Oberösterreich, 4. Jahrgang, Heft 3/4, 1954

immer stärkeren industriellen Erschlie- 1954 anlief, kostete rund 30 Millionen ßung des Raumes von Linz bis Vöckla- Schilling, von denen aus amerikanischen bruck vom Hausruckrevier aus mög- Produktivitätsförderungsmitteln 22 Millicherweise auch wirtschaftlich erfolgen lionen beigestellt, während der Rest von könnte. Für solche Großgaserzeugung den WTK selbst aufgebracht wurde. Beim liegen aber erst tastende Versuche vor. Bau dieser Anlage, der durch die KlöckDie Verschwelung von Tauchener- und ner-Humboldt-Deutz-Werkenacheigenen, Zangtaler-Kohle erwies sich zwar be- patentierten Verfahren vorgenommen friedigend, aber angesichts der großen worden ist, konnten österreichische Firtechnischen Schwierigkeiten der Ver- men etwa bis zur halben Investitionsgasung der wasser- und aschenreichen summe herangezogen werden. Hier wären österreichischen Kohle ist man selbst von vor allem zu nennen die Linzer Bauunterder technischen Lösung des Problems nehmung Mayreder, Kraus & Co., die noch weit entfernt, außerdem ist das Eternitwerke Ludwig Hatschek, die AnSchwelgas kalorienarm (ca. 1500 Kalo- dritzer Maschinenfabrik und der Schwerien je Kubikmeter), ähnliches gilt aber chater Maschinenbau, die VÖESt, die auch für die Verwendung österreichi- Magnesit- und Chamotte-Gesellschaft, scher Braunkohlen für die Starkgaser- Siemens-Schuckert, Elin, Brown-Boveri, zeugung nach dem Lurgi-Druckverfahren, Elektrobau Linz, Felten & Guilleaume das sich in Deutschland auch bei höherem und Semperit, womit die neue Anlage Aschengehalt durchgesetzt hat. Aber bereits als eine Gemeinschaftsleistung selbst wenn sich die Hausruckkohle für führender deutscher und österreichischer eines dieser Verfahren eignen würde, Werke gekennzeichnet erscheint. dürften sowohl die hohen Anlagekosten Bei ihrer Erbauung in Ampfelwang als auch die verhältnismäßig geringe konnte man sich weitgehend eines dort Mächtigkeit der Kohlenvorräte gegen bestehenden leeren Gebäudes bedienen, eine solche Fern- oder Gruppengasver- das ursprünglich dem gleichen Zwecke sorgung sprechen. dienen sollte. Denn schon kurz vor dem Noch eher könnte man sich nach aus- Zweiten Weltkrieg erbaute man bei der ländischen Vorbildern versuchsweise zu Zentralsortierung der WTK eine Briketeiner unterirdischen Vergasung einzelner tieranlage, die aber den besonderen Flötzpartien im Hausruckrevier ent- österreichischen Verhältnissen nicht entschließen, mit Verwendung des Gases in sprach und daher stillgelegt werden mußte. örtlichen thermischen Zentralen. Aber Sollen nämlich die österreichischen auch hier dürften die allzu kleinen Briketts konkurrenzfähig mit den unter Kohlenlager Oberösterreichs gegen einen wesentlich günstigeren Produktionsverderartigen Versuch sprechen. hältDissen gewonnenen deutschen BraunEs bleiben sohin für die Hausruck- kohlenbriketts sein, so müssen sie ohne kohle, nachdem auch die Hydrierung ein verteuerndes Bindemittel hergestellt infolge der geringen Förderung und des werden. Es zeigte sich nun, daß man zwar reichlichen Ölangebotes ausscheidet - genau so wie die deutschen auch die im Krieg unternommene Versuche hatten meisten österreichischen Braunkohlen auf ihre technische Durchführbarkeit be- Strangpressen bei Drücken von I 000 bis wiesen -, nur die Kohlentrocknung und 1200 atü, einer optimalen Feuchtigkeit Brikettierung als Wege zur Veredelung. von 15 bis 16 Prozent und weniger als Bei der Kohlentrocknung wird der einem Millimeter Korngröße ohne BindeBraunkohle ein Teil ihres Was,ergehaltes mittel gut brikettieren kann, nur erwiesen entzogen, so daß der Heizwert erhöht und sie sich nicht als wetterbeständig. Der die Transportkosten gesenkt werden. Grund liegt in ihrem höheren Gehalt an Leider eignen sich die österreichischenj Kalken und Salzen, dem „Letten", ihrer lignitischen Braunkohlen schlecht zur Asche, der sehr quellfreudig ist, so daß Trocknung, da sie bei dem üblichen Ver- die Briketts zerfallen. fahren der Trocknung (Luft- oder Rauch- Bei Untersuchungen durch Professor gas) zerfallen. Hier brachte erst das Bierbrauer der Montanistischen HochFleißnerverfahren, das allerdings erheb- schule in Leoben zeigte sich, daß die liehen Wärmebedarf hat, eine Lösung. Hausruckkohle noch am besten den Nach diesem Verfahren wurden 1953 in Brikettiervoraussetzungen entsprach, worÖsterreich aus 581.000 Tonnen Rohkohle auf Ob.-Ing. Reusse der Klöckner-Werke unter Verlust von 173.000 Tonnen 408.000 in Fortentwicklung des sogenannten UBTonnen Trockenkohle hergestellt und Verfahrens die Behandlung mit Salzsäure davon 373 .546 Tonnen verkauft. Nach vornahm. Nach diesem von ihm patenOberösterreich gingen davon nur rund tierten USB-Verfahren zeigte sich in 6000 Tonnen. Diese am Karlschacht bei Großversuchen der Klöckner-Werk bei Köflach stehende Anlage, die den Wasser- Köln-Kalk mit den dortigen Strangpresgehalt der Kohle von 35 Prozent auf sen eine hervorragende Wetterfestigkeit 15 Prozent herabsetzt, wird nun abge- auch der Hausruckbriketts. Während brochen und durch eine größere Anlage - nämlich nach Wasserlagerung die Druck2000 Tonnen Trockenkohle täglich - festigkeit normaler Hausruckbriketts von ersetzt. 122 kg/cm2 auf Null zurückging, sie sich Die WTK (Wolfsegg - Traunthaler also auflösten, sank sie beim UB- bzw. Kohlenwerke) haben sich indessen ent- UBS-Verfahren nur von 147 bis 160 kg schlossen, den zweiten Weg der Kohlen- auf 116 bis 130 kg ab. Voraussetzung war veredelung, nämlich der Brikettierung, allerdings, daß der Aschengehalt nicht zu gehen. Ihre Anlage, die im November mehr als 15 Prozent (auf die Trocken46 substanz bezogen) beträgt. Es scheiden damit die - leider - minderwertigen aschenreichen Feinkohlen (25 Prozent Aschengehalt) aus, die weiterhin industriell verfeuert werden müssen, so daß man auf die hochwertigeren Sorten (wie Stück- und Würfelkohle) greifen muß. Sie werden also zunächst zerkleinert, dann auf zwei Prozent Wassergehalt herabgetrocknet und in einem anschließenden Mischvorgang wieder auf die optimale Feuchtigkeit von 15 Prozent gebracht. Nach dem DB-Verfahren wird diese Kohle nochmals, falls erforderlich, auf 200 Grad erhitzt, während beim USB-Verfahren die Behandlung mit Salzsäure die Kalkhumate, verändern und deren Quellfähigkeit vermindern soll. Es waren also sehr erhebliche technische Schwierigkeiten zu überwinden, bis die Veredlung der nur 2800 bis 3200 Kalorien aufweisenden Hausruckkohlen gelang und ein Produkt entstand, das dem Heizwert nach den deutschen Briketts ebenbürtig und in der Abriebfestigkeit gleich ist. (Die deutschen UnionBriketts haben nach Wasserlagerung eine Druckfestigkeit von 150 kg/cm2 .) Es ist trotzdem gelungen, die Rentabilität des Verfahrens zu sichern, ja es wird vielleicht nicht notwendig sein, von dem 10 Prozent Wertzoll Gebrauch zu machen, der anläßlich der Liberalisierung der Braunkohlenbriketteinfuhr vorgesehen wurde. Andererseits ergibt sich aus der neuen Anlage eine jährliche Ersparung von rund 52 Millionen Schilling an Devisen. Durch ihr Anlaufen ergeben sich bemerkenswerte Veränderungen in der österreichischen Kohlenwirtschaft. Zunächst ist dank des höheren Heizwertes die Absatzmöglichkeit ~ür die Briketts auf den größten Teil Österreichs erweitert, insbesondere bis Wien, so daß selbst in Krisenzeiten ihr Absatz gesichert erscheint, denn ab Timelkam erfahren auch die deutschen Briketts mindestens die gleiche Frachtbelastung wie die WTKErzeugung. Andererseits ergibt sich rechnungsmäßig scheinbar ein Verlust an Kohlen. Die neue Anlage soll nämlich in der gegenwärtigen Ausbaustufe eine Tageserzeugung von 500 Tonnen, also 150.000 Tonnen Briketts im Jahr ermöglichen, was allerdings erst einem Viertel des österreichischen Bedarfes entspricht. Sie werden aus 213.000 Tonnen Rohbraunkohle gewonnen, wobei die Gewichtsdifferenz dem Wasserentzug zuzuschreiben ist. Dazu benötigt man aber noch 45.000 Tonnen Heizkohle, so daß ein Gesamteinsatz von 258.000 Tonnen Rohbraunkohle notwendig wird; es ist dies mehr als ein Viertel der Hausruckrevierleistung (1955: voraussichtlich 1 Million Tonnen). Damit würden Verknappungserscheinungen im Inland eintreten, da ja dadurch eingeführte Kohle ersetzt werden soll. Durch die Steigerung der übrigen Inlandsförderung, insbesondere der Salzachkohlenförderung auf 400.000 Tonnen, vielleicht sogar auf 600.000 Tonnen, wird dies aber weitgehend ausgeglichen werden.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2