Josef Ofner - Die Eisenstadt Steyr

25 desfürstlich privilegierten Niederlagsstadt für das Innerberger Eisen erho- ben. Auf diese bevorzugte Stellung der Stadt im österreichischen Eisenwe- sen haben die Landesfürsten wiederholt hingewiesen. Im Jahre 1360 befahl Herzog Rudolf IV., das Eisen aus dem Innerberg zur Maut nach Steyr zu brin- gen. 1371 untersagte der Landesfürst den Eisenbezug aus Böhmen und Bay- ern und gestattete den Bürgern von Waidhofen nur für die eigene Eisen- verarbeitung den Ankauf des hierzu notwendigen Materials in Leoben und Vordernberg. Auch den Kirchdorfern wurde der Eisenbezug über den Pyhrn einge- stellt und die Benützung der vom Abt zu Admont angelegten Straße über die Mendling zur oberen Ybbs verboten. Seit 1384 mussten Weyer und Waidhofen das zur Verarbeitung aus den Hammerwerken bezogene Eisen zuerst in Steyr durch drei Tage feilbieten. Nachdem Waidhofen seine Eisen- bezugsrechte nicht aufgeben wollte und nebenbei einen schwunghaften Handel mit Venediger Waren unterhielt, entbrannte zwischen beiden Städ- ten ein hartnäckiger Handelskrieg, der erst durch einen Schiedsspruch Kai- ser Maximilians I. im Jahre 1501 zugunsten der Steyrer Bürgergemeinde entschieden wurde. Das von den Radmeistern produzierte Roheisen verarbeiteten die Hammermeister zu Weicheisen und verschiedenen Stahlsorten (Vorder- kern-, Roh- und Mittelstahl). Im Mittelalter vollzog sich der Eisenbezug durch die Steyrer Eisenhändler wahrscheinlich in der Weise, dass die Ham- mermeister das auf Flößen nach Steyr verfrachtete Eisen den Bürgern drei Tage lang zum Kaufe anbieten mussten. Später deckten die Eisenhändler ihren Bedarf meist monatlich bei den Hammerwerken gegen Barzahlung. Schließlich kam es zum Abschluss von Lieferungsverträgen, worin sich die Eisenhändler zu einer Vorschusszahlung, die Hammermeister zur Lieferung einer bestimmten Eisen- und Stahlmenge verpflichteten. Die Steyrer ver- legten auch Radwerke und trugen Sorge, dass die von ihnen bevorzugten Hammermeister mit genügend Roheisen versehen waren. Dieser Zustand bewirkte auf die Dauer nicht nur eine ungleichmäßige Beschäftigung in der Eisenproduktion, sondern machte auch Rad- und Hammermeister von ih- ren Verlegern völlig abhängig, weshalb landesfürstliche „Eisenordnungen“ ein geregeltes Verhältnis der „drei Glieder“ (Radmeister, Hammermeister, Steyrer Eisenhändler) herbeizuführen suchten. In Steyr verdrängte allmäh- lich eine Minderheit wohlhabender Eisenherren die ärmeren Eisenhändler.

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