Josef Ofner - Die Eisenstadt Steyr

124 Schellmann, Josef v. Koller, Sylvester v. Paumgarten und Ritter v. Dornfeld gastliche Aufnahme. Der „Hofoperist“ Vogl wurde am 10. August 1768 in Steyr als Sohn ei- nes Greißlers und Schiffschreibers geboren. Mit neun Jahren sang er schon auf dem Chor der Stadtpfarrkirche. Er studierte in Kremsmünster und Wien. Im Jahre 1794 wandte er sich der Bühnenlaufbahn zu. Seine großartige Ge- sangs- und Darstellungskunst machten ihn rasch berühmt. Als Fünfzigjähriger lernte Vogl im Jahre 1817 Schubert kennen, dessen Talent der hochgebildete Sänger bis zu seinem Tode (20. November 1840) in jeder Weise zu fördern trachtete und damit zum „Vorkämpfer des Schubertschen Liedes“ wurde. Am 7. Juni 1914 enthüllte der Männer-Gesangverein „Kränzchen“ am Geburts- hause Vogls, Haratzmüllerstraße Nr. 32, eine von Professor Leo Zimpl ge- schaffene Gedenktafel. Schubert war von Steyr und seiner Umgebung begeistert. „In Steyr hab' ich mich und werd' mich noch sehr gut unterhalten, die Gegend ist himmlisch schön“, schrieb er am 19. August 1819. In der Eisenstadt traf er einen guten Bekannten aus der Konviktszeit, den beim Kreisamt tätigen Kon- zeptspraktikanten Albert Stadler. Für den Vizefaktor der Eisengewerkschaft Sylvester v. Paumgarten komponierte er sein herrliches Forellenquintett. Im Sommer 1823 wohnten Schubert und Vogl im Schellmannschen Hause (Stadtplatz Nr. 34), unternahmen Ausflüge in die Umgebung und be- gaben sich für kurze Zeit nach Linz. Schubert arbeitete damals emsig an sei- ner Oper „Fierrabras“. Im Jahre 1825 hielt sich Franz Schubert dreimal in Steyr auf, und zwar vom 20. Mai bis anfangs Juni, vom 27. Juli bis Mitte August und acht Tage im September. Nach dem ersten Besuch wanderte er nach St. Florian, Krems- münster, Gmunden, Linz und Steyregg. Vor seinem letzten Aufenthalt in un- ser er Stadt empfing ihn in Gastein Ladislaus Pyrker, Erzbischof von Erlau. Zu Schuberts Freunden gehörte auch der am 3. November 1787 in Steyr geborene Dichter Johann Mayrhofer (gest. 5. Februar 1836). Durch lange Zeit hatten beide in Wien eine Wohnung inne. Nächst Goethe war es Mayrhofer, dessen Dichtungen von Schubert bevorzugt wurden. Nicht weni- ger als 47 Gedichte des Steyrers wurden von ihm vertont. Zur Erinnerung an den Aufenthalt Schuberts in der Eisenstadt ließ im Jahre 1890 die Steyr er Liedertafel ein von Tilgner entworfenes Marmorrelief am einstigen Hause Paumgartners (Stadtplatz Nr. 16) anbringen.

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