Josef Ofner - Die Eisenstadt Steyr

73 diesmal wenige Bürger anschlossen, plünderten um St. Florian und Neuh- ofen, in Steyr das Kapuziner- und Dominikanerkloster und das Stift Garsten. Kaiserliche Truppen unter Oberst Löbl vertrieben am 22. August die Bauern aus Steyr und befreiten am 31. August die Landeshauptstadt. Die Führer der aufständischen Bauern kamen vor das Gericht. Vier Steyrer, darunter Madlseder und Holzmüller wurden im Frühjahr 1627 in Linz enthauptet und gevierteilt. Die Köpfe der beiden steckten dann durch längere Zeit auf einem Pranger vor dem Steyrer Rathaus, sie wurden erst entfernt, als die Witwen der beiden Rädelsführer den katholischen Glauben angenommen hatten. In den folgenden Jahrzehnten blieb die Stadt von Kriegshandlungen ver- schont. Sie litt aber dennoch schwer unter Einquartierungen, Musterungen und Durchmärschen. Seit 1620 lagen Jahr für Jahr größere Truppenteile in Steyr. Die Solda- ten kamen nicht seltenmit Weib und Kind, mit Knechten und Rossen. Für ihre Unterbringung in den Häusern der Bürger musste ein vom Rate bestellter Quartiermeister, für ihre Verpflegung ein Proviantmeister sorgen. Von den vielen Truppeneinheiten, die Steyr im Dreißigjährigen Krieg beherbergte, seien genannt das Wallensteinsche, Palavicinische, Khevenhüllersche, Tappi- sche und Werthsche Regiment. Oft beklagten sich die Bürger über die Soldaten, da sie sich verschiedene Übergriffe erlaubten oder unerfüllbare Forderungen stellten. Die Bewohner suchten Schutz und Hilfe beim Rat oder beim kommandierenden Offizier. Die Bürgerschaft hatte für Quartier, Beheizung und Beleuchtung auf- zukommen, der Magistrat bestritt die kostspielige Verpflegung. Es gab Jahre, wo er die Geldmittel kaum aufzutreiben wusste. Im Jahre 1649 mussten ei- nige Ratsbürger der Stadt Geld vorstrecken, damit sie dringende Verpflegs- kosten bezahlen konnte. Der Westfälische Friede (1648) brachte aber für Steyr noch lange nicht das Ende der drückenden Einquartierungen. Diese bestanden, wenn auch nicht mehr so häufig, bis ins 18. Jahrhundert und hemmten gewaltig die wirt- schaftliche Gesundung der Eisenstadt. Neue Ordensniederlassungen Unter dem Garstner Abt Anton Spindler (1615 bis 1640) und dem Burg- grafen Siegmund von Lamberg erfuhr die katholische Glaubenserneuerung in

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