(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 1. Jahrgang, 1951 , Heft 2

mehr zur Hälfte Oberösterreich zurechnen. Da aber die Ennskraftwerke in Steyr ihren Sitz haben und ihr Arbeits– gebiet vorwiegend in Oberösterreich liegt, sind sie voll und ganz der oberösterreichii:schen Energiewirtschaft zuzurech– nen. Dies um so mehr, als die Planung und der Ausbau von Oberösterreich aus erfolgt. Allerdings zwang das zweite Verstaadichungsgesetz die oberösterreichische Landesgesell– schaft OKA, die Ennskraftwerke (und natürlich auch die VOEST bezüglich Ternberg) an die Ennskraftwerke A.-G. abzutreten, die sie im letzten Bauzusta,nd übernahm. Die Ennskraftwerke sind eine sogenannte Sondergesellschaft, an der neben Bund, Niederösterreich 1.md W,ien auch Ober– österreich betei1igt ist. Diese Konst,ruktion soll ,die gleich– mäßige Stromversorgung für alle interessierten Bundeslän– der siichern. Ganz abgesehen von den erhöhten Verwal– tungskosten wird damit die bisher einheitliche Energ•iewirt– schaft Oberösterreichs aufgehoben, ohne ,daß sich daraus erkennbare Vorteile ergeben. Oberösterreich hat sich im i.ibrigen den halben Strnmbezug ,dieser Werke gesichert. Vor allem erleidet die OKA dami.t den Verlust ihrer natür– lichen AuSlbaumöglichkeiten und ist gezwungen, für den ständig wachsenden oberösterreich,ischen Strombedarf - man erwartet ab 1950/51 bis 1953/54 ein Ansteigen des Bedarfes um weitere 400 Mill. KWh auf 1.700 Mill. KWh im Landeslastverteilerbez:irk Oberösterreich - neue Pro– jekte zu entwickeln, die in der Rahmenplanung der Traun gipfeln. Nach dem Beispiel der Enns soll hier unter Einbezie– hung des Offensees und des Traunsees als Speicher von diesem an eine Kette von Kraftwerken entstehen, die e,in vielfaches der gegenwärtigen Ausnützung der Tra,unwasser– kräfte ermöglichen wi,rd. Allerdings besteht hier eine Reihe industrieller Eigenanlagen - man denke an die Papierfabriken, aber auch an das großartiige Traunwehr, das erst in der Nachkriegszeit die Actiengesellschaft der Kleinmünchner mechanischen Spinnereien und Webereien schuf, um -der ständigen Bin_ciefw1g der Traunsohle ent– gegenzuwirken. Es werden also schwierige Verhandlungen notwendig sein, aber einzelne Stufen, wie jene von Sag, werden sich wohl ohne größere Schwiierigkeiten heraus– greifen lassen. Es sei noch erwähnt, daß überhaupt eine Reihe von Eigenstromanlagen der Industrie bestehen, wie die kalorischen Anlagen Lenz•ing (15.5 MW), Zuckerf,abrik Enns (6 MW), Solvaywerke (1.7 MW) und Saline Ebensee (870 KW) usw. Freiilich besitzt Oberösterreich noch ganz andere Ener– giereserven als Tra:un und Enns, aber sie sind ihm, bzw. seilller Landesgesellschaft praktisch verschlossen. Hier ist zunächst an die Donau zu denken, wo das Donaukraft– werk Persenbeug nicht mehr in Oberösterreich liegt. Nach der seinerzeitigen Planung der A,lpenelektrowerke sind an der Donau in Oberösterreich verschie-dene Stufen vorge– sehen, doch bestehen hierfür derzeiit keine Verwirklichungs– möglichkeiten, · da, namentlich bei Ottensheim, das allein das Aschacher Kach1et, ein schlimmes Schiffahrtshindernis, überstauen könnte, schwierigste Uferschutzarbeiten ausg-e– führt werden müßten. Gegenwärt,ig wil.'d ·der Bau eines Grenzkraftwerkes in Jochenstein von der Rhein-Main– Donau-Gesellschaft eifrig soudiert, wozu bereits auf öster– reichischem Ufer Vorarbeiten, wie Bodenuntersuchungen usw. genehmigt wurden und Modellversuche stattfinden. Sein Bau würde wohl als österreich,isch-deutsche Gemein– schafrnarbeit erfolgen, vermutlich unter Beteiligung der Verbundgesellschaft, so daß hier Oberösterreich nicht un– mittelbar beteiligt wäre. Von ,deutscher Seite rechnet man mit einem baldigen Baubeginn, freilich müßte Osterreich erst die Gelder für seinen Anteil dafür bereitstellen. So– weit bekannt, sollen hier 5 Turbinen 110 MW leisten und 750 Mill. KWh jährlich erzeugen. Angeschlossen wird ein Pumpspeicherwerk auf den benachbairten Höhen, wofür sich sowohl auf deutschem, als auch auf österreichischem Ufer Speicherräume bieten. Die Entsche~dung über die Wahl der Speicher iist noch nicht erfolgt. Bahnt sich hier ,eine internationale Zusammenarbeiit erst an, so ist sie ,am Inn bereits verwirklicht. Hier wurde am Ende des ersten Weltk r,ieges zur Sicherung des Strom– bedarfes des Aluminiumwerkes Töging von der reichs– eigenen Innkraftwerk-A.-G. (VIAG-Konzern) das gleich– namige Kanal-Kraftwerk geba,ut, wozu später noch 5 wei– tere F1ußkraftwe·rke kamen. Mit dem heuer in Betl'ieb gehenden Werk Neuötting haben die Innkraftwerke 329.5 MW Leiistung und erzeugen knapp über 2 Milliarden KWh jährlich. Beim Gesamtausbau aller geplanten Inn– kraftwerke bis zur Tiroler Grenze (Oberaiudorf wird Grenzkraftwerk) wird ,die Leistung auf 740 MW und die Jahreserzeugung auf 4.42 Milliarden KWh erhöht. Man sieht also, daß es sich um ganz gewaltiige Energiemengen handelt und versteht, daß sich in diesem Raume eine elek– trochemische Großindustrie entwickeln könnte, darunter das Aluminiumwerk Ranshofen, das mit seinen 250 Mill. KWh bisheriigen Jahresbedarf der größte Stromverbraucher Osterreichs ist. Für diese Zwecke erfolgte ab 1939 der Aus– bau der Stufen Ering (72.5 MW, 427 Mill. KWh) und Obernberg (80 MW, 468 KWh), wobei Obernberg erst jetzt die letzten seiner 6 Generatoren erhielt. Be:ide Werke sind Grenzkmftwerke. Bei ihrem Bau lagen hegreiflicher– weise keine internationalen Vereinbarungen vor, doch ver– fügten nach 1945 die beiden beteiligten Militärreg,ierungen, daß ihr Strom zwischen Bayern und Ost.erreich geteilt wel.'de, wo er nunmehr als oberöst·erreich 1 ischer Inlandbezug ausgewiesen wird, obwohl ,die Krafthäuser in Bayern liegen. Eine völkerrechtliche Vereinbarung wird sich auf die Dauer nicht umgehen l,ass·en, wie dies bereits für den Bau des nächsten Werkes Braunau durch Gründung der Oster– reichisch-Bay.rischen Energiegesellschaft unter Ausschluß von Oberösterreich -der Fall ist. Der Baubeginn dieses Wer– kes mit oberösterreichischem Krafthaus (90 MW, 513 Mill. KWh) steht unmittelbar bevor. Später sollen noch Schär- . ding (85 MW, 504 Mill. KWh) und Passau (76 MW, 469 Mill. KWh) folgen. So sieht Oberösterreich seine ener– giewirtschafdiche Entwicklung an seinen Grenzen, an Enns, Inn und obere Donau verlagert, hofft aber aus den Mil– liarden Kilowattstunden, die diese Flüsse bergen, seiner Industrie einen weiteren großen Aufschwung zu sichern und mit dem Strom Arbeit und Wohlstand zu gewinnen. BAUUNTERNEHMUNG PETERS u. PASCHER INGENIEURE UND BAUMEISTER LINZ, SIJDTIROLER STRASSE 28 TELEFON 23554, 24102 45

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