(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 1. Jahrgang, 1950/51 , Heft 1

Engel mit Laute vom Grabstein des Ranshofener Propstes Bta– sius Rosenstingt. Hans Valkenauer (?). Um 1504. werkes der Kirche von Pischelsdorf (1403) vermutet. Ihre Raumform mit dem über einem Sechseck auf einer Mittel– stütze gewölbten zentralisierenden Langhause wirkte nach in der lichten Weite der Braunauer Spitalskirche (1417- 1430). Beide Bauten gehören mit jenen von Eggelsberg und Hochburg zu einer niederbayrischen Baugruppe, als deren Urheber Franz Martin neuerdings mit Grund den Steinmetzen Konrad Pürckhel in Burghausen vermutet. 1439 begann die Bürgerschaft den Bau der Braunauer Stadtpfarrkirche mit ihren monumentalen Maßen. An ihm war ein Schüler Stethaimers, der Passauer Dombaumeister Stephan Krumenauer, bis zu seinem Tode 1461 beteiligt. So wuchs der mächtige Hallenbau echt niederbayrischer Prägung, der noch heute das Wahrzeichen der Stadt bil– det, ein Bruder der großen Raumschöpfungen von Lands– hut, Burghausen und Mondsee. An diesem Werk scheint sich eine Generation guter und vielbeschäftigter Braunauer Baukünstler geschult zu haben, die uns in der Spätzeit des 15. Jahrhunderts urkundlich genannt und zum Teil in ihren Werken faßbar werden. Der bedeutendste unter ihnen dürfte Wolfgang Wiesinger gewesen sein, der ver– mutlich die Braunauer Stephanskirche nach dem Gewölbe– einsturz von 1485 vollendete und 1493-1503 im Salz– burger Stifte Nonnberg die Stiftskirche und die Gewölbe der Johanneskapelle schuf. Ihm nahe steht Jörg Perger von Braunau, der 1501 in Altötting die Stiftskirche errich– tete, sowie endlich Meister Hans „Steinmetz von Braunau", der 1514 die Sakristei der Kollegiatstiftskirche in Laufen und etwa gleichzeitig jene an der Braunauer Stadtpfarr– kirche gewölbt haben dürfte. Braunauer Meister gingen damals jahrelang in die Fremde, um bedeutende Bauauf– träge auszuführen: Thoman Altwekh aus Braunau arbei– tete in Niederbayern am Turm von St. Martin in Landshut und in Grongörgen. Die Braunauer Steinmetzfamilie Tenk wanderte nach Steyr aus. Wolfgang T enk ist der Meister der dortigen Stadtpfarrkirche; er schuf auch für die Steier– mark (Maria Rehkogel bei Bruck an der Mur). - Wir überblicken hier eine Künstlergeneration von hoher Be- deutung, die uns in der Halle der Braunauer Stadtpfarr– kirche anschaulich wird. Als nach der Baukatastrophe von 1485 die Bögen ihrer dreischiffigen Halle sich steil empor– schwingend in die Höhe spannten und zwischen den ein– gezogenen Strebepfeilern die hellen Seitenkapellen sich mit den Stiftungen der Alt-Braunauer Geschlechter und Zünfte schmückten, da stand hier wie in Straubing, in Eferding und dem Kärntner Stifte Eberndorf ein alpenländischer Baugedanke verkörpert, der noch auf die barocke Bau– kunst befruchtend wirkte. In den reichen Schaffensjahren zwischen 1480 und 1520 scheint Braunau aud1 eine blühende eigenständige Plastik besessen zu haben. In der Stadtpfarrkirche zeugt davon eine prachtvolle Steinkanzel und in einer Seitenkapelle der von der Bäckerzunft gestiftete, von Adalbert Stifter wie– derentdeckte spätgotische Altar, diese goldschmiedhaft zier– liche, an Bildwerk und Ziergeranke überreiche Schöpfung, die mit dem gesamten Bau ebenso verwachsen ist wie der etwa gleichzeitig entstandene, ragende, schmucküberklei– dete Turm, das Wahrzeichen der Stadt. Unvergeßlich gestalten die Grabmäler dieser Zeit den Ernst des Lebens und die Würde der Hingegangenen zu künstlerischer Form. Durch die sakrale Sphäre hindurd1 greift uns das so wahr gebildete, dem unseren zutiefst ver– wandte, verklungene Leben ans Herz. Die innere Wahr– heit ,dieser Bildnisse bringt uns die Dargestellten wie gegenwärtig zum Erleben. In der großen um 1485 in Salz– burg oder Passau entstandenen Grabplatte des Passauer Bischofs Stephan Mauerkircher spiegelt sich der Einfluß des rheinischen Großmeisters Nicolaus Gerhaert von Leyen, Propst Blasius Rosenstingl, von Ranshofen. Hans Valken- auer (?). Um 1504. 25

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