Josef Ofner - Die Eisenstadt Steyr

97 terreich gehört die kleine Kirche zu Christkindl. Die Errichtung dieses Gottes- hauses wurde durch den kranken Steyrer Turnermeister Ferdinand Sertl ver- anlasst, der Ende des 17. Jahrhunderts an dieser Stelle das Christkind ver- ehrte und Heilung fand. 1706 begann im Auftrag des Garstner Abtes Carl An- tonio Carlone den Kirchenbau, den nach seinem Tod Jakob Prandtauer (1660 bis 1726) im Jahre 1709 zum Abschluss brachte. Das Gotteshaus wurde der Kirche S. Maria Rotonda in Rom nachgestaltet. Zwischen 1757 und 1764 entstand der Tabernakel in seiner heutigen Gestalt. Er besitzt die Form einer Weltkugel, auf der die damals bekannten Erdteile im Relief zu sehen sind. Darüber erhebt sich der mit Rokokoschnör- kel reich verzierte originelle Hochbau des Altares in Form eines Tannenbau- mes, der in einer Strahlengloriole das Jesuskind, den Heiligen Geist in Tau- bengestalt und die Statue Gott Vaters zeigt. Den linken Seitenaltar schmückt eine „mit vieler Kunst gemachte“ Dar- stellung der Geburt Christi von Reslfeldt, die der Künstler der Kirche zum Ge- schenke machte. Schüler und Meister sind hier durch ihre Werke vertreten. Das Gemälde auf dem gegenüberliegenden Altar, Jesus am Kreuz, stammt von Reslfeldts Lehrer Karl v. Loth (1632 bis 1698). Die Glockentürme wurden erst im Jahre 1877 durch den Dombaumeister Schirmer aus Linz vollendet. Die Benediktiner-Abtei Gleink ließ Abt Cölestin von Pestaluz (1658 bis 1678) erneuern. Die Barockisierung der Klosterkirche war 1710 vollendet. Ei- nige Wandbilder stammen von Johann Michael Feichtmayer, Deckenfresken von Johann Georg Daller. (Erneuert 1954.) Johann Karl von Reslfeldt Der schon mehrmals genannte Karl v. Reslfeldt, geboren 1658 zu Schwaz in Tirol, gehört zu den fruchtbarsten Barockmalern Oberösterreichs. Frühzeitig kam er durch Vermittlung des Garstner Abtes Roman Rauscher (1642 bis 1683) nach Steyr, wo sich besonders der kunstliebende Freiherr Johann Baptist v. Rie- senfels des talentierten Jungen annahm. Dieser ermöglichte Reslfeldt den Be- such der Schule des berühmten Malers Johann Karl v. Loth in Venedig. Nach ei- ner vierjährigen Ausbildung trat der 26-jährige Künstler am 17. November 1684 in den Dienst des Stiftes Garsten, das damals unter dem kunstverständigen und weitblickenden Abt Anselm Angerer (1683 bis 1715), der sich als Abgeordneter

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2