(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 1. Jahrgang, 1951 , Heft 2

48 Das Bundeshengstenstallamt in Stadl - Paura bei Lambach. Seine Auf Von Land.stallmeister Dr. Inmitten des Landes ob der Enns, dicht an der Straße von Lambach nach Gmunden, gegenüber der alten Bene– diktinerabtei Lambach, nur durch das tiefe Bett der Traun getrennt, liegt, von Lambach aus schon sichtbar, das Bun– deshengstenstallarnt. Sein Territorium, auf dem sich die Dienstgebäude, Stallungen, Reit- und Fahrbahnen mit ihren alten Alleen und abschließenden Gartenanlagen an– einanderreihen, umfaßt eine Fläche von nahezu 5 Hektar. Die im großen Geviert angelegten Stallungen beher– bergten bis 1826 die Pferde, welche auf der Traun die leeren Salzfrachtschiffe, die sogenannten „Trauner", fluß– aufwärts ziehen mußten und wurden für die Unterbrin– gung dieser Pferde von der „Salzregie" errichtet. Im Jahre 1826 wui,de die Liegenschaft von der „Oberleitung der k. k. Salzregie" dem damaligen „Beschäl- und Remontierungs– departement" des österreichischen Reichskriegsministeriums zur Unterbringung der Zuchthengste übergeben, welche bis dahin bei einer Kavallerieabteilung in Lichtenegg bei Wels standen. Damit wurde der „Hengstenposten Stadl" er– richtet, aus dem sich durch Um- und Zubauten das „K. k . Hengstendepot Stadl" entwickelte, welches bis 1918 mili– tärisch geführt und damals in die Zivilstaatsverwaltung als „Bundeshengstenstallamt Stadl" überführt wurde. So entwickelte sich aus einem „Hengstenposten" von lokaler Bedeutung die heute für die gesamte österreichische Pferrde– zucht unentbehrlich·e große Anstalt. Es versorgt alle Bundesländer Osterreichs mit den erfor– derlichen Zuchthengsten für die breite Landeszucht, die im männlichen Zuchtmaterial fast ausschließlich auf staatliche Zuchthengste angewiesen ist. Daraus geht die dominierende Stellung dieser Anstalt im Dienste der ganzen Österreichi– schen Pferdezucht, ihre große wirtschaftliche Bedeutung und die Notwendigkeit ihres Bestandes eindeutig hervor. Außer der Deckzeit, d. i. von März bis Juli, stehen 180 bis 190 staatliche Zuchthengste, die Vatertiere für die öster– reichische Landespferdezucht, :im Bundeshengstenstallamt, während noch zirka 600 Hengste, zumeist des schweren norischen Kaltblutes, gegen schriftlichen Vertrag, ganzjäh– rig bei bäuerlichen Züchtern in Pflege sind, von diesen in zuchtfähigem Zustand erhalten werden und in der Deckzeit die ihnen zugeführten Stuten decken müssen. Auch solche Hengste kommen häufig, bei Wechsel ihres Pflegeortes aus züchterischen Gründen oder bei notwendigen Operationen ins Stallamt zurück. Aruch werden alljährlich im Herbste virele auf Fohlenhöfen oder auf Märkten angekaufte Jung– hengste bis zu Beginn der nächsten Deckzeit ins Stallamt überstellt, wo ihre Aufnahme ins Grundbuch erfolgt, wo sie zugeritten, bezw. eingefahren werden und ihre künf- tige Zuchtverwendung vorbereitet wird. Die Standesfüh– rung aller staatlichen Zuchthengste erfolgt zentral im Bun– deshengstenstallamte, der einzigen Anstalt ihrer Art in und für ganz Osterreich. Wegen der volkswirtschaftlichen Be– deutung eines hochwertigen Pferdebestandes und seiner Zucht erhalten alle Kulturstaaten Europas, als staatliche Förderungsmaßnahme, das männliche Zuchtmaterial in , Anstalten ähnlicher Art, welch,e in Deutschland z. B. als . ,,Landgestüt,e" bezeichnet werden. Vom „Stallamte Stadl" aus werden alljährlich 46 staat– liche Deckstationen in den Bundesländern mit den Zucht– hengsten samt dem erforderlichen P,ersonale und aller Aus– rüstung für die Monate von März bis Juli beschickt, in der übrigen Zeit des Jahres sind die Hengste im Stallamte, wo sie täglich geritten, bzw. gefahren werden und auch alle Wirtschaftsfuhren machen. Folgende Rassen sind vertre– ten: das schwere Kaltblut, der „Noriker", das schwere Warmblut, der „Oldenburger", schwereres und leichteres

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