(Kulturzeitschrift) Oberdonau, 1. Jahrgang, Feber-März 1941, Heft 1

so daß man wohl behaupten kann, dieser Wuchs sei hier herrschend, ein Erzeugnis des Bodens, des Klimas, der Auft, wovon sich weiter kein Grund angeben läßt. Allerdings weiß der berühmte deutsche Demokrit Kar Julius Weber dafür einen Grund anzugeben: „Der Zimmel um Linz ist so mild und die Gegend so himm¬ lisch, daß es notwendig Einfluß haben muß auf die Bildung der Linzerinnen, die mir so schön vorge¬ kommen sind. Gut und schlank gewachsen sind sie einmal und von einer ganz eigenen gefälligen Haltung. Ich habe sie nicht bloß im Vorübergehen kennengelernt und sie sind mit Recht berühmt.“ Auch der große Menschen¬ gestalter Wilhelm Raabe hat seine Zuldigung den Linzerinnen dargebracht. In seiner Novellensamm lung „Der Regenbogen“ 1860, läßt er den armen Dichter Roderich einem Linzer Kind verfallen, das er unentwegt in endlosen Reimen andichten muß Blaue Augen, weiße Arme, Rosig Mündlein, blonde Zöpfe. Linz, 6 Linz am Donaustrande, Linz in Oberösterreich, Denk ich Deiner, wird das Auge Feucht und wird das Zerze weich * ∆ Linzer Maler um 1800 18 Aber nicht nur das leicht begeisterte Volk der Dichter und Künstler entflammte sich an den Reizen der Tin¬ zerin, selbst der gewaltige Staatsmann Bismarck konnte sich ihnen auch in der Brinnerung nicht ent¬ ziehen. 1883 schrieb er von den schönen Mädchen in Friesland, die ihn entzückten, und bemerkt dazu: „Man kann dieses Wohlgefallen vielleicht dem Umstand zu¬ chreiben, daß, wie in Linz und Gmunden, alle Mädchen bildhübsch sind, nur größer und schlanker als dort.“ Der Größte von allen, der dem Zauber der Linzerin er¬ legen ist, war jedoch Goethe. Er hat nie die Stadt betreten, noch die Linzerinnen besungen, aber er hat, auf dem Gipfel seines Ruhmes und von unzähligen chönen und geistvollen Frauen umschwärmt, sein Herz der Linzerin Marianne Willemer zugewandt. Sie hat dem großen Geist im Liede Ebenbürtiges viedergeschenkt, ihr herrliches Gedicht „Ach um Deine feuchten Schwingen, west, wie sehr ich Dich beneide!“ das in Schuberts Vertonung auf der ganzen Welt er¬ lingt. Es wurde sogar lange Goethe selbst zugeschrie¬ ben und galt als eines seiner schönsten Gedichte. So hat ie das unvergängliche Zeugnis erbracht, daß die schöne Linzerin auch herrlich schön im Geiste sein kann. EN AatanN: Linzerin H. WALDHERR „Die schöne Linzerin“

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