Josef Ofner - Die Eisenstadt Steyr

131 Der hervorragende Gelehrte, der eine Berufung nach Berlin ablehnte, wurde 1900 zum Hofrat und 1903 zum Mitglied der Akademie der Wissen- schaften ernannt. Seit 1904 gab er die „Kunstgeschichtlichen Anzeigen“ heraus. Wickhoff, der jahrelang an einem Nierenleiden litt, verschied am 6. April 1909 zu Venedig. Im Friedhof von San Michele di Murano fand er seine letzte Ruhestätte. Seit dem 20. Oktober 1912 trägt sein Geburtshaus (Stadt- platz Nr. 25) eine Gedenktafel. Josef Werndl, der Begründer der Steyrer Waffenindustrie In einem bescheidenen Vorstadthaus (Wieserfeldplatz Nr. 37) wurde am 26. Februar 1831 der geniale Großindustrielle Josef Werndl geboren. Seine Eltern Leopold und Josefa Werndl, geb. Müllner, gaben ihren Sohn, nachdem er die Kreishauptschule in Steyr absolviert hatte, zum Wiener Ge- wehrfabrikanten Fruhwirth in die Lehre. In der staatlichen Waffenfabrik in Währing, wo er während seiner freiwilligen Dienstzeit bei einem Wiener Chevauleger Regiment 1849 als Büchsenmacher arbeitete, sah er moderne aus Amerika eingeführte Maschinen für die Massenproduktion. In den nächsten Jahren begab sich Werndl nach Thüringen und an- schließend in die Vereinigten Staaten. Er arbeitete in Ilion und Hartford und kehrte mit reichen Fachkenntnissen in die Heimat zurück. Im Jahre 1853 errichtete er imWehrgraben (Kettenhuber-Schleife) eine Polier- und Schlei- ferwerkstätte. Nach dem Ableben seines Vaters am 4. Dezember 1855 führte er gemeinsam mit der Mutter das Unternehmen. Den Grundstein zu seiner weltberühmten Waffenerzeugung legte Werndl im Jahre 1862 mit dem Ankauf der Papiermühle Jochers im Wehr- graben. In diesen Jahren lag die Steyrer Eisenindustrie arg darnieder, es herrschten Absatzstockung und Arbeitslosigkeit. Nach einer Arbeit von zwei Jahren hattenWerndl und sein Werkmeis- ter Karl Holub (1830 bis 1903), der aus Stradonitz in Böhmen stammte und in Prag das Schlosserhandwerk erlernt hatte, im Jahre 1863 einen zweck- mäßigen Verschluss für Hinterladergewehre konstruiert, der alle bisherigen Systeme übertraf. In diesem Jahre unternahm Werndl in Begleitung seines Werkmeisters nochmals eine Reise in die Neue Welt, um seine Fabrik mit den neuesten Maschinen ausstatten zu können. Am 16. April 1864 wurde

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