Oberösterreich, 4. Jahrgang, Heft 3/4, 1954

RUDOLF STEINBÜCHLER UND SEI E NEUE FR ESKEN I GRIESKIRCHE 1 M · ovE M BER DIESES JAHRES vo ll endete Professor H.udoll"Stcinbüchler sein jüngstes vVerk, di e Freskoausma lung des Festsaa les im Neubau d er Bez irksha uptma nnschaft Grieskirchen. Es ist woh l eine der großa rtigs ten künstlerischen Arbeiten, d ie in letz ter Zeit gescha ffe n werden konnten, ein eindrucksvoll es Zeugn is gegenwärt iger Monumen talmalerei. Gr ies ki rchen ist d ie Bez irkss tadt d er oberöster reichischen Bauernk r iegsorte. Von St. Aga tha, d er H eima tgemeinde Stephan Fad ingers, schauen wir nac h Neukirchen am Wald, der Gegend d er Schwarzen Bauern ; südwärts wendet sich d er Schritt zum Schulterberg bei Pram, von dort in die Weiberau; a uf der Led ererwi ese bei Peuerbach hat Graf H erberstorf seine erste Sch la ppe erli tten, und am Stad lfeld bei Neumarkt schlugen drei J a hrzehn te vorher a ufstä ndische Hausruckbauern den damaligen Landesha uptma nn Löbl und seine Soldaten in die Fluch t. - D ie Bauernkr iege, der zweite vor a ll em, bil den ein K ernstück oberösterreichischer L andesgeschichte. D ie histor ische Landeskunde beschä ftigt e sich schon eingehend mi t d iesem Ereignis, doch gela ng ih r bisher ni cht di e le tz tgü lti ge Darstell ung. Auch die Di chtung entzündete sich a n di esem tragischen Stoff, ohne ihn wirklich befri edigend gestalten zu können . Alle L ieder , R omane und Erzäh lungen über d ie Bauernk r iegsze it konnten bisher das Lokale ni cht überragen, blieben im Provinziell en, du ,'chse tzt mit fa lscher Romantik, eine echte, große, geschichtsnotwendige Tragöd ie m it einer zuckersüßen Glor iole verfälschend. Da wir vo r dem Fres ko Rudolf Stcinbüchlers in Gr ieskirchen stehen, haben wir den E indruck, daß die tiefste und wahrhaft echte Scha u nunmehr einem Bi ld enden Künst ler gelungen ist. - Das Fresko mit der Darstel lung des Bauernkri eges wird von d er Stirnwand des Festsaales getragen. Auf der gegenüberliegenden \ ,VandAäche zieht sich ein Wappenband mit den Wappensch il dern der Mä rkte im Bez irk Grieskirchen, fl a nki ert von Medaillons mit symbolischen Gestalten in H albfigu r . Rudolf Steinbüchler strebt in a ll en seinen Arbeite n eine eigene Ikonographi e a n. J ede Figur wird zum Symbol erhöht , d ie Kompositi on ist Synthese von Thema und Form zu letztmögli cher Verdi chtung. Das \ •Vesenselement d ieser in ihrer Wi rkung immer d em Sakralen nahen Kunst ist di e Zeichnung. Die Farbe besitzt woh l d ie Atmosphäre des Freskos, tr itt a ber dem Graphi schen gegenüber bewußt in den H intergrund. Jm Zusammenspiel von Komposition, Farbe und Vor zeichnung wird d ie Darstell ung des Bauernkri eges unter den gestaltenden Hä nden von Rudolf Steinbüchler zu einem ernsten Weiheszenar ium. Di e Gestalten sind Symbole eines Sch icksa ls. S ie handeln unter der Las t der geschichtlichen Notwendigkeit. N icht in H a ß und Leidenscha ft sch lagen sie au feina nder , sondern wie Vollstrecker eines fürchterlichen Auftrages. K ein Gesicht ist sichtbar . Di e mensch li chen Züge werden wesenl os vor der Tragöd ie. U nd so erscheint uns das Bild überhaupt als Sinnbild a lles Kämpfens und Streitens, das d er Mensch n ich t will, dessen blutigem Gebot er aber fo lgen muß, we nn das Schicksal dazu ruft. - Der heilige Ernst di eses Bi ldes wirkt erschütternd. \ <\' as hi er ausgesagt wird, ist wahr. Und wei l es wahr ist, schreckt es manchen. Di es ist immer das Los der Wa hrheit . Dr. 0. W .

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