Josef Ofner - Die Eisenstadt Steyr

34 Eine Urkunde aus dem Jahre 1300 erwähnt einen Pfarrer zu Steyr und eine andere aus dem Jahre 1314 bezeugt die Existenz eines Pfarrhofes. Gegen Ende des 14. Jahrhunderts nahmen die Waldenser, die schon um 1270 und in den folgenden Jahrzehnten vorübergehend in Steyr eine Ge- meinde gebildet hatten, abermals überhand. Zum Inquisitor über diese reli- giöse Sekte, die nicht allein in Steyr, sondern auch in anderen Gebieten Ös- terreichs verbreitet war, wurde Petrus, der Ordensprovinzial der Cölestiner in Deutschland, bestellt, der von Steyr aus die Untersuchungen leitete und die Schuldigen dem weltlichen Gericht zuführte. Im Verlauf der von 1395 bis 1397 durchgeführten Erhebungen kam es zu Ausschreitungen, bei welchen vonWaldensern die Scheuer des Steyrer Pfarrers und der Pfarrhof inWolfern in Brand gesteckt wurden, wobei der Vikar von Wolfern und seine Leute in den Flammen den Tod fanden. Etwa hundert Angehörige der Sekte wurden 1397 in Kraxental mit dem Feuertod bestraft und in Pyrach („Ketzerfreithof“) beigesetzt. Eine Regelung der pfarrlichen und schulischen Rechte zwischen Steyr und dem Garstner Abt erfolgte durch Herzog Albrecht im Jahre 1437. Mit Schwierigkeiten war die von Steyr angestrebte und von Krems aus vorgenommene Gründung der Dominikaner-Niederlassung verbunden. Abt Berthold VI. (1461- 1473) sah darin eine Schmälerung der geistlichen Juris- diktion des Klosters Garsten, doch konnte er in Rom die Gründung nicht ver- hindern. Die Dominikaner erbauten Kirche und Kloster in der Zeit von 1427 bis 1478. Zu ihrem Wirkungsbereich gehörte auch die 1349 von Berthold von Losenstein gestiftete Kirche zu Stein in der Nähe der Stadt. Das mächtige Steyr trachtete in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhun- derts, sich von Garsten unabhängig zu machen. Die zahlreichen Benefizien- stiftungen - im Jahre 1504 bestanden zehn (Grüntaler, Vorster, Traindten, Kriechbaum, Prandstetter, Haimperger, Flezerzeche, Elendzeche, Messerer, Schneider) - lassen sich aus dieser Einstellung erklären. Auf Grund der Pfarr-Entwicklung lässt sich auch bis in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts zurück der Bestand der Stadtpfarrkirche nachweisen. Im Jahre 1287 wurden der Kapelle oder Kirche St. Gilgen und Colomani durch Papst Honorius IV. Ablässe verliehen. Diese Kirche, die eine Emporkirche be- saß, auf der sich drei Altäre befanden, fiel 1302 den Flammen zum Opfer. Sie wurde wiederaufgebaut, entsprach aber zu Anfang des 15. Jahrhunderts

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