Josef Ofner - Die Eisenstadt Steyr

40 in den Händen der vom Landesfürsten bestellten Burggrafen oder Pfleger lag, die adeligen Geschlechtern entstammten (Seisenegger, Panhalm, Schecken, Volkenstorfer, Preuhaven, Zelkinger, Rogendorfer und andere). Zeitweilig wurde das Herrschaftsgebiet den Gemahlinnen der Landesfürsten als Mor- gengabe oder als Witwensitz zugewiesen oder aus finanziellen Gründen auch pfandweise vergeben. Im Jahr 1463 verpfändete Albrecht VI. Stadt und Herrschaft Steyr um 14.000 ungarische Goldgulden seinem Kanzler Jörg von Stein. Nach dem Tod Albrechts bemühte sich Kaiser Friedrich III. um die Rückgabe der Herrschaft. Der Pfandinhaber, der sich unter den Schutz des Böhmenkönigs gestellt hatte, wollte aber auf Steyr nicht verzichten. Vier Jahre später kam daher im Auftrag des Kaisers Herzog Albrecht von Sachsen, begleitet von Georg von Volkersdorf, Wolfgang von Schaumberg und Reinprecht vonWallsee, mit 400 Reitern nach Steyr. Da Jörg von Stein abwesend war, sollte die Burg erobert, die Stadt besetzt und die Bürger zur Huldigung aufgefordert werden. Die Bür- gerschaft kam der Aufforderung nach, doch die in der Burg liegende Besat- zung wehrte die Angriffe ab. Jörg von Stein, der sich damals in Österreich unter der Enns aufhielt, wurde von seinen Anhängern über die Vorfälle in Steyr unterrichtet. Am 25. Jänner 1467 lagerte er mit 1100 böhmischen Söld- nern auf der Hochfläche nördlich der Stadt, die seither die Bezeichnung „Tabor“ (tschechisch: Berg, Festung) trägt. Herzog Albrecht von Sachsen hatte sich schon vorher mit dem größ- ten Teil seiner Reiter nach Linz abgesetzt, nur Volkersdorf blieb in den Fes- tungswerken bei der Stadtpfarrkirche mit einem Fähnlein zurück. Stein be- lagerte das von den Bürgern verteidigte Steyrdorf. Sieben Angriffe wurden zurückgeschlagen. Beim achten Sturmangriff gelang es den feindlichen Truppen, wahrscheinlich durch Verrat, die Vorstadt zu erobern. Mit 200 Mann drang Stein bis zur Burg und zur Stadtpfarrkirche vor. Hier stellte sich ihm Volkersdorf entgegen, der aber angesichts der Übermacht den Kampf aufgeben musste. Jörg von Stein plünderte nun mit den Söldnern Garsten, St. Florian, Lambach und die Güter der Herren von Wallsee und Volkersdorf. Im Spätherbst konnte der kaiserliche Feldherr Ulrich von Grafeneck die Eisenstadt besetzen. Nach einer längeren Belagerung eroberte er auch die von den Truppen Steins besetzte Burg.

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