Josef Ofner - Die Eisenstadt Steyr

21 Jene Stadtbewohner, die in keinem eigenen Hause, sondern in gemie- teten Räumen wohnten, nannte man Inwohner oder Inleute. An den Stadt- privilegien hatten sie nur geringen Anteil. Die in Steyr damals ansässigen Juden lebten nach ihrem eigenen Recht und standen nicht im Genuss der bürgerlichen Freiheiten. 1371 erlaubten ihnen Albrecht III. mit bestimmten Waren, Wein und Getreide ausgenom- men, zu handeln, aber einige Jahrzehnte später (1420) erfolgte ihre erste Ausweisung. Das Bürgerspital Für alte, arme oder kranke Bürger bestand schon im 12. Jahrhundert in Steyrdorf eine Fürsorgeanstalt, das Spital. Eine Stiftung zu demselben durch Wezilo de Styre wird bereits um 1180 erwähnt. Zu Beginn des 14. Jahr- hunderts konsekrierte Bischof Ruger den dazugehörigen, für die Spitalsinsas- sen bestimmten Friedhof. Im Jahre 1302 wurde das Gebäude ein Raub der Flammen. Königin Elisabeth, damals Inhaberin der Herrschaft Steyr, ließ es wiederaufbauen, 1305 waren Kirche und Spital vollendet. Der Unterhalt der 32 Pflegepersonen wurde aus den Erträgnissen der zahlreichen Stiftungen bestritten. Die Königin begabte 1313 das Bürgerspital reichlich mit Gilten, darunter auch mit 30 Fuder Hallstätter Salz. Vermögende Bürger (Ponhalm, Scheck und andere) stifteten Dienste und Güter, aber auch Weinberge in Österreich unter der Enns. In einem kellerartigen Gewölbe unter der Kirche wurde später, wie Preuenhueber berichtet, der „Spitalwein“ ausgeschenkt. „Daher es für ein Wahrzeichen gehalten wird“, so schreibt der Chronist, „daß einer sei zu Steyer gewest, wann er anzuzeigen weiß, daß er allda ein Kirchen über einem Wirtshaus gesehen“. In rechtlicher Hinsicht unterstand diese karitative Einrichtung mit all ihren Liegenschaften dem Magistrat. Die Verwaltung oblag einem Ratsmit- glied, dem Spitalverwalter. Neben der eigentlichen Haus- und Kirchenverwal- tung hatte er nach einer späteren Instruktion auch die Untertanendienste zu überwachen und ein Urbar zu führen, denn das Bürgerspital trug den Cha- rakter einer Grundherrschaft. Im Laufe der Jahrhunderte erfuhren die Kirche und das Spitalgebäude

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