Josef Ofner - Die Eisenstadt Steyr

18 bildete den Abschluss dieser Mauer. Am Fuß der Styraburg entwickelte sich allmählich die Handelsstadt der Otakare, die sich immer mehr gegen Süden vorschob und schließlich die obere Zeile des Stadtplatzes umfasste. Urkunden aus dem 12. und 13. Jahrhundert bezeichnen Steyr als eine städtische Siedlung (1170: „urbs“; 1252: „civitas“). Über die Entwicklung der Vororte Ennsdorf und Steyrdorf sind wir mangelhaft unterrichtet. Wir wissen, dass in Ennsdorf ursprünglich Fischer ansässig waren („Fischhub“) und in Steyrdorf im 11. Jahrhundert in der Nähe des Bürgerspitals eine Mühle bestand. Wie das Stadtrecht vom Jahre 1287 erkennen lässt, besaß Steyr wahr- scheinlich schon im 12. Jahrhundert Eisenhandelsprivilegien. Nach dem Er- löschen des Markgrafengeschlechtes blieben diese wichtigen Freiheiten auch weiterhin der Stadt erhalten, was vielleicht zum Teil dem hier sesshaft gewordenen Adel zugeschrieben werden mag, der durch seine Beziehungen zum Hof der Babenberger ein Abgleiten des Eisenhandels an die hierfür günstiger gelegene Handelsstadt Enns zu verhindern wusste. Gleich anderen Österreichischen Städten dürfte auch Steyr im 13. Jahrhundert durch die Babenberger, die mehrmals die Stadt besuchten, eine Erweiterung der städtischen Machtbefugnisse erfahren haben. Mit dem Aussterben dieses Herrschergeschlechtes (1246) begannen aber auch für die aufblühende Stadt schwere Zeiten. Bis zum Jahre 1252 unterstand sie Dietmar von Steyr, wurde anschließend von den Truppen des Böhmen- königs Ottokar besetzt und 1276 mit anderen obderennsischen Städten an den Baiernherzog Heinrich verpfändet. Erst nach dem Sieg Rudolfs von Habsburg über Ottokar auf dem Marchfeld (1278) konnten die verpfände- ten Gebiete wieder eingelöst werden. Am 23. August 1287 bestätigte Herzog Albrecht l. die alten Vorrechte der Eisenstadt und gewährte ihr neue Begünstigungen. Dieses Stadtrecht war für die weitere wirtschaftliche Entwicklung Steyrs von grundlegender Bedeutung. Die 565 Millimeter lange und 390 Millimeter hohe Pergament- urkunde, die mit einem an roten, grünen und weißen Seidenfäden hängen- den einseitigen Reitersiegel versehen ist, wird heute noch im Stadtarchiv verwahrt. Das in lateinischer Sprache abgefasste „große Privilegium“, wie das Stadtrecht auch bezeichnet wird, ist die älteste Urkunde der Stadt.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2