Oberösterreich, 4. Jahrgang, Heft 3/4, 1954

Dn Temelberg in der Klinserscharte B !ick vom D achsteingipfel auf D irndln und Koj1penkarstein Am Cosaugletscher mit Blick gegen Niederen Dachstein gezwä ng t zwischen die vVa ndabbrüche 'des Schermbergs und d es Großen Priels, fl a umiger Pulve r und im Schwingen hoch - a ufs tä ubende Schneefahnen, so geht es bis zu vVelser Hütte. Das Großa rtigs te aber ist hi er d er Rückb lick. Der Schermberg ha t sich zu einem kühnen } elshorn gewandelt, man wird diesen ganz unerwarte ten Anb lick kaum vergessen . Es ist schön warm bei der ·w elser Hütte, die Sonne scheint, vom Hüttendach tropft das \ i\Tasse r ; hier wird eine Zeitla ng gerastet, es steht ein Aufs tieg von etwa 4-00 M eter Höhe bevor , hinauf a uf di e Akarschar te. Die Mühe d ieses Aufstieges wird reichlich aufgewogen durch die Schönheit des Bergbi ld es, das ihn ständig begleitet. Ivian klettert unmittelba r unter den Nordwänden des Großen Pri els über einen wahren I deal-Steilhang hoch , so schön, daß ma n, oben angekommen, am liebsten sofort wieder hinunterschwingen möchte. In der Aka rscha rte genießen wir einen Abschiedsblick auf das kühne Felshorn des Schermbergs . \iVi r stehen unmittelba r am Nordgra t d es Großen Priels und erleben eine neue große Ü berraschung: eine prachtvolle Abfahrt durch herrliche K a re unter den Ostwänden d es Großen Priels liegt a ufgeschlossen vo r uns, h inun ter in vielen Schwüngen bis zu den ersten vVetterfi chten , dann muß man queren und noch einma l sehr t ief a bfahren durch steile, a ber schöne H änge; j etzt aber heiß t es : Felle hinauf und den letzten Aufstieg bezwingen. Es geh t rascher , als ma n denkt. Auf einma l taucht wieder die Spitze der Sp itzma uer über einem breiten Rücken a uf, den ma n ansteuert, immer freier hebt sich d er Gipfel heraus, und nun betreten wir den Rücken selbst und treffen d ie Aufstiegsspur in das Prielka r, unten liegt auch schon das Prielha us, und nach kurzer Abfahrt ist eine der eindrucksvollsten und großa rtigsten Fahr ten, di e ma n im T oten Gebirge überha upt machen kann , beendet. H eute ziehen wir vom Prielschutzlia us noch einma l a ufwä rts, um di e letz te Großabfahrt in di esem Bergraume durchzuf ühren, auf bekannter, schon trefflich ausgezogener Spur in d ie K linserscha rte und weite r auf die T emelbergscharte. Wir befinden uns in wohlver tra utem R aume, dor t drüben sind unsere letz ten Spuren zum F leischbanksattel. Das heutige Ziel ab er heißt Schermberg und Abfahrt durch die Pietlhölle D er Aufstieg auf di esen Gipfel vollzieh t sich in weiten K ehren über schöne H änge, und niemand würde di e Kühnheit des Berg bild es vermuten , das di eser Gipfel auf dem Wege von der 10 \ ,Velser Hü tte a us bietet. Steh t ma n neben d em kl einen eisernen G ipfe lma l, da nn freilich b lickt man völlig unvermittelt über d ie Wanda bstürze in t iefe Steilka re. \!Vei t wander t der Blick vom Gipfel weg über d ie riesenhafte Wei te des T o ten Ge birges bis zum schneeleuchtenden Dachstein . Di e Gipfelras t in einem kleinen Schneeloch, in d em ni cht der leises te ·windha uch zu spüren ist, ist behaglich warm. Die Ab fah rt ist schön und zügig un d führt wieder am gleichen Wege zurück bis unter d en T emelberg. Hier gibt es nun freilich eine U n te rbrechung, ein ausgedehntes Dolinenkar - di e \,Veitgrube - muß durchquert werden . Am Ende di eses \ ,Veges, ganz kn app unter den vVänden des Hochkas tens, erreichen wir die Stell e, a n der di e Abfahr t durch di e Dietlhölle ansetz t. In einem Zuge geh t es aus etwa 2200 M eter Höhe immer knapp unter den finsteren \,Vänden des Hochkastens durch, eine R eihe von engen Steilka ren den wi lden Felsenkessel der Dietlhölle hinunter, bis ma n in etwa 900 Meter H öhe das hintere Stoder ta l beim Dietlg ut erreicht. An einer Stell e ist d ie Abfahrt ein lä ngeres Stück stark lawinengefährl ich und ma n da rf sie da her nur bei schönem \ ,Ve tter und ganz sicheren Verhäl tnissen wagen. E inzig schön der Einlauf der Abfa h rt bei der Dietl a lm: ein kleiner ebener F leck, schneegepolster t, vom Hochwa ld umsch lossen, aus dem di e Wa ndfluch ten völlig unvermittelt hunderte Meter hoch steigen . Steht man beim Dietlgu t u nd blickt zurü ck auf di esen eindrucksvollen Wandsturz , so würde ma n es kaum f ür möglich ha lten, da ß hier eine der herrlichsten Großabfahr ten des T oten Gebirges durchläuft. - Schneerosen, die unten schon übera ll ihre weißen Blüte n öffnen, sind der letzte Gruß . Zieh t man di e Summe, so ergeben sich vom Gipfel weg 1500 H öhenmeter Abfahrt, davon fü r die Dietlhölle allein 1200, d ie in einem einzigen Zuge durchmessen werden . Nicht zuletz t aber gehört zu den Großabfahrten des T oten Gebirges die Abfahrt vom Großen Tragi in das Öderntal Ausgangspunkt dieser Fah rt ist eines der vielen H äuser im Skihü t tendorf der T auplitzalm. Freilich liegt dieses Gebiet schon im Steirischen, doch Linzer und Oberös terreicher sind dort ständig in großer Zahl zu Gas t, sehr viele Schüler -Skikurse werden hier abgeha lten , schöne Hüt ten gehören Linzer Vereinen. Da ß die T auplitz ein her vorragendes Skigebiet da rstell t, ist lange bekannt. Die schönste Skitour in ihrem Raume ist der Große T ragi, die prachtvollste u nd längste Abfahr t a ber

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