(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 1. Jahrgang, Heft 4, 1951

deutlich heraus. Den Anfang macht ein Krems rn ü n - s t er er Missale aus der Mitte des 11. Jahrhunderts mit einem ikonographisch sehr interessanten Kanonblatt. Aus etwas späterer Zeit folgt die bekannt e R i es e n b i b e 1 v o n S t. F l o r i a n , vielleid1t das größte in Oberöster- reim erhaltene Buch, das Erzeugnis einer oberitalienismen Mönchswerkstatt, die nach den Forschungen von H . v. Fimtenau in Mantua geblüht hat. Aber auch das Land selbst hat Wichtiges beizutragen, w ie nicht anders zu er- warten, da in der unmittelbaren Nachbarsmaft sim die her- vorragende Kunstblüte der gewaltigen Metropole Salzburg entfaltet hatte . Die bekanntesten Werke entstanden in Mondsee und Ranshofen und knüpfen sich an den Namen des dimtendc,n, smreibenden und malenden Mönches l. i u t o 1 d v o n M o n d s e e. Sein Werk ist leider dem Land verlorerngegangen, eine ganze Reihe von Handsmrif- ten seiner Hand und Werkstatt befindet sich heut e in Wien, Münmen und Oxford. Wertvolles Kunstgut dieser Epod1e des romanisd1en Stils befindet sim nom in St. Florian, viele Fragmente besitzt Kremsmünster. Die letzten Beispiele einer damals sehr verbreiteten Federzeimnungskunst sind in L a m b a c h, in ihrer Bibliotheksheimat, erhalten, durch -widmungsbilder und Mönmsporträts ein traditionsreicher Schatz, um dessen Vorhandensein ein jeder im Lande wis- sen sollte. Sm.Jiefüich besitzt die Studienbibliothek in Linz aus den aufgehobenen Klöstern von Garsten und Gleink aus dieser Zeit etliche Handsmriften, die von der \'v'issen- smaf t fast gänzlim unbeamtet geblieben sind. Außer den liturgischen Texten sind es vo r allem die de r Bibel, die aus dieser Zeit überliefert sind, und daneben, ins- gesamt wohl mit vier- bis fünfhundert Bänden zu beziffern, : Ra~116't0·,~Am Ctu~in ' (O~ff~• 6':ieN:t<fu,t . . U,rteli~~mtn\\-un,\ -!~ « ffl.c.TttiÜmo<:a.bte ru~ ,nclt~&r 6'tftt6nro re,t,.... ~ . ~cnumti&, --" ~· iuda:ilm Gemalter Einband a1,1.s Garsten 111n 1320, Studienbibliothek Linz. Photo: 0. Kaise1·. links: Am-Bibel, 8. Jahrh,mdcrt, Stiftsbibliothek Krcmsmiinstcr. die wissensmaftlid1e, t h e O l O g i S C h e L i t e r a t U r , die Kirchenväter und die Frühscholastiker. Der überzeitlid1e Wert ihres Inhalts, die smöne, regelmäßige Schrift, der saubere, sorgfältig bearbeitete Beschreibstoff des P er g a - m e n t s haben ihnen die lange Lebensdauer gesimert. Trotzdem bedurften auch sie der Pflege der Skriptorien, nicht nur in der Zeit, in der sie •entstanden, sondern auch später, als Reparaturen an Heftung und Einband notwendig wurden, so daß der Großteil von ihnen heute ,in spätmittel- alterlichen Bänden erhalten ist . Im Gegensatz dazu sind viele homscholastisme Traktate und Kommentare, die eine intensive Beschäftigung mit dem Aristotelischen Geistesgut beweisen und die vor allem gegen Ende der Zeit des Hochmittelalters entstanden sind, nur recht spärlich im Original überliefert. Der Grund liegt :n der vielfachen persönlimen Benützung und darin, daß sie meist schon in dem neuen , billigeren Beschreibstoff des P a p i er s gefertigt wurden und so oftmals rasmer ver- dorben sind als die älteren Pergamenthandsmriften. Bevor das Zeitalter der mönchismen Bumkultur mit diesen nid1t mehr sd1reibsmulhaften, sondern sehr indi- viduell gesd1riebenen Handsmriften zu Ende ging, brach um das Jahr 1300 eine reiche Blüte des Bumwesens auf, die in S c h r i f t u n d K u n s t ganz dem neuen Geist der G o t i k angehört. ·wir werden nicht müde werden, immer wieder dar;;uf hinzuweisen, daß diese Epome von der Dauer zweier Generationen einen weithin · ein z i gart i gen H ö h e p u n k t der kulturellen Leistung Oberösterreims 21

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