Josef Ofner - Die Eisenstadt Steyr

47 Steyr in der Reformationszeit Die Eisenstadt, ein Bollwerk des Luthertums Noch amBeginn der Neuzeit stand Steyr inwirtschaftlicher und kultureller Hinsicht an der Spitze der oberösterreichischen Städte. Die innigen Beziehungen der Eisenstadt zu den Handelsstädten Deutschlands und Italiens machten die Bürgerschaft empfänglich für neue Ideen und Geistesströmungen. Auch die Lehre Luthers wurde vom Stadtpatriziat beifällig aufgenom- men. Prediger, die das „reine Evangelium“ von der Kanzel verkündeten, wie der Barfüßermönch Calixt (1525/ 1527) und der Stadtpfarrer Michael Forster nahm der Rat tatkräftigst in Schutz. Die Handwerker waren zum Teil begeisterte Anhänger der Wiedertäu- ferapostel Johannes Hut und Leonhard Schiemer. Steyr wurde zum Mittel- punkt der Wiedertäuferei im Lande ob der Enns. Dieser Bewegung bereiteten Blutgerichte 1528 ein Ende. Im Jahre 1525 hielt Steyr zu den aufständischen Bauern, die sich nicht allein für die Verwirklichung ihrer wirtschaftlichen Forderungen, sondern auch für die Lehre Luthers einsetzten. Sieben Jahre später standen die Türken vor den Mauern der Stadt und verwüsteten die Umgebung nördlich derselben. Nach diesem Kriege erfuhr die evangelische Glaubenslehre abermals eine Förderung durch Predigten in der Stadtpfarrkirche und in Losensteinleiten, sodass ab 1542 die öffentliche Religionsänderung einsetzte und Steyr gar bald zu einem starken Bollwerk des Protestantismus im Lande wurde. 1543 verließen die Dominikaner, die notgedrungen Güter verkaufen mussten, die Stadt. Ihr Kloster war durch den Stadtbrand im Jahre 1522 ver- nichtet worden und die Almosensammlungen brachten immer weniger Er- trägnisse ein. Durch den Stadtpfarrer Lorenz Twenger, der aus dem in jener Zeit halb- lutherischen Kloster Garsten stammte, wurde 1557 die Fronleichnamsprozes- sion aufgehoben, dochmusste sie acht Tage später über Antrag des Burggrafen Hans Hofmann nachgeholt werden. Es fehlten aber dabei die Zünfte und Bru- derschaften. Ein schlichter theophorischer Umgang kam erst wieder 1590 auf Betreiben des Burgvogtes Murhammer im Friedhof zustande. Im nächsten

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