Oberösterreich, 4. Jahrgang, Heft 3/4, 1954

CJ:'Jort, wo sich das Bergland der österreichischen Alpen zwischen Traun und Enns nach Norden abdacht und in ein welliges Hügelland übergeht, liegt Bad Hall. Der freundlich ins Grün gebettete Badeort atmet liebenswürdige Behaglichkeit; zweigeschossige Biedermeierhäuser drängen sich um den behäbig breiten, von alten Kastanien beschatteten Marktplatz. Der ausgedehnte Kurpark geht - man weiß nicht wo - in eine Landschaft über, deren Reiz Adalbert Stifter in folgende Worte einfing: ,,Der große Priel glänzt an heiteren Tagen, wie eine lichte Flocke am Himmelsblau hängend, der Traunstein zeichnet eine blaue Wolkenkontur in den Kristall des Firmaments, der Hauch der ganzen Alpenkette zieht wie ein luftiger Feengürtel um den Himmel ..." Die Anfänge des Bades verbirgt das Dunkel der Vorzeit. Benediktinertradition und karolingische Kolonisations- · tätigkeit führten zur ersten Erwähnung der Heilquellen in einer Urkunde des Agilolfinger Herzogs Tassilo II. an das Kloster Kremsmünster. Die begehrte v\Türze Salz war es, die den Quellen am Sulzbach zur ersten Beachtung verhalf. Die weitere Geschichte des Heilschatzes ist durch Jahrhunderte unbekannt. Der oberösterreichische Genealoge Freiherr von Hoheneck berichtet erst 1732: ,,Außerhalb des Marktes Hall ist ein Gesundtund Heylbrunnen, dessen Wasser die Kröpffe vertreibet und von weit entlegenen Orthen von derlei Patienten geholet wird." Die ersten systematischen Untersuchungen über die Wirkung der Heilwässer gehen auf H. v. Crantz, den Schüler van Swietens und Leibarzt Maria Theresias, zurück. Die Zeit für das Bad Hall dämmerte erst 1811, als Courtois in Paris das Element Jod entdeckte, und in den fo lgenden Jahrzehnten, als Coindet, Berton, Lugol, Wallace, Ricard, Boinet und nicht zuletzt Chatin die medizinische Bedeutung dieses Elements erschlossen. Johann Scheuchenfellner, Erzeuger pharmazeutischer Produkte in Hall, war es, der 1823 das Element Jod in den Wässern Bad Halls nachwies. Damit war die wissenschaftliche Grundlage für eine systematische Auswertung der Quellen gelegt. Ein schwunghafter Aufstieg des Bades setzte ein, als das Land Oberösterreich 1853 die Quellen in seine Obhut nahm. Die Heilerfolge bei dem damals weit verbreiteten Volksübel, der extrapumonalen Tbc, und bei venerischen Krankheiten drückten dem Bad in den erstenJahrzehnten seines Bestehens den Stempel auf. Die Entdeckung geeigneter Bekämpfungsmittel gegen die venerischen Krankheiten und der erfolgreiche Kampf gegen die Tbc mit Chemotherapeuticis, Antibiotika und Höhenklima gaben dem Bad eine andere Richtung und erschlossen es seinen derzeitigen Aufgabengebieten, BAD HALL der Heilung von Verbrauchskrankheiten, unter ihnen insbesondere die Kreislaufschäden, aber auch von Augenleiden und Frauenleiden. Die Kur in Bad Hall besteht aus einer Summe von streng individualisiert aufgebauten Behandlungen. Sie ist eine Kombinationstherapie unter vorherrschender Verwendung der ortsgebundenen Heilmittel. Obwohl Bad Hall aus dem Rahmen der einseitigen Bäderbehandlung längst herausgewachsen ist, obwohl Generationen von Ärzten ihre Erfahrungen weitergaben, zeigte sich die Notwendigkeit, Indikation und Anwendung dieser Heilschätze mit dem Rüstzeug modernster wissenschaftlicher Forschung zu überprüfen. Zu diesem Zweck rief das Land Oberösterreich 1949 das Paracelsus- ! ns ti tut mit einer chemischen, physiologischen, internen und Augenabteilung ins Leben. Kurmittel: 8 J od-Brom-Sole-Quellen, 12° bis 18° C für Trinkkuren, Jodbäder mit und ohne Kohlensäurezusatz, Jodsole-Schlammpackungen, Jodsole-Überwärmungspackungen, Inhalationen (Ganzraumnebelinhalationen, Augensprühbehandlungen, Elektrotherapi e (Kurzwelle, Diathermie, Vierzellenbäder, Sehwellstrom usw.), Hydrotherapie (Wechselbäder, Teilbäder, Sehwellbäder, Güsse usw.), Lichtbehandlungen, Massagen, Heilgymnastik. Heilanzeigen: Kreislauferkrankungen, insbesondere Arteriosklerose, Hochdruck und intermittierendes Hinken, chronische Venenentzündungen, Folgezustände nach Schlaganfällen, Fettsucht, Stoffwechselstörungen. - Chronische, insbesondere degenerative Erkrankungen des Bewegungsapparates; chronische Entzündungen der ,Lymphdrüsen, Knochen, Haut. Augenleiden, chronische Entzündungen des vorderen und hinteren Augenabschnittes, Gefäßerkrankungen, Augenhintergrundsveränderungen sowie degenerative Veränderungen des Auges. - Chronisch-entzündliche Erkrankungen der Frauenorgane, innersekretorische Störungen, klimakterisch bedingte Gefäß- und Stoffwechselstörungen, Sterilität. - Pheriphere und zentrale Nervenerkrankungen, Lähmungen. Ganzjährige Kurzeit. 2 Kurhäuser, 2 Trinkhallen, Wandelhalle, Kurpark (150.000 m2 ). 1 Facharzt für Augenkrankheiten, 1 Facharzt für interne Medizin, 9 Kurärzte; Apotheke. - Aufnahmekapazität: 1830 Betten. Auskünfte: Kurkommission Bad Hall, Tel. 238. Kurdirektion Bad Hall, Tel. 312. ., 1::::11 IIICI = 1 ... ... = cn 1 z == = 1 1::::11 = - cn ... .... cn =-= = :IIICI .... cn cn IIICI a. == = ... 2?

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