(Kulturzeitschrift) Oberösterreich, 4. Jahrgang, Sommer 1937, Heft 1

Ebenseer Tradlt Lid1lbi ld: Grci feneder, Ebensee nicht weniger in seiner Seelandschaft, die im Norden der Traunstein wi~ ein gutmütiger Riese bewacht und deren Sd1öJ1heit auch der wilde Trot} der ,jungen Traun, sanft im See verströ– mend , willig erliegt ... Alt-Ebensee baut sich zu beiden Seiten des Langbathbad1es, dem es auch seinen volkstümlid1 en Namen „d' Lamba" verdankt, wie ein Kripped an den Berghängen auf, an denen, nur von schmalen Gassen ge– trennt und von der hoh en Kirche gebieterisd1 über ragt, die alten, schindelgedeckten Häusd1en wie sdunucke Sd1walbennester hängen. Wunder– voll ist der Blick aus einem der kleinen Fenster i.iber die großen, bereits stillgelegten Sudhäuser und auf den am rechten Traunufer gelegenen neuen lodustrieteil, dem. di e Schlote und hohen Bauten der Saline, Ammoniak-Sodafabrik (Solvay– werke), eine große Spinnfabrik m1d der mäd1- t ige Hatsd1ek-Steinbruch sowie zalilreiche Ar– beiter:-Siecllungshäuser il1r besonderes Gepräge verleihen. Das ist Ebensee, der Ort der Gegensä~e, die in harmonischer Landsd1aft wieder aufgelöst erscheinen ; das ist Ebensee, der mäditige Zweiklang von anheimelnder Vergangenheit und kraftvoll pulsierender Gegenwart. Von altersher nur Durdigang im großen Salzverkehr vo n Hallstatt nach Gmunden, verdankt es einzig seiner wald– reid1en Umgebung und günstigen Lage an der Mündung der Traun die Erbauung einer großen Saline zu Ende des J6. Jahrhunderts und damit auch den großen Aufsd1wung, in dessen Verlauf es schliefllid1 zu d e m Salinen– ort des alten Reid1 es wurde, der vor dem Weltkri eg mit seinen 11 Pfannen und einer Groß-Valrnum-Anlag-e gegen 680.000 q Salz erzeuge n komite und auch heute noch für die Salzversorgung Osterreid1s und dariiber hinaus maßgebend ist. Freilid1 sind die füt· Alt-Ebensee typisd1en Salzdunstfalrnen, die fast föglid1 über den Sudpfannen hingen , sd10n selten geworden, da der Betrieb sid1 le~ten Neuerungen angepaßt, aber mit Sole werden Salin e und Sodafabrik nod1 immer von Hall– statt über Ischl her durch den „Strähn" ver– sorgt (d. i. Solenleitung in Holz- und Gu.11- eisemöhren). Berühmt durch sein Salz, wußte Ebensee sd1on lange dmch seine reizvolle Umgebung zu fesseln , der sid1 u. a. auch Lenau, Stifter, J. J. David , Brahms und Hugo Wolf nicht entziehen konnten. Besondere Anziehungskraft übten seit j e die ungemein stimmungsvollen Langbathseen am Fuße des Höllengebirges aus, die, vorbei an der roman– ti sd1en Zehentleitnermi:ihle und der an– heimelnden Kohlstatt (Seilbahnstation), auf der kaiserlichen Jagdstraße leidit in dreisti:in– cliger Wanderung zu erreichen sind. Besonders gern kam Kaiser Franz Josef nach Ebensee, der am Langbathsee und an dem nicht weniger idyllisd1en, zu Füßen des Toten Gebirges träumenden Offensee sogar ein J agdschlofl erbauen liefl, um in seinem Leihgehege, das bei einer Stückzahl von 1mgefähr 5000 Hir– sd1en, Gemsen und Rehen einen jährlichen Abschuß von 900 bot, der Jagdlust zu frönen. Heute wandern viele Besucher dieses auf– strebenden Alpenkurortes (und idealen Winter– sportpla~es !) über die beri.ibmte Sornmer– frisd1e Rinnbad1 am See zum romantisd1en Rinnbad1strub oder weiter zu den märchen– sd1önen Gaßl-Riesentropfsteinhöhlen, die 1?

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