(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 4. Jahrgang, Heft 1/2, 1954

/ 8amm/«NF 77a/-. /?. 6nackn^u^i, um /S^o / 8amm/MZ ^nar^F belegte, baß die wenigen Werkstätten in Elsaß und Loth ­ ringen zumeist von zugewandevten Schwarzwälder, Böhmerwälder oder Luzerner Hinterglasinalern gegrün ­ det wurden. Auch Josef Blau, der bekannte Erforscher der böhmerwäldischen Volkskunde, hat wertvolle Einzelbei ­ träge zum Thema geliefert Der Bruch der geschlossenen bäuerlichen Lebensordnung in der Zeit der Kriege von 1864/66, der die Volkskunst allgemein zum Erliegen brächte, führte auch die volks ­ tümliche Hinterglasmalerei zum Tode. Massengüter der Allcrweltsindustrie hatten bis zum fernsten Einödhof den Geschinack verd 0 rben. Die soziologischen Verhältnisse d er Hi nterglas m aler 2lus der Tatsache, daß die meisten Hinterglasmaler, be ­ sonders die hiittengewerblichen, ihre Erzeugnisse weder datiert noch signiert haben, glaubte man, ihr Gewerbe als „anonym" bezeichnen zu dürfen. Aus dein Vorkommen der Bilder in vorwiegend bäuerlichein Besitz schloß man ebenso leichtfertig auf ihre Anfertigung durch Bauern. Eine sorgfältige Untersuchung führte mich zur Erfassung von mehr als dreihundert namentlich nachweisbaren Per ­ sonen, die mit der Herstellung, und mehr als hundert, die mit dem Vertrieb der sogenannten „bäuerlichen" Hinter- glasbilder von etwa 1750 bis 1850, der Blütezeit dieser Volkskunst, beschäftigt waren; darin sind ausdrücklich die von prof. Staffelbach' usw. genannten städtisch-bürger ­ lichen Maler nicht enthalten. Von diesen erfaßten Erzeu ­ gern und Händlern .entfallen 8), bzw. 6z Personen auf unser Gebiet von Sandl, Buchcrs und Umgebung. Hau ­ einer unter diesen 8) Erzeugern war ein Bauernsohn und ein anderer ging nach den: Absterben des Hausgewerbes durch Einheirat zum Bauerntum über. Etwa die Hälfte der für die Herstellung nachweisbaren Personen unseres Gebietes waren Hüttenangvhörige oder Hachfahren von solchen, wir finden da Angehörige von Hüttenmeistern, Glasmachern, Glasmalern, Vergoldern, Glashändlern und Glasermeistern. Die anderen lassen sich als Söhne, bzw. Töchter verschiedener Handwerker oder Gewerbetrei ­ bender nachweisen, so z. D. von Maurern, Schreinern, Gastwirten, Fleischern, Schneidern, Schuhmachern usw., ja sogar Hausierer-, Musikanten- und Mesnersöhne sind darunter. Auch unter den Vorfahren der malerhandwerkIicheu Hinterglasmaler des bayerischen Oberlandes oder des Schwarzwaldes finden sich nur selten Bauern. Hier waren es oft Leinenweber, Hadler, Graveure, Schnitzer, Öl- und Freskomaler, Universalhandwerker, Gastwirte, Hausierer, Blumen- und Spitzenhändler, Devotionalien- und Galan- teriewarenhändler, deren Söhne oder Töchter sich der Hinterglasmalerei zuwandten. An beiden Gebieten sehen wir häufig den Vorgang, daß sich ein zugczogener Geselle anläßlich seiner Eheschließung mit einer Meisterstochter seßhaft macht und damit vom Inwohner zum Häusler wird. Der Betrieb einer Kleinst- landwirtschaft zur Deckung des Eigenbedarfes und damit Verbesserung des Lebensstandards ist eine unter ländlichen Gewerbetreibenden früher allgemeine, auch heute noch überall häufige Erscheinung, aber niemals Bauerntun:. wir finden auch im bayerischen Oberland einzelne unter den letzten inalerhandwerklichen Hinterglasmalern, denen im Niedergang des Gewerbes der Übergang zum Bauern ­ tum durch Einheirat oder Kauf eines Anwesens gelang. Auch hier handelt es sich jedoch um Ausnahmefälle eines Endzustandes, der keinesfalls in einen Ursprung der Hinterglasmalerei aus dem Bauerntum um- gedeutet werden darf, nur weil vielleicht vereinzelt auf einen: Bauernhof ein alter Auszügler lebt, der den frem ­ den und städtischen Besuchern Erinnerungen aus seiner Jugend als einstiger Hinterglasmaler zum besten gibt, mehr oder weniger von gewinnsüchtig ausgestalteten Le ­ genden verbrämt. In unserem Gebiet haben wir hier an den letzten Thu- inayr, genannt „der alte Bernhard!", zu denken, der in Heinrich Rambold zu Murnau in Oberbayern seine pa- rallelerscheinung fand. Dernhardl diente 40 Jahre als Briefträger, ehe er Gerätschaften und Vorlagen seiner

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2