerlichen Besitzungen von zwanzig bis hundert Hektar. Den Charakter von Großbetrieben mit einer Fläche von über hundert Hektar haben nur 301 Betriebe. Die Gesamtfläche an Ackerland beträgt 379. 777 Hektar. Neben dem Ackerbau und der Grünlandwirtschaft spielt die Forstwirtschaft in Oberösterreich eine große Rolle, da 400.659 Hektar mit Wald bestanden sind, der sich zu rund 78 Prozent aus Nadelhölzern und 22 Prozent aus Laubhölzern zusammensetzt. Der Obst- und Gartenbau ist hochentwickelt. 3,850.000 Obstbäume der verschiedensten Sorten liefern Most- und Tafelobst. 314 Gartenbaubetriebe mit rund 375 Hektar Fläche liefern die notwendigen Gartenprodukte für Stadt und Land. Siedlungsform Aus den genannten Zahlen ist bereits zu ersehen, daß Oberösterreichs Landwirtschaft vorwiegend bäuerlichen Charakter trägt. Dies zeigen auch die Siedlungsformen . Im Mühlviertel der typische fränkische Hof, welcher meist auf der Südseite statt einer Hausfront eine Mauer hat, im Innviertel der Vierseithof und im Hausruckviertel der Hausruckhof, der meist auf der einen Seite ein stattliches Wohnhaus hat. Schulwesen Die hochentwickelte Landwirtschaft setzt die Heranbildung eines geschulten Bauernstandes voraus. Aus dieser Überlegung wurde bereits vor 80 Jahren die erste landwirtschaftliche Schule Oberösterreichs in Ritzlhof eingerichtet. Die Zahl der .Schulen beträgt derzeit acht landwirtschaftliche Schulen und vier hauswirtschaftliche Schulen. Daneben werden in über hundert Kursen sowohl Burschen und M ädchen fachlich geschult. Über fünfzig Prozent des bäuerlichen Nach• 54 wuchses werden erfaßt und für den landwirtschaftlichen Fortschritt gewonnen. Berufsorganisation Die Landwirtschaft wird durch folgende Berufsorganisationen geführt: Fachlich durch die oö. Landwirtschaftskammer, politisch . durch die Bauernbünde, von denen der OÖ. Bauern- und Kleinhäuslerbund rund neunzig Prozent erfaßt, und genossenschaftlich durch die Anwaltschaft der land- und forstwirtschaftlichen Genossenschaften. Das Genossenschaftswesen ruht auf drei Säulen: Lagerhausgenossenschaften mit ihrer Dach• organisation, der OÖ. Warenvermittlung, der Raiffeisenorganisation, dem genossenschaftlichen Geldinstitut mit ihrer Zentrale in der Raiffeisenzentralkasse Linz, und der milchwirtschaftlichen Genossenschaftsorganisation, der ersten Zentralteebutterverkaufsgenossenschaft in Schärding, welche rund 80 Prozent der Milchanlieferung erfaßt, verarbeitet und weitergibt. Das wirtschaftliche Zentrum des Landes ist für den landwirtschaftlichen Sektor Wels, wo sich auch das große Zentrallager des Verbandes der oö. Saatbaugenossenschaften befindet, der Pferde- und Ferkelmarkt abgehalten wird und in der Tierzuchthalle Wels die regelmäßigen Versteigerungen von Zucht- und Nutzvieh stattfinden. Für die Viehversteigerung wurden auch Versteigerungshallen in Ried i. 1., Freistadt, Großraming und Vöcklabruck eingerichtet. Die wirtschaftlichen Träger dieser Verkaufsorganisation sind die verschiedenen Tierzuchtverbände. Technisierung Oberösterreichs Landwirtschaft ist auch ein wichtiger Abnehmer industieller Erzeugnisse, und ein Großteil der Industrie- und Gewerbeerzeugnisse des Linzer und Weiser Raumes wird in der oberösterreichischen Landwirtschaft untergebracht. Die Industrialisierung der oberösterreichischen Landwirtschaft wird erst so richtig an Hand einiger Zahlen klar. So gab es 1953 in der Landwirtschaft 82.000 Elektromotoren, über 5.000 Explosionsmotoren, 9.300 Traktoren, 7.000 Motormäher, 1.200 Bodenseilzüge, 240 Seilbahnen, 14.000 gummibereifte Ackerwagen, 16.000 Sämaschinen, 3.500 Kunstdüngerstreuer, 20.000 Mähmaschinen, 13.000 Kartoffelerntemaschinen, 240 Saatgutreinigungsanlagen, 6.500 Dreschmaschinen, 11.000 Greiferaufzüge, 55.000 Milchzentrifugen und 22.000 Futterschneidemaschinen. Diese wenigen Zahlen aus einer langen, stolzen Bilanz der landwirtschaftlichen Maschinenausrüstung Oberösterreichs mit dem Stand 1953 zeigen nicht nur auf, wie weit die Landwirtschaft bereits technisiert ist, sondern lassen auch deutlich erken• nen, welch innige wirtschaftliche Verflechtung zwischen dem Berufszweig Landwirtschaft und den übrigen Volks~irtschaftszweigen besteht. Der Bauer deckt dem Volk nicht nur den Tisch, sonder er schafft auch durch die Erhaltung und Verbesserung des Hofes, durch die Anschaffung vielseitigster Betriebsmittel und durch die neuzeitliche Ausrüstung der landwirtschaftlichen Betriebe Arbeitsmöglichkeit in Form von Arbeitsaufträgen an Industrie, Handwerk und Gewerbe, die jährlich in die Milliarden steigen. Eine gute Ernte auf heimischem Boden spart nicht nur Devisen, sondern läßt auch das Geld wieder freudiger in Form von Aufträgen an jene Wirtschaftszweige rollen, welche ihrer• seits den Bauern mit den notwendigen Betdebsmitteln auszu. rüsten haben.

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